Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
schießen
schie|ßen [mhd. schieʒen, ahd. scioʒan, eigtl. = treiben, jagen, eilen]: 1. a) einen Schuss, Schüsse abgeben; von der Schusswaffe Gebrauch machen: sicher s.; Hände hoch oder ich schieße!; Der Befehl lautete: Ohne Anruf s.! (Plievier, Stalingrad 225); es wurde geschossen; er schoss wild um sich; in die Menschenmenge, nach der Scheibe, in die Luft, auf jmdn. s.; er schießt gut (ist ein guter Schütze); Wer hat sie (landsch.; auf sie) geschossen (Fr. Wolf, Menetekel 293); Ü als ob wir gegen die Gewerkschaft schießen (sie mit Angriffen in Bedrängnis bringen; v. d. Grün, Glatteis 225); b) mit einer bestimmten Waffe einen Schuss abgeben: mit der Pistole, der Armbrust, dem Bogen s.; c) mit etw. (als Geschoss) einen Schuss abgeben: mit Schrot, mit einem Pfeil, mit scharfer Munition s.; das havarierte Schiff schoss Buntfeuer; Ü wütende Blicke s.; d) sich in bestimmter Weise zum ↑"Schießen" (1 a) eignen: das Gewehr, die Flinte schießt gut, schießt nicht [mehr]; e) (jmdn. an einer bestimmten Stelle) mit einem Schuss treffen: er hat ihm, hat ihn in die Wade, in den Arm geschossen; sich durch die Schläfe, ins Herz s.; Major Merkl fand dort ... zwei Gestalten am Boden liegen und schoss die eine sofort in den Kopf (Grzimek, Serengeti 104); f) (ein Geschoss) durch Abfeuern an ein bestimmtes Ziel bringen: die Harpune in den Rücken des Wals s.; er hat sich eine Kugel in den Kopf geschossen; eine Rakete, einen Satelliten ins All, auf seine Umlaufbahn s.; g) etw. durch einen Schuss, durch Schüsse an etw. verursachen: Löcher in die Tür, in die Wand s.; er schoss nur Löcher in die Luft (scherzh.; traf nichts); h) mit einem Schuss, mit Schüssen treffen u. damit in einen bestimmten Zustand bringen, etw. bewirken: das Dorf wurde in Grund und Boden geschossen; eine Festung sturmreif s. (durch Beschießen in einen solchen Zustand bringen, dass sie gestürmt werden kann); jmdn. zum Krüppel s. (jmdn. durch einen Schuss zum Krüppel machen); i) durch einen Schuss, durch Schüsse etw. erzielen, bekommen: auf der Scheibe eine Zwölf s.; jmdm. eine Rose s.; er hat einen Preis geschossen; j) *jmdm. eine s. (salopp; jmdm. eine Ohrfeige geben ); k) (Jagdwild o. Ä.) durch einen Schuss, durch Schüsse erlegen, töten: Rebhühner, Hasen s.; dass hier das Wild nur geschossen und nicht waidmännisch gejagt und erlegt wurde (Freie Presse 8. 12. 89, 3); l) (seltener) duellieren: er hat sich mit seinem Rivalen geschossen. 2. den Ball mit dem Fuß anstoßen od. werfen, sodass er in eine bestimmte Richtung rollt od. fliegt : der Stürmer schoss mit dem linken Bein, schoss aufs Tor; ein Tor s. (einen Treffer erzielen); Klasse, wie Six ... die Nerven behielt und im zweiten Anlauf das 3 : 2 schoss (das dritte Tor, das Führungstor zum 3 : 2 erzielte; Kicker 6, 1982, 37); er konnte sich an die Spitze der Torjäger s. (erzielte die meisten Treffer); Simmet schoss ... die Borussen in Führung (erzielte das Führungstor; Welt 10. 5. 65, 17). 3. a) sich sehr rasch irgendwohin bewegen: vom Stuhl in die Höhe s.; wir sahen das Auto um die Ecke s.; ... steckte Sibylle neugierig den Kopf zum Fenster heraus, tat einen Schrei, und ein paar Augenblicke später schoss sie aus der Tür (Geissler, Wunschhütlein 159); Im selben Moment schoss eine kleine Gestalt aus einem Felsloch und huschte schnell wie der Blitz davon (Funke, Drachenreiter 346); [vor Freude] einen Purzelbaum s. (mit Elan ausführen); Ü plötzlich schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf; seit 1987 schossen die Einnahmen von 1,9 auf 21 Milliarden Dollar, wobei der Gewinn sich nahezu verdreißigfachte (Woche 28. 11. 97, 18); *jmdn., etw. s. lassen (ugs.; auf jmdn., etw. verzichten; etw. nicht weiter betreiben od. verfolgen): einen Plan, ein Vorhaben s. lassen; Lass Antonia s., und genieß die Sache hier (Rocco [Übers.], Schweine 168); zum Schießen sein (ugs.; sehr zum Lachen sein; wohl eigtl. = zum Purzelbaumschießen vor Ausgelassenheit); b) (bes. von flüssigen Stoffen) sehr schnell an eine bestimmte Stelle od. über etw. hinfließen: von allen Seiten schoss das Wasser über die Felsen ins Tal; ich spürte mein Blut in den Kopf, in die Beine s.; die Tränen sind ihr in die Augen geschossen (Döblin, Alexanderplatz 289); Röte schoss ihr ins Gesicht (sie wurde plötzlich rot); Ü Der jähe Zorn schoss ihm in die Augen (er blickte plötzlich sehr zornig drein; Apitz, Wölfe 175); c) mit Wucht (wie durch einen Druck) plötzlich aus etw. herauskommen: Flammen schießen aus dem Dachstuhl; Blut schießt aus der Wunde; d) sehr schnell wachsen: das Kind ist in den letzten Wochen [kräftig in die Höhe] geschossen; man kann die Saat förmlich aus dem Boden s. sehen; der Salat schießt (bildet Blüten u. Samen aus); Ü überall schießen neue Häuser aus dem Boden. 4. a) [schnell hintereinander] fotografieren: ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum s.; b) (landsch. ugs.) [eine günstige Gelegenheit nutzend] kaufen: das Kleid habe ich im Ausverkauf geschossen. 5. (Jargon) "fixen" (2) : wenn du Barbiturate oder Berliner Tinke schießt, dann wird es gefährlich (Gabel, Fix 100). 6. (Weberei) (das Schiffchen des Webstuhls) von einer Seite auf die andere schleudern . 7. (Bergmannsspr.) (Gestein) sprengen . 8. (österr.) die Farbe verlieren; bleichen, verschießen : die Vorhänge sind geschossen.
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