Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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schauen
schau|en [mhd. schouwen, ahd. scouwōn = sehen, betrachten, eigtl. = auf etw. achten, aufpassen; bemerken]: 1. (bes. südd., österr., schweiz.) a) ↑"sehen" (1): mit der neuen Brille kann ich besser s.; er stand da und schaute nur (ließ den Blick verweilen od. schweifen); ich glaube nicht, dass er was kaufen wird: der will nur s. (sich umsehen); b) ↑"blicken" (a), ↑"sehen" (2 a): auf die Uhr, aus dem Fenster, durch das Fernglas, in den Schrank, unters Bett, zu Boden s.; jmdm. in die Augen s.; nach rechts, um sich s.; Wohin man s. kann, schneit es (Frisch, Cruz 55); Ohne zu s. (auf den Verkehr zu achten) lief er auf die Fahrbahn (Express 2. 10. 68, 4); Evelyn schaute ... fragend auf das Fräulein (sah sie fragend an; Baum, Paris 56); Ü optimistisch in die Zukunft s.; es war eine spannende Wahlnacht, und alle schauten auf die Hauptstadt; die Fenster der Wohnung schauen auf die Straße, zur Straße (befinden sich auf der Straßenseite); c) dreinblicken: traurig, düster, fragend, freundlich s.; der hat vielleicht geschaut (ein erstauntes, überraschtes Gesicht gemacht), als er uns sah; seine Augen schauten vergnügt, spöttisch; Wie sie dasteht ..., wie sie wild schaut, das ist Pose (Feuchtwanger, Erfolg 650); Ü der Himmel schaute düster; *jmd. schaut jmdm. ähnlich (jmd. hat Ähnlichkeit mit jmdm.): er schaut seinem Vater ähnlich; etw. schaut jmdm. ähnlich (ugs.; etw. ist typisch für jmdn.): Das schaut dir ähnlich, sagt der Vater (Zenker, Froschfest 73). 2. (geh.) (mit dem geistigen Auge) wahrnehmen, intuitiv erfassen; ↑"erschauen" (1 b): Sabbas ... rang mit seinem Zagen und suchte Gott zu s. von Angesicht zu Angesicht (Schaper, Kirche 174); Alte, erfahrene Augen nehmen sie besser wahr als jugendblöde, welche zwar sehen, aber nicht schauen (Th. Mann, Joseph 593). 3. (südd., österr.) ansehen, betrachten: Bilder, alte Filme s.; sie haben stundenlang Fernsehen geschaut (ferngesehen); schauen Sie, was ich gefunden habe (Frisch, Nun singen 153); *schau, schau! (Ausruf der Verwunderung). 4. a) (südd., österr.) ↑"sehen" (9 a), sich um jmdn., etw. kümmern: ab und zu nach den alten Eltern s.; die Nachbarin hat nach den Blumen geschaut; auf die Kinder s. (österr.; die Kinder beaufsichtigen); b) (schweiz.) sich ständig (um jmdn., etw.) kümmern; (jmdn., etw.) betreuen: Der Vater ... züchtet Geflügel, schaut zum Vieh (St. Galler Tagblatt 29. 10. 88, I 5). 5. (südd., österr., schweiz.) ↑"sehen" (10 a), Wert legen, achten: auf Ordnung, Sauberkeit s.; er schaut nicht aufs Geld, auf Schönheit, auf Äußerlichkeiten. 6. (südd., österr., schweiz.) ↑"sehen" (11); zusehen: schau, dass du bald fertig wirst; der soll s., wie er mit der Sache zurande kommt. 7. (südd., österr., schweiz.) ↑"sehen" (5 c); nachsehen: Es hat geklopft? ... Ich werde s., wer es ist (Frisch, Nun singen 108); Ü Oder du wolltest ... s. (herausfinden), ob Elvira weiß, wie weit du es gebracht hast (Frisch, Cruz 81). 8. (südd., österr., schweiz.) a) ↑"sehen" (8 d); überlegen: ich werde s., was ich tun kann; b) ↑"sehen" (9 b), Ausschau halten: nach einer Wohnung, einer Arbeit, einer Alternative s.; c) (Zustimmung heischende einleitende Floskel) Denn schauen Sie, was hab' ich denn davon? (Spiegel 7, 1977, 102); Schau Cassius, lass uns die Sache zu Ende denken (Spiegel 43, 1975, 92). 9. (südd., österr., schweiz.) ↑"sehen" (3), hervorsehen, -ragen: aus seiner Tasche schaute eine Pistole.