Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
verlangen
ver|lạn|gen [mhd. verlangen, zu ↑"langen", urspr. unpers. gebr., die Bed. „begehren“ entwickelte sich aus „(zeitlich) lang dünken“]: 1. nachdrücklich fordern, haben wollen: mehr Lohn, Schadenersatz, Genugtuung, Rechenschaft, eine Erklärung, sein Recht v.; sie verlangt, vorgelassen zu werden; Und dann kam der Vater herein und verlangte gebieterisch, dass sie zu Bett gingen (Thieß, Legende 99); sie verlangte ihn zu sprechen; du verlangst Unmögliches von mir; du kannst von ihm nicht gut v., dass er alles bezahlt; Wer aber konnte im Ernst v., dass sie das alles vergäßen? (Erh. Kästner, Zeltbuch 136); mehr kann man wirklich nicht v.; das ist zu viel verlangt; Lernen sie, etwas von sich zu v. und dadurch Selbstbewusstsein und Lebensmut zu gewinnen? (R. v. Weizsäcker, Deutschland 80); die Rechnung v. (um die Rechnung bitten); ... sie verlangte in die Stille hinein ein gutes halbes Pfund (= Spekulatius; Hahn, Mann 104); es wird von jedem Pünktlichkeit verlangt; Ü Verstöße gegen das Gesetz sind Unrecht und verlangen Sühne (NJW 19, 1984, 1082). 2. a) erfordern; unbedingt brauchen; nötig haben: diese Arbeit verlangt Geduld, Aufmerksamkeit, Können; eine solche Aufgabe verlangt den ganzen Menschen; Höhere Genauigkeit verlangt eben teure Technologien (natur 10, 1991, 73); b) (in einer bestimmten Situation) notwendig machen, erfordern, gebieten: der Anstand verlangt, dass du dich entschuldigst; wir mussten das tun, was die Situation, die Vernunft [von uns] verlangte; Die Tätigkeit als Regierungsmitglied verlangt nicht, dass der Minister aus dem Ressort hervorgegangen ist, welches er leitet (Fraenkel, Staat 293). 3. (als Gegenleistung) haben wollen: sie verlangte 200 Mark [von ihm]; er hat für die Reparatur nichts verlangt; Jedenfalls verlange ich für mein Auftreten ... doppelte Gage (Thieß, Legende 200); Zudem war er ... ein verlässlicher Handelsvertreter, der keine Prozente und kaum Tabak für getätigte Geschäftsabschlüsse verlangte (Grass, Hundejahre 52). 4. jmdn. auffordern, etw. zu zeigen, vorzulegen: den Ausweis, das Zeugnis v.; ... und verlange die Quittungen von Finanzamt und Krankenkasse zu sehen (Fallada, Mann 228); (schweiz.:) haben Sie ihm die Papiere verlangt? 5. [am Telefon] zu sprechen wünschen: bei Kartenbestellungen verlangen Sie bitte die Kasse; du wirst am Telefon verlangt; Ihr Freund, Herr Arlecq, verlangt Sie telefonisch, sagt der Major und Wirt (Fries, Weg 72); dein Typ wird verlangt (salopp; jmd. möchte dich sprechen); Ü ... obwohl jetzt die Glocke des Fernsprechers dringend nach Arzt und Bahre verlangte (Langgässer, Siegel 281). 6. (geh.) a) wünschen, dass jmd. zu einem kommt: nach einem Arzt v.; die Sterbende verlangte nach einem Priester; b) etw. zu erhalten wünschen: nach Brot, einer Zigarette v.; die Kranke verlangte nach einem Glas Wasser; wir verlangen nach größerer Selbstständigkeit; Was glauben denn die meisten jungen Krakeeler, die nach Wiedervereinigung verlangen, wie das aussehen soll? (Freie Presse 30. 12. 89, 4); Er hatte für ihre Fragerei ein nichts sagendes mürrisches Gebrabbel. Verlangte (wollte) ins Bett; er fürchtete das Reißen oder wenigstens einen starken Schnupfen (Feuchtwanger, Erfolg 734); c) sich nach jmdm., etw. sehnen: er verlangte nach einem Menschen, dem er vertrauen konnte; dass noch der zweiundsiebzigjährige Michelangelo an neue Liebe dachte, nach ihr verlangte (Reich-Ranicki, Th. Mann 79); verlangend die Hände ausstrecken; es verlangt mich, ihn noch einmal zu sehen; das Kind streckte verlangend die Hände nach dem Geschenk aus.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: verlangen