Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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sitzen
sịt|zen [mhd. sitzen, ahd. sizzen, verw. mit lat. sedere = sitzen]: 1. a) eine Haltung eingenommen haben, bei der man mit Gesäß u. Oberschenkeln bei aufgerichtetem Oberkörper auf einer Unterlage (bes. einem Stuhl o. Ä.) ruht [u. die Füße auf den Boden gestellt sind]: [auf einem Stuhl] weich, bequem, schlecht s.; das Kind kann nicht still, ruhig s.; er kann vor Schmerzen nicht s.; am Tisch, am Fenster, auf einer Bank, im Gras, in der Sonne, im Schatten, in der 4. Reihe, neben jmdm., hinter jmdm., zu mehreren um den Tisch, zu jmds. Füßen, hoch zu Pferd, zwischen lauter Fremden s.; Der saß im Reitsitz auf einem alten Küchenstuhl (Sommer, Und keiner 257); Rolf hatte schon das Fahrrad, und ich durfte einmal auf der Stange s. (Schwaiger, Wie kommt 73); Herr Warga sitzt zurzeit auf dem Klo (Ossowski, Flatter 45); Die ist vor zehn Minuten noch auf deinem Barhocker gesessen (Sobota, Minus-Mann 171); Auf der Terrasse saßen vier Männer hinter Colaflaschen (Loest, Pistole 137); Ich gebe zu bedenken, dass in der Schule die Lehrer bestimmen, wo und mit wem man sitzt (Strittmatter, Der Laden 608); er kam ans andere Ende des Tisches, neben mich zu s.; eine sitzende Lebensweise (Lebensweise, bei der jmd. viel sitzt); (verblasst:) am Schreibtisch s. (dort arbeiten); ich habe den ganzen Tag am Steuer gesessen (bin Auto gefahren); an der Nähmaschine s. (mit der Nähmaschine nähen); In der Nacht saß sie aufgerichtet an der Schreibmaschine und tippte schnell (Handke, Frau 108); an, bei, über einer Arbeit s. (mit einer Arbeit beschäftigt sein); beim Kaffee s. (Kaffee trinken); bei Tisch, beim Essen s. (beim Essen sein); auf der Anklagebank s. (angeklagt sein); stundenlang beim Friseur, im Wartezimmer s. (warten [müssen]); das Mädchen blieb oft beim Tanzen s. (wurde oft nicht zum Tanz aufgefordert); im Café, Wirtshaus s. (seine Zeit verbringen); Zwei Stunden sei sie im Bahnhofsgebäude gesessen (Cziffra, Ungelogen 65); nach seinem Unfall saß er schon bald wieder im Sattel (ritt er schon bald wieder); über den Büchern s. (eifrig lesen u. studieren, lernen); Adolf sitzt viel vorm Fernseher (sieht viel fern; Chotjewitz, Friede 79); den ganzen Tag zu Hause s. (sich sehr selten nach draußen, unter Menschen begeben); sie hat dem Künstler [für ein Porträt] gesessen (hat sich ihm [für eine gewisse Zeit irgendwo sitzend] als Modell für ein Porträt zur Verfügung gestellt); Ü auf seinem Geld s. (ugs.; sich nicht davon trennen wollen, es auf keinen Fall hergeben); sie ist s. geblieben (ugs. veraltet; ist unverheiratet geblieben); ein Mädchen, seine Freundin, seine Verlobte s. lassen (ugs. veraltend; [trotz Eheversprechens] schließlich nicht heiraten); er hat sie schwanger gemacht und dann sitzen lassen/(seltener:) gelassen (ugs.; im Stich gelassen); sie hat ihren Mann und die Kinder s. lassen/(seltener:) gelassen; sie ließen ihn mit seiner Ware einfach s. (ugs.; nahmen, kauften sie ihm nicht ab); wir wollten uns heute treffen, aber er hat mich s. lassen/(seltener:) gelassen (ugs.; hat die Verabredung nicht eingehalten u. ist nicht gekommen); unsere Putzfrau, der