Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
sagen
sa|gen [mhd. sagen, ahd. sagēn, eigtl. = sehen lassen, zeigen, bemerken, verw. mit ↑"sehen"]: 1. a) (Wörter, Sätze o. Ä.) artikulieren, aussprechen: etw. laut, leise, deutlich, im Flüsterton, vorwurfsvoll s.; Ja, Nein, Guten Abend s.; was hat sie gesagt?; ich habe nichts gesagt; kannst du das bitte noch einmal s.?; Ich red' mit dir. Sag was! (Fels, Sünden 48); du sollst nicht immer „Mist“ s.; so etwas sagt man nicht (das ist eine unfeine Ausdrucksweise); „Wenn du Lust hast“, sagte sie, „komm doch mit“; darauf sagte (erwiderte) er nur: „Mir ist es egal“; davon habe ich nichts gesagt (ugs.; davon war in dem, was ich gesagt habe, nicht die Rede); sie ist sehr zurückhaltend, ich möchte fast s., schüchtern; etw. im Ernst, im Scherz s. (etw. sagen u. ernst, nicht ernst meinen); etw. vor sich hin s.; sag (sprich) die Zauberformel!; sag uns ein Gedicht (geh.; trag uns auswendig ein Gedicht vor); R das ist leichter gesagt als getan (das ist gar nicht so leicht zu bewerkstelligen); das sagt sich so leicht/einfach (ugs.; das ist in Wahrheit sehr viel schwieriger, komplizierter); das kann man/kannst du laut s. (ugs.; das ist ganz sicher richtig, darin stimme ich dir völlig zu); gesagt, getan (dem Aussprechen des Gedankens, des Vorsatzes folgte unmittelbar die Ausführung); *[ach,] was sage ich (das ist ja gar nicht richtig, das ist ja viel zu schwach ausgedrückt o. Ä.): er war nicht besonders nett - ach, was sage ich -, er war ausgesprochen unfreundlich; sagen wir [einmal, mal] (1. vielleicht, ungefähr: das dauert, sagen wir mal, eine Stunde. 2. beispielsweise: wenn ein Kilo, sagen wir mal, acht Mark kostet, was kostet dann ein Zentner?); sagen wir [doch] ... (einigen wir uns doch auf ...): sagen wir doch 50 Mark, 20 Uhr[, wenn es dir recht ist]; sage und schreibe (ugs.: ohne Übertreibung gesagt, ungelogen): er hat mich sage und schreibe eine Stunde warten lassen; um nicht zu s. ... (man könnte eigentlich sogar sagen ...): es geht ihm schlecht, um nicht zu s. miserabel; b) (ein Wort, eine Wendung o. Ä.) im Sprachgebrauch haben, beim Sprechen benutzen, gebrauchen: ein völlig veraltetes Wort, das heute kein Mensch mehr sagt; wer sagt heute noch „Beding“?; sagst du „Rotkohl“ oder „Rotkraut“?; bei uns, hier, im Süden sagt man „Rahm“; c) auf eine bestimmte Weise, mit einem bestimmten Wort, Namen bezeichnen: zu einem Fotoapparat kann man auch „Kamera“ s.; was, wie kann man noch dazu s. (mit welchem anderen Wort kann man es noch bezeichnen)?; d) auf eine bestimmte Weise, mit einer bestimmten Anrede anreden: du sollst nicht immer „Dicke“ zu deiner kleinen Schwester s.; du brauchst nicht „Tante“ zu mir zu s.; du kannst ruhig du, Kalle zu mir s.; sie sagen sich du (landsch., nicht standardspr.; duzen sich). 2. a) (Worte, Äußerungen) an jmdn. richten: ich habe das nicht zu dir, sondern zu Peter gesagt; jmdm. Komplimente, Grobheiten, tröstende Worte, ein paar aufmunternde Worte s.; jmdm. Auf Wiedersehen s. (sich von jmdm. verabschieden); komm, ich sage (flüstere) es dir ins Ohr; und dann muss ich mir von ihm auch noch s. lassen (den Vorwurf gefallen lassen), ich hätte meine Aufsichtspflicht verletzt!; *sich etwas, nichts s. lassen (auf andere hören, nicht hören): War pünktlich, hat gearbeitet, hat sich auch was s. lassen. Alles so, wie's sein muss (Brot und Salz 178); sich von jmdm. etwas, nichts s. lassen (auf jmdn. hören, nicht hören, jmds. Ratschläge annehmen, nicht annehmen): rede du doch