Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Tisch
Tịsch, der; -[e]s, -e [mhd. tisch, ahd. tisc = Tisch; Schüssel < lat. discus = Wurfscheibe; flache Schüssel, Platte < griech. dískos = Wurfscheibe (↑"Diskus"); der Bedeutungswandel von „flache Schüssel“ zu „Tisch“ erklärt sich daraus, dass in alter Zeit zu den Mahlzeiten jede einzelne Person ihren eigenen Esstisch, der zugleich Essschüssel war, vorgesetzt bekam (für germ. Verhältnisse von dem röm. Historiker Tacitus überliefert)]: 1. a) Möbelstück, das aus einer waagerecht auf einer Stütze, in der Regel auf vier Beinen, ruhenden Platte besteht, an der gegessen, gearbeitet, auf die etw. gestellt, gelegt werden kann: ein großer, kleiner, viereckiger, runder, ovaler, niedriger, schmaler, schwerer, eichener, ausziehbarer, fahrbarer T.; ein gedeckter T.; der T. war reich gedeckt (es gab reichlich u. gut zu essen); der T. wackelt; ein T. im Lokal war noch frei; Nach einer Stunde war der T. abgeräumt (Johnson, Achim 337); den T. ausziehen, decken, abdecken, abwischen; ein paar -e zusammenrücken; jmdm. einen T. [im Restaurant] reservieren; der Ober wies ihnen einen T. an; am T. sitzen, arbeiten; sich [miteinander] an einen T. setzen; ein paar Stühle an den T. rücken; etw. auf den T. stellen, legen; Was auf den T. kommt, wird gegessen (Zenker, Froschfest 193); die Ellenbogen auf den T. stützen; das Essen steht auf dem T.; wir saßen alle um einen großen T.; er versuchte, seine langen Beine unter dem T. unterzubringen; die Teller vom T. nehmen; vom T. aufstehen; Haugk nahm die Füße vom T., wohin er sie nach der Begrüßung wieder gelegt hatte (H. Gerlach, Demission 14); *[mit etw.] reinen T. machen (ugs.; klare Verhältnisse schaffen; wohl bezogen auf den Schreib- oder Arbeitstisch, auf dem bei Arbeitsschluss keine Rechnungen, Schriftstücke usw. od. Werkzeuge liegen sollen): Deshalb sei es an der Zeit, reinen T. zu machen und auch die Freudenmädchen prinzipiell unter den Schutz ... des Grundgesetzes zu stellen (Spiegel 14, 1976, 86); runder T. (Kreis, Gremium von gleichberechtigten Partnern): etw. am runden T. verhandeln; ... gefordert ... eine Art runder T. gegen das Verbrechen (Spiegel 47, 1993, 74); Stadt und Verkehrsverein wollen einen »Rahmenkatalog« erstellen ..., nachdem sich ja auch »runde Tische« schon seit Jahren mit der Problematik befassen (RNZ 23. 7. 99, 3); am grünen T., vom grünen T. aus (ganz theoretisch, bürokratisch; ohne Kenntnis der wirklichen Sachlage; die Beratungstische der Behörden waren früher häufig grün bezogen): eine solche Entscheidung darf auf keinen Fall am grünen T., vom grünen T. aus gefällt werden; jmdn. an einen T. bringen (zwei od. mehrere Parteien zu Verhandlungen zusammenführen): schließlich gelang es doch, die beiden Streithähne an einen T. zu bringen; sich mit jmdm. an einen T. setzen (mit jmdm. Verhandlungen führen, reden); etw. auf den Tisch [des Hauses] legen (etw. [offiziell] zur Kenntnis bringen, vorlegen; wohl eigtl. = dem Parlament [= dem Hohen Haus] etw. vortragen): ... wenn beide Vorstände ein gemeinsames Konzept auf den T. des Hauses legen würden (Spiegel 44, 1991, 162); Vom sowjetischen Chefdelegierten ... auf den T. gelegt: der neue sowjetische Abrüstungsvorschlag (Basler Zeitung 2. 10. 85, 5); bar auf den T. des Hauses (ugs.; in bar): Mit je 50 000 Mark bar auf den T. des Hauses wollte eine Fertighausbaufirma ... Reklame machen (Hörzu 8, 1972, 30); auf den T. hauen, schlagen (ugs.; sich anderen gegenüber energisch einsetzen, durchsetzen): Hier kann man nicht mehr taktieren, hier muss man auf den T. hauen (v. d. Grün, Glatteis 138); jmdn. über den T. ziehen (ugs.; jmdn. übervorteilen, hereinlegen): Dennoch wird nun allenthalben gefragt, wer nun wen von beiden über den T. zieht, welche Partei den größeren Vorteil hat (Rheinpfalz 13. 4. 91, 2); unter den T. fallen (ugs.; nicht berücksichtigt, getan werden; nicht stattfinden): das Projekt ist unter den T. gefallen; Im Bonner Parlament sitzen immer mehr Interessenvertreter von Wirtschaftsverbänden und anderen Organisationen ... Allgemeininteressen fallen unter den T. (Woche 28. 2. 97, 2); unter den T. fallen lassen (ugs.; nicht berücksichtigen, beachten, durchführen; nicht stattfinden lassen); jmdn. unter den T. trinken/(salopp:) saufen (ugs.; sich beim gemeinsamen Trinken mit jmdm. als derjenige erweisen, der trinkfester ist): Wie Hubert damals den Zweizentnermann unter den T. soff (Härtling, Hubert 322); von T. und Bett getrennt sein, leben (nicht mehr in ehelicher Gemeinschaft leben); vom T. sein (ugs.; erledigt, bewerkstelligt sein): Das Energieproblem ist nicht vom T. (CCI 4, 1985, 40); vom T. müssen (ugs.; erledigt werden müssen): die Sache muss heute noch vom T.; etw. vom T. bringen (ugs.; etw. erledigen, bewerkstelligen): Wir blieben dabei, dieses Reizthema vom T. zu bringen (W. Brandt, Begegnungen 180); etw. vom T. wischen, fegen (ugs.; etw. als unwichtig abtun, als unangenehm beiseite schieben): Anderl wischte diesen Einwand leicht vom T. (Kühn, Zeit 232); Der unüberhörbare Spott, mit dem sie seine Sorge um Katharina vom T. fegte (Ossowski, Liebe ist 156); zum T. des Herrn gehen (geh.; am Abendmahl teilnehmen, zur Kommunion gehen); b) Personen, die an einem ↑"Tisch" (1 a) sitzen: der ganze T. brach in Gelächter aus; Ein T. spielt Karten. Einer redet, wie immer von alten Zeiten (Richartz, Büroroman 55). 2. Mahlzeit, Essen: sie sind, sitzen bei T.; nach T. pflegt er zu ruhen; vor T. noch einen Spaziergang machen; darf ich zu T. bitten?; bitte, zu T.!; sich zu T. setzen; ... welch seltene Gunst es sei, vom Meister zu T. geladen zu werden (Hesse, Narziß 233); ∙ Über (landsch.; bei) T. war Lenz wieder in guter Stimmung (Büchner, Lenz 89).
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Ansicht: Tisch