Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
schlecht
schlẹcht [mhd., ahd. sleht, urspr. = glatt; eben, zu ↑"schleichen" in der Bed. „leise gleitend gehen“; Bedeutungswandel über die spätmhd. Bed. „einfach, schlicht“]: 1. von geringer Qualität, viele Mängel aufweisend, minderwertig: -e Ware; -es Essen; ein -er Wein; ein -er Stoff; -e (stickige, verbrauchte) Luft; ein -er Film, Roman; der Garten befindet sich in einem -en Zustand; eine -e Leistung; -e Arbeit leisten; eine -e Haltung, Aussprache haben; ein -es/s. Englisch sprechen; die Milch ist s. geworden (ist verdorben); der Plan, der Gedanke ist gar nicht s. (recht gut); als sich dann meine Eltern scheiden ließen, wurde ich ganz s. im Unterricht (Hornschuh, Ich bin 4); Ich hatte viel zu tun, um ... wieder gutzumachen, was sie s. gemacht hatten (Niekisch, Leben 305); s. arbeiten; er hat seine Aufgabe s. erledigt; *jmdn. s. machen (Nachteiliges über jmdn., etw. sagen; herabsetzen, verächtlich machen): er versuchte, seine Kolleginnen beim Chef s. zu machen; alles muss sie s. machen! 2. schwach, unzulänglich, (nach Menge, Stärke, Umfang) nicht ausreichend: ein -es Gehalt; er ist ein -er Esser; eine -e Ernte; -e Ergebnisse erzielen; die deutsche Wirtschaft hatte ein -es (nicht ertragreiches) Jahr; ein -es Gedächtnis haben; seine Augen sind s., werden immer -er; die Arbeit wird s. bezahlt; s. bezahlte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer; die Vorstellung war s. besucht; das Hauptergebnis der Fusion sind s. beratene Kundinnen und Kunden; das Zimmer ist s. geheizt; Er ließ den Wagen in ein Gewirr von s. oder gar nicht erleuchteten Straßen zum Hafen hinabrollen (Simmel, Stoff 615); s. beleuchtete Vorstadtgässchen; s. hören, sehen; s. geschlafen haben; die Geschäfte gehen s.; der Kamin zieht s.; s. (schwer, langsam) lernen; die Wunde heilt s.; *nicht s. (ugs.; sehr): sie staunte nicht s., als sie das hörte. 3. a) ungünstig, nachteilig für etw., nicht glücklich, schlimm: -e Zeiten; das ist ein -es Zeichen; das wäre ein -er Tausch!; -es Wetter; -er Laune/s. gelaunt sein; die Schule hat einen -en Ruf; Ob sich die Anni vorstellen könne, welch -es Renommee das für die Kinderanstalt bedeute (Kühn, Zeit 239); Sie sind momentan in einer etwas -en Verfassung (Hörzu 48, 1974, 12); einen -en Eindruck machen; sie hat einen -en Umgang; er trägt immer solche s. sitzenden Anzüge; der Schauspieler hat eine -e Presse (wird nicht gut beurteilt); sich s. (nicht den Umgangsformen entsprechend) benehmen; s. (elend, krank) aussehen; -e Manieren haben; eine Erfrischung wäre jetzt nicht s.!; mit jmdm., um jmdn. steht es s./jmdm. geht es s. (sein Gesundheitszustand od. seine wirtschaftliche Lage ist besorgniserregend); im Heim hat sie es sehr s. gehabt; wir sind s. dabei weggekommen (haben weniger erhalten, als wir uns vorgestellt hatten); das Essen ist mir s. bekommen; etwas s. vertragen; bei der Prüfung hat er s. abgeschnitten; s. über jmdn. reden; s. aufgelegt sein; heute geht es s., passt es mir s.; es trifft sich s., dass ...; b) unangenehm: ein -er Geruch; das ist eine -e Angewohnheit, Eigenschaft von ihm; der Abt ... befeuchtete ihre Lippen und Zungen mit einem schwarzen, bitteren Trank, der s. schmeckte (Jacob, Kaffee 13). 4. charakterlich, moralisch nicht einwandfrei, böse: -e Menschen; ein -er Charakter; in -e Gesellschaft geraten; -e (unanständige, zweideutige) Witze erzählen; mit -em Gewissen; sie hat nichts Schlechtes getan. 5. körperlich unwohl, übel: mir ist ganz s.; auf der Fahrt ist vielen s. geworden. 6. schwerlich, kaum: das kann man ihr doch s. sagen!; ich kann hier s. weggehen; etw. s. ablehnen können; Es steckt auch im Puritanismus viel Enges, um nicht zu sagen Muffiges, das sich s. mit des Apostels Wort zusammenreimt: „Unser Herz ist weit“ (Nigg, Wiederkehr 46); konnte es s. (unmöglich) nur ein Zufall gewesen sein, dass ... (Schnurre, Bart 47). 7. (veraltet) schlicht, einfach: Ketura war zwar ein s. kanaanitisch Weib (Th. Mann, Joseph 437); *s. und recht (so gut es geht): sie hat sich s. und recht durchs Leben geschlagen; s. und recht seine Arbeit tun; mehr s. als recht (aufgrund der Gegebenheiten, Voraussetzungen [leider] nicht besonders gut): er spielt mehr s. als recht Klavier; ∙ diese hier und dieser weise Bischof, die glauben, dass der Herr der Himmel sich durch eine -e Magd verkünden werde (Schiller, Jungfrau IV, 11).
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