mal mit ihm, von mir lässt er sich ja doch nichts s.; b) mündlich zu verstehen geben, mitteilen: das hättet ihr mir doch s. müssen!; sag ihm aber noch nichts [davon]; ich wollte [dir] nur s., dass ich morgen nicht mitkommen kann; was ich noch s. wollte (übrigens), ich komme morgen etwas später; mir sagt ja keiner was (ugs.; ich werde ja leider immer unzureichend informiert); sag [es], wenn du noch einen Wunsch hast; sag doch (gib doch zu), dass du Angst hast!; [jmdm.] seinen Namen, seine Gründe s. (angeben, nennen); [jmdm.] die Wahrheit s.; das haben sie im Radio gesagt; mehr kann ich dir leider auch nicht s. (mehr weiß ich auch nicht); kannst du mir s., wie spät es ist?; sag mal, sagen Sie, gibt es hier ein Telefon?; ich habe mir s. lassen (man hat mir erzählt), dass du umziehen willst; zu meiner Schande, um der Wahrheit willen sei es gesagt (sage ich es); dann kriegst du es mit mir zu tun, das sag ich dir (ugs.; dessen kannst du sicher sein); ich hab dirs gesagt (ugs.; ich habe dich vorher gewarnt)!; das hätte ich dir gleich/vorher s. können (ugs.; das habe ich gewusst, vorausgesehen); ich habs [dir] ja gleich gesagt (ugs.; ich habe das vorausgesehen u. es dir auch gesagt); ich will dir mal was s. (ugs.; hör mir mal gut zu)!; ich sage dir eins (das solltest du beherzigen); lass dir das gesagt sein (ugs.; merke dir das u. beherzige es)!; sag bloß, du hast den Schlüssel vergessen! (ugs.; du hast doch nicht etwa den Schlüssel vergessen?); ich kann dir gar nicht s. (ich kann es mit Worten gar nicht ausdrücken), wie mich das gefreut hat; keine Angst, ich sage (verrate) nichts; das sag ich (Kinderspr.; das erzähle ich deinen Eltern, der Lehrerin o. Ä.); Mit dieser protektionistischen Geste habe Lady Diana dem Druck der öffentlichen Meinung ... nachgegeben, sagte Lambsdorff dem britischen Rundfunksender BBC (Jargon; äußerte er in einem Interview mit der BBC; FR 5. 10. 92, 1); das geht ohne Sagen (landsch.; ohne viel darüber zu reden, ohne viele Worte darüber zu verlieren); R sag bloß! (ugs., oft iron.; das ist aber beachtlich, erstaunlich); das brauchst du mir nicht zu s. (das weiß ich selbst); was Sie nicht sagen! (ugs., oft iron.; das überrascht mich aber, das ist ja unglaublich o. Ä.); wem sagen Sie das! (ugs.; das ist etw., was ich aus eigener Erfahrung sehr gut weiß); das kann ich dir s.! (ugs.; das versichere ich dir); wenn ich es [dir] sage! (ugs.; du kannst es mir ruhig glauben); Ü das sagt mir mein Gefühl, Verstand, Instinkt; sein Benehmen sagt (verrät) viel über seinen Charakter; ihr Blick sagte viel, alles (war sehr vielsagend, verriet viel); das Lexikon sagt darüber wenig (enthält darüber wenig Informationen); was sagt eigentlich die Uhr? (ugs.; wie spät ist es eigentlich?); so eine Geste sagt mehr als tausend Worte; das sagt alles (das macht alles deutlich, durchschaubar); *sich nichts [mehr] zu s. haben (nichts [mehr] miteinander anfangen können, kein Interesse [mehr] aneinander haben); jmdm. etw. s. (jmdm. etw. bedeuten, vermitteln; bei jmdm. bestimmte Gedanken, Empfindungen, Assoziationen auslösen): sagt dir der Name irgendetwas?; der Film, die Musik sagt mir nichts; Die Aphorismen sagten ihm so viel wie gar nichts (Sommer, Und keiner 126); dass einem Menschen, dem sie nahe steht, eine bestimmte Melodie, die sie über alles liebt, nicht das Gleiche sagt wie ihr (Strauß, Niemand 97); c) (veraltet) (von etw.) erzählen, berichten: von Heldentaten singen und s.; d) vorschreiben, befehlen: du hast mir gar nichts zu s.; von