Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
schlucken
schlụ|cken [mhd. slucken, Intensivbildung zu einem Verb mit der Bed. „hinunterschlingen“, wohl lautm.]: 1. a) durch reflexartige zusammenziehende Bewegung der Zungen- u. Halsmuskeln vom Mund in die Speiseröhre u. den Magen gelangen lassen: beim Schwimmen versehentlich Wasser s.; Auswurf, Blut s.; die Tabletten soll man [unzerkaut] mit etwas Flüssigkeit s.; eine Medizin, Lebertran s. (einnehmen) müssen; Stine ... kochte im Übrigen Tee, den Berta s. (trinken) musste, ob er ihr nun schmeckte oder nicht (Nachbar, Mond 153); Ich schluckte (trank schnell) einen bitteren Kaffee (Seghers, Transit 279); warum kiffst du, schluckst du, schießt du? (Spiegel 25, 1980, 175); Ü sie ... ließ den Rauch vor den Mund heraus und schluckte ihn wieder (zog ihn durch den Mund wieder ein; Gaiser, Schlußball 49); b) Zungen- u. Halsmuskeln wie beim ↑"Schlucken" (1 a) von etw. bewegen, betätigen: eine Angina haben und kaum, nicht s. können; er schluckte vor Schreck wie ein Ertappter (Maass, Gouffé 53); Corinna konnte nicht gleich antworten. Sie musste erst ein paarmal s. (Hausmann, Abel 82). 2. (salopp) (etw. Alkoholisches) trinken: zwei Flaschen Bier täglich s.; hast du was zu s.?; Auch Sandra schluckt viel (Spiegel 48, 1975, 166); dass sie hier ihren geliebten Weinbrand schluckte (MM 11. 6. 80, 23); Und wo Fußballfans so ins Reden kommen, da wird auch ordentlich geschluckt (Hörzu 44, 1977, 8). 3. (ugs.) ([schädliche] Stoffe) durch Mund od. Nase in den Körper aufnehmen: viel Staub, Ruß, Qualm s. [müssen]; Ich habe vierzehn Tage Ruhe, weil ich etwas Gas geschluckt habe (Remarque, Westen 203). 4. (ugs. abwertend) seinem Besitz, seiner Sphäre einverleiben; in seinen Besitz, in seine Gewalt bringen: Ich war nie mehr dort, seit die Deutschen Österreich geschluckt haben (Saarbr. Zeitung 17. 12. 79, 25/27); Sein Konzern wurde vom Konkurrenten Hoesch geschluckt (Spiegel 5, 1966, 46); Was früher die Aktionäre an Dividende geschluckt haben, ... (v. d. Grün, Glatteis 278). 5. (ugs.) a) etw. Unangenehmes widerwillig, aber ohne Widerrede hinnehmen: einen Tadel, eine Benachteiligung s. [müssen]; Allerdings muss ich dafür eine Unmenge Bosheit s. (Geissler, Wunschhütlein 43); da man einen anderen Kandidaten nicht hatte, schluckte man diesen (Niekisch, Leben 68); Ü eine Liste aller Automodelle ..., die den bleifreien Kraftstoff problemlos s. (ADAC-Motorwelt 3, 1986, 56); b) ohne Anzweiflung hinnehmen, glauben: eine Entschuldigung, Ausrede s.; Der Mann schien die Geschichte auch zu s. (Spiegel 39, 1978, 194); Dem Prott hab' ich einen Bären aufgebunden, der schluckt doch alles (Loest, Pistole 8); c) Mühe haben, etw. innerlich zu verarbeiten, mit etw. fertig zu werden: an etw. s.; an dieser Niederlage, Enttäuschung hatte er [ganz schön] zu s. 6. (ugs.) a) etw. in sich aufnehmen u. verschwinden lassen: der Boden schluckt viel Wasser; die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr s.; die Fabriktore schlucken die Massen der Arbeiter; Der Treppenschacht schluckt ihn (Fries, Weg 119); Der Stoßfänger schluckt (absorbiert) einen Längsstoß bis zu 8 km/h (ADAC-Motorwelt 10, 1984, 23); Schlaglöcher und Bodenwellen werden unauffällig geschluckt (machen sich nicht störend bemerkbar; auto 8, 1965, 22); der Teppich schluckt (dämpft) den Schall; dunkle Farben schlucken (absorbieren) viel Licht; Die ... „Bullion“-Münzen ... wurden vom Markt problemlos geschluckt (fanden genügend Käufer; NZZ 26. 10. 86, 19); b) verbrauchen, verschlingen: der Motor, der Wagen schluckt viel [Benzin], bis zu 20 Liter auf 100 km; die Anschaffungen haben viel Geld geschluckt; ein großer Teil der Versicherungsbeiträge, des Spendenaufkommens wird von der Verwaltung geschluckt; Aber man weiß auch, dass er (= der VW-Bus) kräftig schluckt (ADAC-Motorwelt 4, 1981, 46).
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