Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
so
1so:"sol".————————
2so [mhd., ahd. sō; urspr. nur Adv. mit der Bed. »in dieser Weise«]: I. 1. a) bezeichnet eine durch Kontext od. Situation näher bestimmte Art, Weise eines Vorgangs, Zustands o. Ä.: auf diese, solche Art, Weise; in, von dieser, solcher Art, Weise: so kannst du das nicht machen; so ist es nicht gewesen; so betrachtet/gesehen, hat er Recht; die so genannten Schwellenländer; feinste Blutgefäße, so genannte Kapillaren; das israelische Parlament, die so genannte »Knesseth«; Seit einer Woche ... wird der so genannte Leihwagen-Prozess verhandelt (Dönhoff, Ära 38); (spött.:) wo sind denn deine so genannten Freunde?; (als Ausdruck des Sichdistanzierens von einem Sprachgebrauch:) die so genannte Demokratie, freiheitliche Grundordnung, künstlerische Freiheit; ... gibt es auch in der so genannten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) keine freie Arbeiterbewegung (Fraenkel, Staat 29); in gewissen Büros der so genannten westlichen Welt (Neues D. 13. 6. 64, 4); für die Sonderbehandlung der so genannt offensichtlich missbräuchlichen Asylgesuche (NZZ 1./2. 5. 83, 20); das ist, wenn ich so sagen darf, eine Unverfrorenheit; recht so!; gut so!; sie spricht einmal so, ein andermal so, bald so, bald so, erst so, dann so; das kann man so und so, so oder so (in dieser u. jener, in dieser od. anderer Weise) deuten; die Sache verhält sich so (folgendermaßen); wir können sie so (in diesem Zustand) unmöglich allein lassen; mir ist so (es scheint mir, ich habe den Eindruck), als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen; so ist es! (als Entgegnung: das stimmt, trifft völlig zu); So und nicht anders schaukelt man sich durch die achtzehn Monate hindurch (Spiegel 9, 1977, 46); er spricht so, dass man ihn gut versteht; *so oder so (in jedem Fall): Für die einen bin ich verblödet und für die anderen von Gott veräppelt, so oder so bin ich blamiert (Dürrenmatt, Meteor 60); du musst das Geld so oder so zurückzahlen; b) mit Ellipse des Verbs bei Zitaten od. Quellenangaben: mit diesen Worten, in diesem Sinne äußert[e] sich ..., steht es in ...: »Die Verteidigungsausgaben«, so der Minister, »werden von der Etatkürzung nicht betroffen«; man setzt hier ein Komma, so der Duden, wenn ... 2. a) bezeichnet ein durch Kontext od. Situation näher bestimmtes [verstärktes] Maß o. Ä., in dem eine Eigenschaft, ein Zustand o. Ä. vorhanden, gegeben ist: in solchem Maße, Grade; dermaßen: einen so heißen Sommer hatten wir seit Jahren nicht; noch nie hatte ich eine so riesige Bühne, eine so kostbare Ausstattung gesehen (Koeppen, Rußland 105); so einfach ist das gar nicht; sprich bitte nicht so laut; warum kommst du so spät?; er ist nicht so töricht, das zu tun; (mit entsprechender begleitender Geste:) er ist so groß; er versteht nicht so viel (nicht das Geringste) davon; wir sind so weit (im Großen und Ganzen) zufrieden; alles ging so weit (bis dahin) gut, aber dann ...; sie war so erschrocken, dass sie kein Wort hervorbringen konnte; er war so begeistert von der Idee, dass er sich sofort bereit erklärte, mitzumachen; *so weit sein (ugs.; 1. fertig, bereit sein. 2. [von einem erwarteten Zeitpunkt o. Ä.] gekommen sein: es ist [noch nicht, bald, endlich] so weit); b) im Ausrufesatz od. in einer Art Ausrufesatz; oft in Verbindung mit der Partikel »ja«: überaus, maßlos: ich bin [ja] so glücklich darüber!; das tut uns [ja] so Leid!; ich bin so müde; c) kennzeichnet als Korrelat zu der Vergleichspartikel »wie« od. »als« eine Entsprechung: ebenso, genauso: es kam alles so, wie er es vorausgesehen hatte; Das Landesmuseum hatte angerufen, sie sollten alles so lassen, wie es wäre (Küpper, Simplicius 40); er ist so groß wie du; er ist so reich wie geizig; so weiß wie Schnee (schneeweiß); er hat so viel bekommen wie/(seltener:) als sie; das ist so viel wie gar nichts; das war so viel wie eine Zusage; du darfst nehmen, so viel wie du willst; er kann es so wenig wie du; es gefällt mir so wenig wie dir; er war so wenig dazu bereit wie die anderen; so früh, bald, rasch, oft, gut wie/als möglich (möglichst früh, bald usw.). 