Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Stück
Stụ̈ck, das; -[e]s, -e (als Maßangabe auch: Stück) [mhd. stücke, ahd. stucki, urspr. = Abgeschlagenes, (Bruch)stück, zu ↑"stoßen"]: 1. a) abgetrennter od. abzutrennender Teil eines Ganzen: ein kleines, rundes, quadratisches, dickes, schmales, unregelmäßiges S.; ein S. Bindfaden, Draht, Stoff, Papier; einzelne -e bröckeln ab; Es müsse ja ein großes S. aus dem Magen herausgeschnitten werden (Hackethal, Schneide 119); aus vielen kleinen -en wieder ein Ganzes machen; er musste die -e (Teile) mühsam zusammensuchen; der Kleinste hat mal wieder das größte S. erwischt; Papier in -e reißen; vor Wut hat sie alles in -e geschlagen; die Scheibe zerbrach in tausend -e; wir müssen die Scherben S. für S. einsammeln; *nur ein S. Papier sein (zwar schriftlich festgelegt, aber keineswegs gesichert sein, dass man sich auch daran hält); sich von jmdm., etw. ein S. abschneiden [können] 1(↑"Scheibe" 2); sich für jmdn. in -e reißen lassen (ugs.; alles für jmdn. tun, sich immer u. überall für ihn einsetzen, aufopfern); in vielen, in allen -en (in vieler, in jeder Hinsicht): warum liebt Tonio den Hans? Weil er schön war und weil er „in allen -en als sein eigenes Widerspiel und Gegenteil erschien“ (Reich-Ranicki, Th. Mann 95); ∙ Er siegelte die zerrissenen -en ein (Kleist, Marquise 282); Weg! Sie zerren mir ja die Garnierung in -en (Schiller, Fiesco I, 4); b) einzelner, eine Einheit bildender Teil eines Ganzen: den Kuchen in -e schneiden; ein [halbes] S. Torte, zwei S./-e Kuchen essen; aus einem Text ein S. (einen Absatz, Abschnitt) vorlesen; er kann ganze -e (Passagen) aus dem „Faust“ auswendig; jmdn. ein S., (geh.:) ein S. Weg[e]s (eine gewisse Strecke eines Weges) begleiten; Vielleicht wollen sie ... ins Grüne gucken oder ein S. spazieren gehen (Danella, Hotel 108); Ü ein hartes S. (viel) Arbeit; wir sind [mit der Arbeit] ein gutes S. vorangekommen; Wir sind dem Abgrund ein gut S. näher gerückt (Dönhoff, Ära 78); ein S. Wahrheit, Hoffnung; ein S. deutscher Kultur- und Sittengeschichte (Reich-Ranicki, Th. Mann 239); das hat ein schönes S. (ziemlich viel) Geld gekostet; Die deutschen Manager, die zu den bestbezahlten der Welt gehören, haben ein S. weit (zum Teil, in gewisser Hinsicht) die Entwicklung verschlafen (Rheinpfalz 25. 9. 93, 5); *im/am S. (landsch.; nicht in Einzelteile zerlegt, nicht aufgeschnitten o. Ä.): Kleinere Beutetiere müssen am S. verschlungen werden (natur 7, 1991, 20); Käse am S. kaufen; an/in einem S. (ugs.; ununterbrochen, ohne aufzuhören, ohne Unterbrechung): Sechs Folgen werden jetzt erst mal an einem S. gedreht (Spiegel 22, 1978, 224); es gießt in einem S. 2. bestimmte Menge eines Stoffes, Materials o. Ä., die [in handelsüblicher Form, Abmessung] ein in sich begrenztes Ganzes bildet: ein S. Seife, Butter; zwei S., -e Zucker; ein S. (eine begrenzte Fläche) Land kaufen; hast du mal ein S. (ein Blatt, einen Bogen) Papier für mich? 3. a) einzelner Gegenstand, einzelnes Tier, einzelne Pflanze o. Ä. aus einer größeren Menge von Gleichartigem, aus einer Gattung: drei S. Gepäck; zwanzig S. Vieh; Bei Schwarzwild stand die Gesundhaltung der Bestände im Vordergrund, es wurden vorrangig schwache -e (Jägerspr.; Tiere) erlegt (Jagd 5, 1987, 133); bitte fünf S. von den rosa Rosen!; es sind nur noch drei S. da; dass wir ... 1985 weitere 2 000 S. Musikinstrumente zusätzlich produzieren (Freie Presse 14. 12. 