Klempner, die Babysitterin hat uns s. (ugs.; vergeblich warten) lassen/(seltener:) gelassen; der Händler ist auf seiner Ware s. geblieben (ugs.; hat dafür keinen Käufer gefunden); da niemand den Sarg bestellt haben wollte, blieb Wilke damit sitzen (Remarque, Obelisk 244); er ist während seiner Schulzeit zweimal s. geblieben (ugs.; nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt worden); man hat ihn ein Jahr vor dem Abitur s. lassen (ugs; nicht in die höchste Klasse versetzt); der Teig, der Tortenboden, der Rührkuchen ist leider s. geblieben (landsch.; beim Backen nicht aufgegangen); b) (schweiz.) sich setzen: auf eine Bank, an den Tisch, zu jmdm. s.; c) (von Tieren) sich auf etw., an einer bestimmten Stelle aufhalten, niedergelassen haben: da sitzt eine Ratte, eine Eidechse, ein Schmetterling; an der Wand sitzt eine Spinne; In den Pappeln saßen ein paar Krähen (H. Gerlach, Demission 197); die Henne sitzt [auf den Eiern] (brütet); die Pflanze sitzt voller Blattläuse (an der Pflanze sitzen viele Blattläuse). 2. a) an einem [entfernten] Ort leben u. tätig sein: sie sitzt in einem kleinen Dorf bei Kiel; Und ihr Mann saß irgendwo im Osten (Erné, Kellerkneipe 139); die Firma, die Regierung sitzt (hat ihren Sitz) in Berlin; auf dem Gut sitzt ein Pächter (das Gut ist verpachtet); b) Mitglied in einem Gremium o. Ä. sein: im Parlament, im Stadtrat, in einem Ausschuss, im Vorstand, im Aufsichtsrat s.; c) (ugs.) wegen einer Straftat längere Zeit im Gefängnis eingesperrt sein: im Gefängnis, hinter Gittern, hinter schwedischen Gardinen s.; der hat öfters schon gesessen ... wegen Betrug (Schmidt, Strichjungengespräche 71). 3. sich an einer bestimmten Stelle befinden: der Knopf sitzt an der falschen Stelle, zu weit links; an dem Zweig sitzen mehrere Blüten; der Hut saß ihm schief auf dem Kopf; der Nagel sitzt zu hoch; Ü in allen Ritzen sitzt Dreck, Staub; der Geruch sitzt in den Gardinen; der Schreck, die Angst saß ihm noch in den Gliedern (wirkte noch in ihm nach); *etw. [nicht] auf sich s. lassen [können/wollen] (etw. [nicht] unwidersprochen lassen [können/wollen]); auf jmdm. s. bleiben (an jmdm. hängen bleiben): der Vorwurf, Makel blieb auf ihm s.; einen s. haben (salopp; angetrunken sein). 4. in Schnitt, Form, Größe den Maßen, dem Erscheinungsbild des Trägers entsprechen; ↑"passen" (1 a): der Anzug sitzt [gut, tadellos, nicht]; ein besorgter Trauerkloß, der wissen wollte, ob unsere Unterhosen richtig säßen (Kant, Aufenthalt 10); nach der Kopfwäsche sitzt ihr Haar besser; eine gut sitzende Brille, Krawatte; er trägt schlecht sitzende Anstaltskleidung (Ossowski, Flatter 198). 5. (ugs.) a) so einstudiert, eingeübt sein, dass man das Gelernte perfekt beherrscht [u. richtig anwenden, ausführen kann]: beim Meister sitzt jeder Handgriff; die Vokabeln müssen einfach s.; Mit der Bildplatte ... können Lektionen so oft wiederholt werden, bis sie sitzen (Hörzu 11, 1975, 18); selbst der kleinste Gag sitzt (Augsburger Allgemeine 13. 5. 78, 43); b) richtig treffen u. die gewünschte Wirkung erreichen: der Hieb, der Schuss, die Ohrfeige hat gesessen; Ü das hat gesessen (diese Bemerkung hat die beabsichtigte [einschüchternde, verletzende o. ä.] Wirkung erreicht).