ihm lasse ich mir nichts s.; dass diese wenigen Fabrikbesitzer ... uns sagen, was wir zu wollen haben (Kühn, Zeit 55); *sich etw. nicht zweimal s. lassen (ugs.; einer Aufforderung gern, freudig u. sofort Folge leisten); etw., nichts zu s. haben (aufgrund einer bestimmten Stellung das Recht, kein Recht haben, Anordnungen, Entscheidungen zu treffen): er hat [in der Firma, hier] nicht viel, überhaupt nichts, eine ganze Menge zu s.; das Sagen haben (ugs.; eine Stellung innehaben, aufgrund deren man Anordnungen, Entscheidungen treffen, anderen Vorschriften machen kann): dass jeder der Boss sein will, dass jeder das Sagen haben will (Fichte, Wolli 74); e) sich denken, sich überlegen: dass das nicht gut gehen kann, hättest du dir damals schon [selbst] s. können, müssen; da wird er sich wahrscheinlich gesagt haben: was dem einen recht ist, ist dem andern billig; Lass dich krankschreiben, sagte sich der Junge (Fels, Sünden 124). 3. a) (Gedanken, Inhalte) mit Worten vermitteln, zum Ausdruck bringen; aussagen: sie hat mit wenigen Worten viel gesagt; das sagt schon der alte Sokrates; kein Mensch muss müssen, wie schon Lessing sagt; was will der Dichter [uns] damit s.?; was sagt uns die Fabel?; willst du damit s. (soll das heißen), dass du dein Angebot zurückziehst?; das will ich damit nicht s., das soll damit nicht gesagt sein (so meine ich es nicht); der Redner hatte wirklich etwas zu s. (seine Rede bestand nicht nur aus Gemeinplätzen); sie sagt, was sie denkt (scheut sich nicht, ihre Meinung o. Ä. zu sagen); R du sagst es! (genauso ist es); Ü ich mag seine Filme, weil er etwas zu s. hat (weil seine Filme eine Aussage haben); *will s. (womit ich sagen will; um es deutlicher auszudrücken): er war nicht besonders erfolgreich, will s., ein absoluter Versager; b) [mündlich] bemerken, feststellen: möchtest du noch etwas [zu diesem Thema, dazu] s.?; dazu ließe sich noch manches s.; ich würde nie etwas Schlechtes über meine Exfrau s.; Über den „Mephisto“ lässt sich auch Gutes s. (Reich-Ranicki, Th. Mann 215); Er konnte ja nichts s. gegen Gleitze (M. Walser, Seelenarbeit 150); zusammenfassend kann man s.: es war ein Erfolg; das hat er nur so gesagt (das hat er nicht ernst gemeint); das hast du gesagt (diese Bemerkung kam von dir); dann will ich nichts gesagt haben (nehme ich meine Bemerkung zurück); dass er sich Mühe gibt, muss man [ja, schon] s. (einräumen, zugeben); ich halte das, unter uns gesagt, für sehr ungeschickt von ihm; R das musste einmal gesagt werden (es war nötig, diese Wahrheit einmal auszusprechen); Ü das oben Gesagte (das weiter vorn in diesem Text Stehende); *wie gesagt (wie ich schon sagte): ich bin da[,] wie gesagt[,] anderer Ansicht; c) etw. als Tatsache hinstellen; behaupten: ich sage nicht, dass er es mit Absicht getan hat; das kann man nicht s. (so verhält es sich nicht); das ist nicht zu viel gesagt (nicht übertrieben); das lässt sich ohne Übertreibung s.; das kann jeder s. (das muss nicht wahr sein); ich möchte [fast] s. (ich bin [fast] davon überzeugt), dass du dich irrst; dasselbe kann ich auch von mir s. (trifft auch auf mich zu); man sagt [über ihn, von ihm], dass er von krummen Geschäften lebt; wie kannst du so etwas s.! (es ist unerhört, so etwas zu behaupten); das sagst du so einfach! (das ist keineswegs erwiesen); da soll noch einer s./da sage noch einer, dass es keine Kavaliere mehr gibt (das beweist doch, dass es entgegen der verbreiteten Meinung durchaus noch Kavaliere gibt); R wer sagt das? (woher willst du das