Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
vergessen
1ver|gẹs|sen [mhd. vergeʒʒen, ahd. firgeʒʒan, zu einem Verb mit der Bed. „fassen, ergreifen“ u. eigtl. = aus dem (geistigen) Besitz verlieren]: 1. aus dem Gedächtnis verlieren; nicht behalten, sich nicht merken können: die Hausnummer, das Datum, die Vokabeln v.; ich habe seinen Namen vergessen; ich habe vergessen, was ich sagen wollte; ich vergesse sehr leicht (habe ein schlechtes Gedächtnis). 2. nicht [mehr] an jmdn., etw. denken: jmdn., etw. sein Leben lang, sein Lebtag nicht v. [können]; seinen Ärger, seine guten Vorsätze v.; Angesichts der Nashörner vergisst er alle Würde und rettet sich durch einen Sprung (natur 9, 1991, 54); Dies nämlich war es, was ihn ... alle Vorsicht v. ... ließ (Maass, Gouffé 182); er wollte diese Frau, dieses Erlebnis so rasch wie möglich v.; seine Umgebung, sich völlig v. (völlig versunken sein); Es war etwas Besonderes an diesem Abend im Park ... Wir spielten miteinander und vergaßen alles andere (Thor [Übers.], Ich 1998); ich habe meinen Schirm im Zug vergessen (liegen lassen); seine Schlüssel v. (nicht daran denken, sie einzustecken, mitzunehmen); sie wird noch einmal ihren Kopf v. (ugs. scherzh.; lässt immer Dinge irgendwo liegen); ich habe ganz, völlig vergessen, dass heute Sonntag ist; (bei Aufzählungen:) gestern kamen Vater, Mutter und Großmutter, nicht zu v. Tante Erna; der Kummer war bald vergessen; sie glaubte sich vom Leben schon vergessen; Weihnachten war längst vergessen (lag schon weit zurück); sie hatten über dem Erzählen ganz die Arbeit vergessen; das vergisst man/das vergisst sich nicht so leicht; vergiss dich selbst nicht! (fam.; nimm dir auch etwas [zu essen, zu trinken!]); das kannst du v.! (ugs.; das ist jetzt nicht mehr aktuell; daraus wird nichts); Die üblichen Lokale, die lang geöffnet haben, kann ich v. Dort sitzen Bullen (Sobota, Minus-Mann 234); den Mantel kannst du v. (ugs.; er ist nicht mehr brauchbar); Schmalfilmer, die auf Video umsteigen wollen, sollten ... alles v., was sie ... mit der Filmkamera gelernt haben (Hörzu 9, 1981, 93); eine vergessene (heute unbekannte) Dichterin; in einer neuen Umgebung vergisst man leichter; vergiss nicht deiner Pflichten! (veraltet, noch geh.; denke an deine Pflichten!); Er ... ermahne ihn noch einmal eindringlich, seines Schwurs nicht zu v. (Süskind, Parfum 140); er vergisst jedes Jahr auf/(seltener:) an ihren Geburtstag (österr., südd.; denkt nicht daran, zu gratulieren); sie hatte völlig darauf vergessen (südd., österr.; nicht daran gedacht), dass ihr Sohn heute kommen wollte; *jmdm. etw. nie/nicht v. (jmdm. für sein Verhalten in einer bestimmten Situation immer dankbar bzw. böse sein): und das vergesse ich ihm bis zur Rente nicht (Loest, Pistole 183); ∙ Könnt ich der Zeiten v., da sie mich liebte (Goethe, Egmont I); Jetzt vergaß ich meiner Würde (Rosegger, Waldbauernbub 143). 3. die Beherrschung über sich selbst verlieren: sich im Zorn völlig v.; wie konntest du dich so weit v., ihn zu schlagen?; Denn nie durfte er sich v., nie aus der Fassung geraten (Reich-Ranicki, Th. Mann 33).————————
2ver|gẹs|sen [eigtl. adj. 2. Part. von 1"vergessen"]: vergesslich: Wir aber müssten sehr undankbar, sehr v. sein, wenn wir uns nicht erinnerten, was wir der Regentin schuldig sind (Goethe, Egmont IV); Die Jugend ist v. aus geteilten Interessen; das Alter ist v. aus Mangel an Interessen (Goethe, Zahme Xenien V).
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