84, 4); die Eier kosten das S. 25 Pfennig/25 Pfennig das S.; Die Verkäuferin behauptet bei jedem S. (Kleidungsstück), das ich ausprobiere, dass sie das selbst auch trägt (Schwaiger, Wie kommt 99); die Bilder wurden S. für S. nummeriert; diese Arbeit wird nach S. bezahlt; die Produktion von Waschmaschinen wurde um 50 000 S. erhöht; es sind noch -er dreißig (ugs.; etwa dreißig Stück) am Lager; *kein S. (ugs.; kein bisschen, keine Spur; nichts dergleichen): Bist du damit nicht zu weit gegangen? - Kein S.; daran ist kein S. wahr; ∙ „... hat Er Leute in Bereitschaft? So etwa fünf oder sechs ...?“ - „... es ginge wohl! ... ein -er fünfe könnten schon gemisst werden.“ (Storm, Söhne 41); b) [in seiner Besonderheit auffallendes] Exemplar von etw.: dieser Ring, Schrank ist ein seltenes, besonders schönes S.; die ältesten -e stammten aus der Barockzeit; pass auf, dass das gute S. (leicht spött.; in Bezug auf etw., was von einem anderen bes. geschätzt wird) nicht zerbricht!; Ü du bist [u. bleibst] unser bestes S. (ugs. scherzh.; für uns der beste, von uns am meisten geliebte Mensch); ... sämtliche Arten von Jungs, die in den USA herumlaufen: Die einen reden nur über die Größe ihres besten -s (ihres Penis); *große -e auf jmdn. halten (ugs.; jmdn. sehr schätzen, von jmds. Fähigkeiten überzeugt sein; wahrsch. nach der Vorstellung eines hohen Wetteinsatzes in Form großer, wertvoller Münzen): Auf seine Frau hält er große -e: „Marina ist alles für mich ...“ (Hörzu 24, 1975, 18). 4. Tat, Streich: da hat er sich aber ein S. geleistet!; *ein starkes o. ä. S. sein (ugs.; unerhört, eine Unverschämtheit sein; viell. bezogen auf eine zu große Portion, die sich jmd. beim Essen nimmt): Als Udo mir diesen Brief schrieb, habe ich im ersten Moment gedacht: Das ist ein starkes S. ... Der spinnt (Hörzu 41, 1977, 18); ein S. aus dem Tollhaus (ein unglaubliches, groteskes, irrwitziges Geschehen, Vorkommnis): Ein S. aus dem Tollhaus. Die konnten ja überhaupt nicht zielen, das Gewehr ja gar nicht halten (Kempowski, Tadellöser 473); Steuerreform ... Ein S. aus dem Tollhaus (Spiegel 22, 1976, 52). 5. (ugs. abwertend) jmd., der [vom Sprecher] im Hinblick auf seine Art, seinen Charakter abgelehnt, abgewertet wird: sie ist ein raffiniertes, mieses, faules S.; du verdammtes S.!; hier hast du dein freches S. von Sohn (Danella, Hotel 167); *S. Malheur (emotional; unmoralischer, verwahrloster Mensch). 6. a) Theaterstück, Schauspiel: ein modernes, klassisches, lustiges, langweiliges, unterhaltsames S.; ein S. schreiben, inszenieren; das Theater hat sein neues S. angenommen, abgelehnt; Er las das Textbuch ... Keine Sekunde dachte er mehr daran, dieses schöne S. zurückzugeben (H. Weber, Einzug 255); wer spielt in dem S. die Hauptrolle?; b) Musikstück: ein S. für Cello und Klavier; er spielt drei -e von Chopin; das S. muss ich erst üben. 7. *aus freien -en (freiwillig; unaufgefordert; älter: von freien Stücken, H. u.): er half aus freien -en; Glaub ja nicht, dass ich aus freien -en so viel gearbeitet habe (Innerhofer, Schattseite 196). ∙ 8. Geschütz, Kanone: Deswegen nahm ich die Lunte, ... richtete die -e dahin, wo ich es nützlich glaubte, erlegte viele Feinde (Goethe, Benvenuto Cellini I, 1, 7); Nun bricht der ganze Jubel aus. -e werden auf dem Platz gelöst (abgefeuert; C. F. Meyer, Page 140). ∙ 9. kurz für ↑"Stückarbeit", ↑"Stücklohn": „... So viel haben Sie bei dem Alten verdient? ...“ - „Ich hab es vom S. ...“ (Keller, Der grüne Heinrich IV, 5).