Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
schwingen
schwịn|gen [mhd. swingen, ahd. swingan, verw. mit ↑"schwanken"]: 1. a) sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit, einen Bogen beschreibend, hin u. her bewegen : die Schaukel schwingt; das Pendel s. lassen; an den Ringen, am Reck s.; Ein kleines Mädchen ... schwingt hoch auf dem Schaukelbrett zwischen zwei Bäumen (Strauß, Niemand 189); Die Flügel (= Fensterflügel) schwangen knarrend im kühlen Nachtwind (Sebastian, Krankenhaus 83); b) sich schwingend (1 a) irgendwohin bewegen : durch die Luft s.; der Artist schwingt am Trapez durch die Kuppel; das Segel schwang knarrend hin und her wie das Pendel einer ... Uhr (Rolf Schneider, Erdbeben 37); c) (Physik) Schwingungen (1 b) ausführen : die Membran schwingt; das ganze System beginnt zu s.; durch den Gleichschritt begann die Brücke zu s.; ein schwingender Körper; eine schwingende Luftsäule; etw. wird zum Schwingen angeregt; der Anschlag der Taste bringt die Saite zum Schwingen. 2. [mit ausgestrecktem Arm über seinem Kopf] in einem Bogen geführt hin u. her, auf u. ab bewegen : eine Fahne, ein Tuch s.; die Beine, die Arme s.; den Weihrauchkessel über dem Altar [hin und her] s.; ein Kind durch die Luft s.; er schwang ... ein aufgerolltes Tau in der Hand (Hausmann, Abel 100); Und dazu schwang er seine Glocke, in einer Weise, wie wenn er wütig an einem Strick risse (Maass, Gouffé 286); Im modischen, grauen Anzug, den schönen, ererbten Elfenbeinstock leicht schwingend (Feuchtwanger, Erfolg 30); grüßend den Hut s. (schwenken); die Peitsche, den Knüppel, den Hammer, die Axt s. (damit schlagen); sie schwingen Besen, Pfannen, Kochlöffel (scherzh.; hantieren, arbeiten damit; Schnabel, Marmor 136). 3. a) sich mit einem Schwung irgendwohin bewegen: sich aufs Fahrrad, aufs Pferd, in den Sattel s.; der Vogel schwingt sich in die Luft, in die Lüfte; In wehenden Nachthemden schwangen sich Gestalten aus den Betten (Kirst, 08/15, 219); Manfred schwang sich ... mit einer Flanke über die Bande (Maegerlein, Triumph 108); b) (landsch., bes. südd.) weggehen, verschwinden: schwing dich!; der soll sich ja s.!; Also dann, ich schwing' mich (M. L. Fischer, Kein Vogel 131). 4. (geh.) a) als Schall wahrnehmbar sein, klingen, schallen : der Schlussakkord schwang noch im Raum; das Heulen des Sturmes ... schwang wie Glockengeläute, durchgellt von wilden Schreien, in den Wanten (Hausmann, Abel 43); Wie immer, so auch heute, schwang das Lied des Lagers über den kahlen Köpfen (Apitz, Wölfe 259); b) sich als Schall irgendwohin fortpflanzen : der Orgelklang schwang durch die Kirche; sie (= meine Stimme) schwang durch die Nacht (Hildesheimer, Tynset 33); Vom Hochhaus schwangen zwölf Schläge über die Dächer (Fries, Weg 50); c) "schallen" (c) : Die Luft schwang von entferntem, vielstimmigem Hochgeschrei (Th. Mann, Hoheit 23). 5. (in jmds. Äußerung o. Ä.) zum Ausdruck kommen : ein bitterer Vorwurf, Kritik schwang in seinen Worten; in ihrer Stimme schwang Freude, Bedauern; überall in dieser Musik schien mir ... diese Ätherklarheit zu s. (Hesse, Steppenwolf 179). 6. (Ski) in Schwüngen ↑"abfahren" (1 c) : ins Tal, zu Tal s.; fast bedächtig schwang er durch die Tore (Olymp. Spiele 16). 7. (geh.) in einem Bogen verlaufen, sich in einem Bogen erstrecken : In weitem Bogen schwang sich die Bucht (Salomon, Boche 41); Ü Eine so gewaltig sich über Jahrtausende schwingende Brücke muss auf ungeheuren Pfeilern ruhen (Thieß, Reich 123). 8. (Landw.) (Flachs, Hanf) von Holzresten reinigen . 9. (schweiz.) ringen, indem man den Gegner mit der rechten Hand am Gürtel, mit der linken am aufgerollten Hosenbein fasst u. versucht, ihn zu Boden zu werfen : mit jmdm. s.; er ist Meister im Schwingen.
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