wissen, ist das überhaupt erwiesen?); das kann man wohl s.! (das ist in der Tat richtig, wahr; das ist fast zu gelinde ausgedrückt); na, wer sagts denn (ugs.; na bitte, ich habe es doch gewusst), wenn er nur will, kann er sehr wohl!; sag das nicht! (ugs.; das ist gar nicht so sicher); *nicht gesagt sein (nicht sicher, erwiesen sein): dass sie darauf eingeht, ist noch gar nicht gesagt; d) als Argument o. Ä. anführen, vorbringen: du kannst s., was du willst, du wirst mich nicht überzeugen; dagegen ist nichts zu s. (einzuwenden); darauf hat er nichts mehr gesagt, wusste er nichts mehr zu s. (hatte er keine Antwort, kein Gegenargument mehr); R du kannst s., was du willst (ugs.; es ist unbestreitbar), die Frau sieht klasse aus; e) als Meinung vertreten, als Einstellung haben [u. kundtun]: es gibt aber auch Experten, die etwas ganz anderes, das Gegenteil sagen; was sagt denn dein Vater dazu, dass du schon rauchst?; was werden die Leute [dazu] sagen, wenn du diesen Mann heiratest?; was würdest du s. (was hieltest du davon), wenn ich dich zum Essen einlade?; R was soll man dazu s.? (das ist schwer zu beurteilen); was soll man dazu noch sagen? (ugs.; da erübrigt sich jeder Kommentar, das spricht für sich selbst); f) (ugs.) annehmen, ↑"glauben" (1a): was sagst du? Wird es ein Gewitter geben?; ich würde s. (ich glaube, meine), das kostet mindestens 200 Mark. 4. (auf eine bestimmte Weise) in Worte fassen; formulieren: das hast du gut gesagt; so kann man es auch s.; besser, kürzer, treffender kann man es nicht s.; wie man es auch sagt, es kann immer falsch ausgelegt werden; muss ich es noch deutlicher s.?; sag es auf Englisch; Wer seine Sache nicht gut s. kann, der hat nichts Gutes zu sagen (Reich-Ranicki, Th. Mann 263); wie sagt man (welches ist die richtige Form): „ich rufe dir“ oder „ich rufe dich“?; wie sagt der Mediziner (was ist der medizinische Terminus)?; wie sagt man in der Schweiz, auf Englisch? (was ist der schweizerische, englische Ausdruck dafür?); im Wein liegt Wahrheit oder, wie der Lateiner sagt (wie es lateinisch heißt), in vino veritas; ich fahre oder, besser gesagt, fliege morgen nach Berlin; das geht ihn, wenn ich so s. darf (wenn der Ausdruck gestattet ist), einen Dreck an; dort gebe es auch „weitere Unterlagen mit diesem, sage ich mal (ugs.; wie ich es einmal nennen möchte), belastenden Material“ (Spiegel 47, 1989, 20); er ist - wie soll ich s. (wie drücke ich es am besten aus) - ein etwas schwieriger Mensch; ich kann es nicht anders s. (das trifft genau den Sachverhalt); R wie man so schön sagt (wie eine bekannte Redewendung lautet): da ist ihr, wie man so schön sagt, der Kragen geplatzt; *es ist nicht zu s. (man kann es mit Worten gar nicht ausdrücken). 5. a) zum Inhalt haben: was sagt denn [dazu] der Mietvertrag?; das Gesetz sagt [eindeutig], dass ...; was sagt denn der Wetterbericht?; b) als Schluss zulassen; besagen; heißen: das sagt doch immerhin, dass er es gewusst haben muss; dieser eine Erfolg, das alleine sagt noch nicht viel; damit ist nichts gesagt (das bedeutet nichts); sie hat ein nichts sagendes (ausdrucksloses) Gesicht; er gibt nur nichts sagende (inhaltslose) Äußerungen von sich; R das will nichts s. (das hat nichts zu bedeuten); *etw., nichts zu sagen haben (von Bedeutung, ohne Bedeutung sein; Grund, kein Grund zur Besorgnis sein): der Motor ist zwar etwas laut, aber das hat nichts zu s.; viele Männer meinen, eine Affäre ab und zu habe nichts zu s.
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