3. a) (ugs.) in der Funktion eines Demonstrativpronomens; weist auf die besondere Beschaffenheit, Art einer Person od. Sache hin: solch, solche: so ein schönes Lied!; Und so eine Position wollen Sie aufgeben, Sie Riesenross? (Remarque, Obelisk 242); so ein Angebot kann man doch nicht einfach ausschlagen!; das ist auch so eine, einer (abwertend; in Bezug auf jmdn., der in eine bestimmte negative Kategorie eingeordnet wird); Sich auf offener Straße mit so einer (verhüllend; mit einem Flittchen) abzuknutschen (Fallada, Mann 66); (intensivierend:) so ein Pech, Zufall! (das ist wirklich ein großes Pech, ein großer Zufall); Sie Kamel! ... Wer so jemand hat, soll hinter Ihrer Frau herlaufen? (Remarque, Obelisk 317); und so was (ugs. abwertend; solch einen Menschen/solche Menschen) nennt man nun seinen Freund/seine Freunde; [na/nein/also] so was! (als Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung); so Goldbuchstaben halten ja nun mal nicht ewig (Schnurre, Ich 95); b) (veraltet, bibl.) in der Funktion eines Relativpronomens: welcher, welche, welches: auf dass ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne (1. Korinther 9, 20); ∙ Zu was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen? (Schiller, Fiesco IV, 6). 4. (ugs.) ohne den vorher genannten od. aus der Situation sich ergebenden Umstand, Gegenstand: nimm dem Mann die Handfessel ab. Der kommt auch so mit (Fallada, Jeder 98); ich hatte meine Mitgliedskarte vergessen, da hat man mich so reingelassen; ich habe so (ohne zusätzliche Arbeit, ohnehin) schon genug zu tun. 5. (ugs.) a) relativiert die Genauigkeit einer folgenden Zeit-, Maß- od. Mengenangabe: etwa, schätzungsweise: so in zwanzig Minuten bin ich fertig; (oft [intensivierend] in Verbindung mit einem bedeutungsgleichen Adv.:) so etwa/gegen 9 Uhr; so an/um die hundert Personen; er hat es so ziemlich (in etwa) verstanden; b) nachgestellt in Verbindung mit »und« od. »oder«; als vage Ergänzung od. nachträgliche Relativierung einer genau[er]en Angabe: Ähnliches: hier kommen viele Fremde her, Matrosen und so (Schmidt, Strichjungengespräche 230); wenn wir Ärger kriegen oder so; eine Stunde oder so kann es schon dauern. 6. allein stehend od. in isolierter Stellung am Satzanfang: a) signalisiert, dass eine Handlung, Rede o. Ä. abgeschlossen ist od. als abgeschlossen erachtet wird, bildet den Auftakt zu einer resümierenden Feststellung od. zu einer Ankündigung: Er schlug den letzten Nagel ein. So, das hält für die ersten fünf Jahre (Kuby, Sieg 20); so, das wäre geschafft, erledigt; so, und jetzt will ich dir mal was sagen; so, und nun?; b) drückt als Antwort auf eine Ankündigung, Erklärung Erstaunen, Zweifel aus: Er will morgen abreisen. - So? (wirklich?); So? Das wäre aber sonderbar. 7. (konsekutiv) a) (geh.) also, deshalb, infolgedessen: du hast es gewollt, so trage [auch] die Folgen; du warst nicht da, so bin ich allein spazieren gegangen; b) in diesem Falle ... [auch]; dann: Hast du einen Wunsch, so will ich ihn dir erfüllen (Reinig, Schiffe 101); R hilf dir selbst, so hilft dir Gott. 8. temporal; drückt meist unmittelbare zeitliche Folge aus: und schon; da: kaum war er heraus, so stellte sich Kurlbaum hinter einen Stuhl und begann ... (Tucholsky, Werke I, 162); es dauerte gar nicht lange, so kam er. II. 1. in der Fügung »so dass«: ↑"sodass".2. (geh.) konditional: falls: sags noch einmal, so du dich traust (Broch, Versucher 76); so Gott will, sehen wir uns bald wieder. 3. konzessiv; oft in Korrelation mit »auch [immer]«: wenn (auch)/obwohl wirklich, sehr: so Leid es mir tut (wenn es mir auch/obwohl es mir wirklich Leid tut), ich muss absagen; so angestrengt er auch nachdachte, er kam zu keiner Lösung. 4. vergleichend: So menschlich sauber Scheffer war, so anrüchig war Döpner (Niekisch, Leben 316); so jung sie ist, so unerfahren ist sie. III. 1. drückt in Aussagesätzen eine Bekräftigung, Nachdrücklichkeit aus: wirklich; richtig: das war so ganz nach meinem Geschmack; das will mir so gar nicht einleuchten; er schlug die Tür zu, dass es nur so knallte; mir ist das so egal. 2. drückt in Aussage- u. Fragesätzen Unbestimmtheit aus u. verleiht dem Gesagten oft den Charakter der Beiläufigkeit: er machte sich so seine Gedanken; er hat so seine Pläne; ich habe da so meine Zweifel; was die Leute so reden; wie geht es euch [denn] so?; Mein Mann ... war ... impressioniert, auch von allem, was ich ihm so erzählte (Katia Mann, Memoiren 78). 3. drückt in einleitender Stellung in Aufforderungssätzen eine gewisse Nachdrücklichkeit aus, oft in Verbindung mit »doch«, »schon«: so komm doch/schon endlich!; so glaub mir doch, ich konnte nichts dafür; so lasst uns beginnen!; so hör doch endlich auf!
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