Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
verlassen
1ver|lạs|sen [mhd. verlāʒen, ahd. farlāʒan = loslassen; fahren lassen; entlassen; preisgeben; erlassen, verzeihen; anordnen; zulassen; überlassen, übergeben; übrig lassen, hinterlassen; unterlassen]: 1. bestimmte Erwartungen, Hoffnungen in jmdn., etw. setzen in Bezug auf etw. (z. B. das Gelingen): sich auf seine Freunde v.; auf ihn kann ich mich hundertprozentig v.; man kann sich [nicht] auf ihn v. (er ist [nicht] zuverlässig); du solltest dich nicht immer auf andere v. [sondern selbst etwas unternehmen]; sich auf sein Glück v.; du kannst dich auf ihr Urteil v. (sie hat ein sicheres Urteil); du kannst dich darauf v., dass sie kommt, dass alles geregelt wird; ich werde ihm diese Gemeinheit heimzahlen, darauf kannst du dich v./worauf du dich v. kannst! (da kannst du sicher sein!). 2. weg-, fortgehen von, aus etw., sich von einem Ort entfernen: die Heimat, ein Land v.; eine Party früh v.; das Zimmer, den Raum, den Saal, das Geschäft v.; seinen Platz, sein Versteck v.; er hat das Haus, die Firma um 7 Uhr verlassen; sie mussten das Hotel, die Stadt Hals über Kopf v.; Wir geben ihm etwas zu trinken, aber er ist nicht zu bewegen, den Tisch zu v. (Remarque, Obelisk 190); Er besteigt einen Waggon des Zuges, der kurz darauf die Station verlässt (Sobota, Minus-Mann 35); verlassen Sie sofort meine Wohnung!; die Autobahn v.; Einige Tage später ... verließ ich Pisa und begab mich unverzüglich nach Rom (Jens, Mann 111); Und Josefine verließ diesen Beichtstuhl ohne Absolution (Alexander, Jungfrau 328); sie verließ fluchtartig das Lokal; Als die Besatzung das Boot verlassen hatte, ging T. noch mal an Bord (Ott, Haie 338); er hatte die Schule ohne Abschlussprüfung verlassen (war ohne Abschlussprüfung von der Schule abgegangen); sie konnte heute erstmals das Bett v. (aufstehen); die letzten Cabrios verließen das Werk (wurden ausgeliefert); das Haus war verlassen (stand leer); ein verlassenes (herrenlos zurückgelassenes) Fahrzeug; Die Täter flüchteten in einem gestohlenen Auto, das kurze Zeit später verlassen aufgefunden wurde (MM 29./30. 3. 80, 1); Er war ... in einem außerhalb der Saison verlassenen (nicht bewohnten) Villenviertel unterwegs (Tages Anzeiger 12. 11. 91, 12); Anfang Juli wurde das Strafmaß für ... eigenmächtiges Verlassen des Dienstes erheblich verschärft (Leonhard, Revolution 63); Ü wir verlassen jetzt dieses Thema; ... hat nun der Staatspräsident Frankreichs als erster diesen Standpunkt verlassen (Dönhoff, Ära 154); Man hat wohl den Eindruck, ... dass auch in Sitte und Erziehung vielfach die alten Bahnen verlassen worden waren (Thieß, Reich 67). 3. sich von jmdm., dem man nahe gestanden hat, mit dem man in gewisser Weise verbunden ist, trennen: seine Familie, Frau und Kind v.; Seine Gefährtin verließ ihn für einen anderen (Strauß, Niemand 50); Warum hatte Thomas Mann ... Bermann Fischer und seinen Verlag doch nie verlassen? (Reich-Ranicki, Th. Mann 19); jmdn., der in Not ist, v.; unser treu sorgender Vater hat uns für immer verlassen (verhüll.; ist gestorben); sie fühlte sich ganz verlassen (allein u. hilflos); R und da/dann verließen sie ihn (ugs.; ich, er weiß nicht mehr weiter); Ü alle Kräfte verließen sie; Der Zorn verließ ihn auch während der folgenden Tage nicht gänzlich (Bergengruen, Feuerprobe 41); der Mut, alle Hoffnung hatte mich verlassen; ... die Gewissheit, dass es gut so sei, hatte ihn nicht einen Augenblick verlassen (Schnabel, Marmor 11); dann verließ ihn die Besinnung (wurde er ohnmächtig). 4. a) hinterlassen (1 b): Mich schreckt der Name nur, den ich verlasse, ein göttlich Erbteil meinen Kindern (Schiller, Phädra III, 3); b) zurücklassen: Doch eines ... ist es, was mich kümmert, die Braut verließ ich unter fremdem Schutz (Schiller, Braut v. Messina 1689 f.).————————
2ver|lạs|sen : in unangenehm empfundener Weise ohne jedes Leben, ohne Lebendigkeit u. daher trostlos-öde wirkend: eine -e Gegend.
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