Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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stoßen
sto|ßen [mhd. stōʒen, ahd. stōʒan]: 1. a) in [gezielter] schneller Bewegung [mit etw.] auf jmdn., etw. auftreffen: jmdn. mit dem Fuß, Ellenbogen, mit seinem Koffer s.; jmdn./jmdm. in die Seite s.; er stieß mit der Faust an, gegen die Scheibe; der Stier stieß mit den Hörnern nach ihm; Vorsicht, der Ziegenbock stößt (ist stößig); b) mit kurzer, heftiger Bewegung eindringen lassen; mit kurzer, heftiger Bewegung in etw. stecken, hineintreiben: jmdm. ein Messer in die Rippen s.; sie stieß sich einen Dolch ins Herz, durch die Brust; Bohnenstangen in die Erde s.; das Schwert in die Scheide s.; c) durch Stoßen (1 a) in etw. hervorbringen: er hat mit der Stange ein Loch in die Scheibe gestoßen; d) mit einem ↑"Stoß" (1 a) von einer Stelle weg-, irgendwohin bewegen: jmdn. aus dem Zug, ins Wasser, von der Leiter, zur Seite s.; Am nächsten Tag hat dich Bruno zum Spaß mit Kleidern und Schuhen ins Meer gestoßen (Handke, Frau 106); sie stieß das weinende Kind von sich; die Kugel mit dem Queue s.; er hat die Kugel 20 Meter [weit] gestoßen; Ü man hat ihn aus der Gemeinschaft gestoßen; die schartigen Schornsteine des Chemiewerks stießen blütenrein scheinenden Dampf in den blauen Himmel (Hahn, Mann 65); Und nun wollte sie der gewalttätige Bischof von Chur ihres Wittums berauben und sie und die armen Waisen in Not und Elend s. (Feuchtwanger, Herzogin 35); man hat ihn vom Thron gestoßen (ihn abgesetzt); die Eltern haben den Sohn von sich gestoßen (geh.; haben ihn verstoßen); jmdn. auf etw. s. (deutlich auf etw. hinweisen). 2. a) in einer schnellen Bewegung unbeabsichtigt kurz u. heftig auf jmdn., etw. auftreffen, mit jmdm., etw. in Berührung kommen : gegen jmdn. s.; Ich bin vor einer Woche auf dem ... Korridor gegen eines dieser widerwärtigen Möbelstücke gestoßen (Kinski, Erdbeermund 25); mit dem Kopf an die Decke s.; b) in einer schnellen Bewegung unbeabsichtigt mit einem Körperteil kurz u. heftig auf jmdn., etw. auftreffen, sodass es schmerzt [u. man sich dabei verletzt] : pass auf, dass du dich nicht stößt!; sich an der Tischkante s.; ich habe mich [am Kopf] gestoßen; ich habe mir im Dunkeln an der Tür den Kopf [blutig] gestoßen; sich an der Stirn eine Beule s. (sich die Stirn stoßen u. eine Beule bekommen). 3. a) jmdm. unvermutet begegnen: bei ihrem Aufenthalt in der Stadt stießen sie auf alte Bekannte; Lebensgeschichten von Leuten, auf die ich irgendwann einmal in meinem Leben gestoßen war (Mayröcker, Herzzerreißende 151); b) unvermutet finden, entdecken, auf etw. treffen: auf Erdöl s.; beim Aufräumen auf alte Fotos s.; Ich stieß durch Zufall vor einem Jahr auf den Text (Vaterland 27. 3. 85, 25); Immer wieder stoßen wir auf Verbrechen, die aus der Nazizeit herrühren (Weber, Tote 105); die Polizei stieß auf eine heiße Spur; Da stoßen wir immer wieder auf dieselbe Frage (NJW 19, 1984, 1086); Ü sie stieß [mit ihrem Plan], ihr Plan stieß auf Ablehnung, Kritik; ... stoßen junge Männer, die sich der Prozedur der Gewissensprüfung unterziehen, eher auf Unverständnis (Zivildienst 2, 1986, 18); Anfangs stießen sie damit nur auf den Hohn der Bürger (Fest, Im Gegenlicht 264); Auf ein reges Interesse der Öffentlichkeit stieß gestern Nachmittag die Urteilsverkündung (MM 9./10. 1. 88, 9). 4. sich jmdm., einer Gruppe anschließen, sich mit etw. vereinigen : zu der Gruppe s.; nach unserem Abstecher stoßen wir wieder zu euch; zu den Rebellen s.; als er im französischen Exil zur Familie gestoßen war (Reich-Ranicki, Th. Mann 224). 5. direkt auf etw. zuführen : die Straße stößt auf den Marktplatz. 6. an etw. grenzen : sein Zimmer stößt an das der Eltern; das Grundstück stößt an die Straße, unmittelbar an den Wald. 7. etw. als unangebracht od. unangemessen empfinden u. Unwillen darüber verspüren; an etw. Anstoß nehmen : sich an jmds. ordinärer Sprache s.; sie stießen sich an seinem Benehmen; Viele stießen sich auch an der schlechten Versorgungslage in Rumänien (Tages Anzeiger 19. 11. 91, 10). 8. (Jägerspr.) sich im steil nach unten gerichteten Flug auf ein Tier stürzen : der Habicht stößt auf seine Beute. 9. eine körnige o. ä. Substanz zerstoßen, zerkleinern : Zimt, Zucker [zu Pulver] s.; gestoßener Pfeffer. 10. a) sich als Fahrzeug unter ständiger Erschütterung fortbewegen: der Wagen stößt auf der schlechten Wegstrecke; b) in Stößen (4 a) erfolgen: der Wind stößt (weht in Stößen); mit stoßendem Atem sprechen, gelaufen kommen. 11. jmdn. [stoßweise] heftig erfassen : ein Schluchzen stieß sie; Irgend etwas von der furchtbaren Notwendigkeit, die ihn von innen her stieß (Giordano, Die Bertinis 265). 12. (veraltend) kurz u. kräftig in etw. blasen : in die Trompete s.; der Wächter stieß dreimal ins Horn. 13. (ugs.) jmdm. etw. unmissverständlich zu verstehen geben : ich habe ihm das gestern gestoßen. 14. (vulg.) (vom Mann) koitieren : Männer betrachten einen anderen Mann, wie er eine Frau stößt (Frings, Männer 61); Heute stoß' ich meine Alte (Fichte, Wolli 47); Ich möcht' dich ma' wieder von hinten s. (Bukowski [Übers.], Fuck 70). 15. (schweiz.) a) (ein Fahrzeug, z. B. Fahrrad) schieben; b) (ein Auto) anschieben; c) (Aufschrift auf Türen) drücken: Bitte s.!