Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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schließen
schlie|ßen [mhd. slieʒen, ahd. slioʒan, H. u.]: 1. a) bei einer Sache bewirken, dass sie nach außen abgeschlossen, zu ist: eine Kiste, einen Koffer, eine Flasche, einen Briefumschlag s.; die Hand [zur Faust] s.; er schloss die Augen [bis auf einen schmalen Spalt]; ein Buch s. (zuschlagen); einen Gürtel (den Verschluss eines Gürtels) s.; jmdm. das Kleid s.; ein hinten geschlossenes (zu schließendes) Kleid; b) in eine solche Stellung bringen, so bewegen, handhaben, dass dadurch etw. geschlossen wird: einen Deckel, eine Tür, einen Knopf, einen Reißverschluss, ein Ventil, einen Hahn s.; die Lippen [fest] s. (in gegenseitige Berührung bringen); mit geschlossenen Beinen; bei [halb] geschlossener Blende; c) (eine Öffnung, einen Durchlass o. Ä.) undurchlässig, unpassierbar o. Ä. machen: einen Durchgang, Zugang [mit einer Barriere] s.; eine Lücke s. (ausfüllen); einen gebrochenen Deich wieder s. (an der beschädigten Stelle reparieren); einen [Strom]kreis s. (vervollständigen); einen Kontakt s. (eine elektrische Verbindung herstellen); Ü eine Grenze s. (das Passieren einer Grenze untersagen). 2. < s. + sich> sich zusammenlegen, -falten: die Blüten schließen sich; die Fangarme schlossen sich um das Opfer. 3. sich auf eine bestimmte Weise ↑"schließen" (1 b) lassen: die Tür, der Deckel schließt nicht richtig, etw. schwer; die Türen schließen automatisch (werden automatisch geschlossen). 4. in einen geschlossenen (1) Zustand gelangen: die Tür schloss sich; die Wunde hat sich geschlossen; der Kreis schließt sich. 5. a) sich ↑"anschließen" (4): an den Vortrag schloss sich noch eine Diskussion; mit dem ... viereckigen Platze für Märkte und Paraden, ... an den sich Schwärme, Züge, Viertel voller niederer Holzhäuser s. (A. Zweig, Grischa 93); b) ↑"anschließen" (3): er aber schloss daran die Worte: „Ich wünsche recht guten Appetit ...“ (Th. Mann, Krull 300); c) ↑"anschließen" (2): schließ die Lampe doch direkt an die Batterie!; ∙ d) sich ↑"anschließen" (5 a): Ein junger Ritter, Hugo, schloss sich an den stillen, betrübten Eckbert (Tieck, Eckbert 21). 6. a) *etw. in sich s. (etw. [mit] enthalten): die Aussage schließt einen Widerspruch in sich; b) ↑"einschließen" (3): wir wollen ihn [mit] in unser Gebet s.; c) umfangen, umfassen, umgreifen u. (an einer bestimmten Stelle [am Körper]) festhalten: die Mutter schloss das Kind fest an ihre Brust, in die Arme; er schloss die Münze fest in seine Hand. 7. a) etw. für Besucher, Kunden o. Ä. zeitweilig unzugänglich machen: sie schließen ihren Laden über Mittag; der Schalter wird um 17 Uhr geschlossen; das Museum ist heute geschlossen; b) ↑"geschlossen" (7 a) werden: die Läden schließen um 18 Uhr; die Börse schloss freundlich (Börsenw.; bei Börsenschluss standen die Kurse günstig ); Die Standardwerte schlossen (Börsenw.; standen bei Börsenschluss im Kurs) bis zu 3 DM pro Aktie niedriger (MM 25. 1. 74, 7); c) (eine Firma, Institution o. Ä.) veranlassen, den Betrieb einzustellen: die Behörden haben die Schule wegen der Epidemie [bis auf weiteres] geschlossen; er hat seinen Laden aus Altersgründen geschlossen (aufgegeben); d) den Betrieb einstellen, ruhen lassen: die Fabrik musste s., weil die Zulieferungen ausblieben. 8. a) einen Schlüssel im Schloss herumdrehen: du musst zweimal s.; b) (von einem Schlüssel, einem Schloss) [in einer bestimmten Weise] zu betätigen sein, funktionieren: der Schlüssel, das Schloss schließt etwas schwer, nicht richtig; der Schlüssel schließt (landsch.; passt) zu beiden Türen. 9. a) ↑"einschließen" (1): den Schmuck in eine Kassette s.; er schloss ihn in den Keller; warum schließt er sich in sein Zimmer?; ∙ Ich möchte Georgen und Franzen geschlossen sehn (eingesperrt, als Gefangene sehen)! - Es wär' ein Anblick, um Engel weinen zu machen (Goethe, Götz IV); b) ↑"anschließen" (1): sie schlossen ihre Fahrräder [mit Ketten] an einen Zaun. 10. a) (eine Veranstaltung o. Ä.) beenden, für beendet erklären: eine Sitzung, Versammlung s.; „die Verhandlung ist geschlossen“, sagte der Richter; b) zum Ende bringen, beenden: er schloss seinen Brief, Vortrag mit den Worten ...; die Rednerliste ist geschlossen (weitere Wortmeldungen können nicht berücksichtigt werden); hiermit möchte ich für heute s.; Ich schloss (beendete meine Mahlzeit) mit einer ... Äpfelcharlotte (Fallada, Herr 140); c) zu Ende gehen, enden: mit diesen Worten, mit dieser Szene schließt das Stück; Der Tag schloss in einer unerfreulichen Stimmung (Niekisch, Leben 334). 11. (einen Vertrag o. Ä.) eingehen, abschließen: einen Vertrag, Pakt s.; mit jmdm. die Ehe s.; Frieden s.; eine Bekanntschaft s. (jmdn. kennen lernen); einen Kompromiss s. (sich auf einen Kompromiss einigen). 12. a) (eine Tatsache, eine Annahme) von etw. ableiten, herleiten: aus deiner Reaktion schließe ich, dass du anderer Meinung bist; das lässt sich [nicht] ohne weiteres daraus s.; von dem Stil können wir mit einiger Sicherheit auf den Autor s.; Das Gebäude musste also viel älter sein, als sich nach seinem Äußeren s. ließ (Geissler, Wunschhütlein 26); ... die sich, aus ihren Gesten zu s., gerade verabschieden wollten (Langgässer, Siegel 100); ∙* für jmdn. s. (ein Beweis für jmdn. sein, jmds. ↑"Schluss" 2 a bestätigen): Das schließt für mich, mein Vater (Lessing, Nathan I, 2); b) etw. an einem Fall Beobachtetes, Vorhandenes auch für andere Fälle für zutreffend, gültig halten: man kann von den hiesigen Verhältnissen nicht ohne weiteres auf die Zustände in Frankreich s.; R du solltest nicht immer von dir auf andere s. (ugs.; was für dich zutrifft, muss deswegen nicht auch für andere zutreffen). ∙ 13. <2. u. 3. Pers. Sg. Präs. u. Imperativ 2. Pers. Sg. auch schleußest, schleußt, schleuß!:> Freude, Mäßigkeit und Ruh' schleußt dem Arzt die Türe zu (Friedrich von Logau [1604-1655], dt. Dichter, Deutscher Sinn-Gedichte Drey Tausend [1. Tausend, 4. Hundert, Nr. 41]; Herausgegeben von G. Eitner, Tübingen 1872); schleuß dem feindlichen Spott dein Ohr zu (Goethe, Achilleis 254).