Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
$
&
-
1
5
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
[S]
T
U
V
W
X
Y
Z
`
£
¥
Œ
Α
Β
Γ
Δ
Ε
Ζ
Η
Θ
Ι
Κ
Λ
Μ
Ν
Ξ
Π
Ρ
Σ
Τ
Ϋ
Χ
Ω
Strich
Strịch, der; -[e]s, -e [mhd., ahd. strich, ablautend zu ↑"streichen"; 9: wohl übertr. ↑"von" (8)]: 1. a) mit einem Schreibgerät o. Ä. gezogene, meist gerade verlaufende, nicht allzu lange Linie: ein dünner, dicker, breiter, langer, kurzer, waagerechter, senkrechter, gerader S.; einen S. mit dem Lineal ziehen; Köhler ... kratzte mit dem Fuß einen S. in den Straßenstaub (Kühn, Zeit 25); sie macht beim Lesen oft -e an den Rand; sie hat die Skizze S. für S. nachgezeichnet; etw. in schnellen großen -en (schnell u. skizzenhaft) zeichnen; die Fehler waren mit dicken roten -en unterstrichen; Ihre Augen, dunkel, ... waren mit feinem S. untermalt (Strauß, Niemand 157); mit einem einzigen S. quer über die Seite machte sie alles ungültig; ihre Lippen wurden zu einem schmalen S. (sie presste die Lippen so aufeinander, dass sie nur noch als schmale Linie sichtbar waren); Ü er ist nur noch ein S. (ugs.; ist sehr dünn geworden); in wenigen -en, in einigen groben -en (mit wenigen, andeutenden Worten) umriss er seine Pläne; *keinen S. [tun/machen u. a.] (ugs.; überhaupt nichts [tun, machen]): Ich habe ... praktisch keinen S. für mein Studium getan (Wohngruppe 76); Immer arbeitet er nur gerade so viel für die Schule, wie von ihm verlangt wird, keinen S. mehr (Eltern 2, 1980, 102); jmdm. einen S. durch die Rechnung/(auch:) durch etw. machen (ugs.; jmdm. ein Vorhaben unmöglich machen, es durchkreuzen, zunichte machen); einen [dicken] S. unter etw. machen/ziehen (etw. als beendet, erledigt betrachten): Ich ... möchte einen dicken S. unter diese Bekanntschaft ziehen (Hörzu 2, 1979, 89); noch auf dem S. gehen können (noch nicht so betrunken sein, dass man nicht mehr geradeaus gehen kann); unter dem S. (als Ergebnis nach Berücksichtigung aller positiven u. negativen Punkte, aller Vor- u. Nachteile; nach dem Strich unter zusammenzuzählenden Zahlen): die Verhandlungen haben unter dem S. nicht allzu viel erbracht; unter dem S. sein (ugs.; sehr schlecht, von geringem Niveau sein; viell. nach dem Bild eines Eichstrichs); unter dem S. stehen (Jargon; im Unterhaltungsteil, im Feuilleton einer Zeitung stehen); b) (verschiedenen Zwecken dienendes) Zeichen in Form eines kleinen geraden Striches (1 a): die -e auf der Skala eines Thermometers, einer Waage; der Kompass hat 32 -e; der S. steht für einen langen Ton; das Morsealphabet setzt sich aus Punkten und -en zusammen; *jmdn. auf dem S. haben (ugs.; ↑"Kieker" 2; wohl nach dem Zielstrich bei Zielfernrohren). 2. Art u. Weise der Führung, Handhabung des Zeichenstiftes, Pinsels o. Ä. beim Zeichnen, Malen o. Ä.: Auch der frische und lockere S. seiner Zeichnungen ist ... (Brückenbauer 11. 9. 85, 15); eine mit feinem, elegantem S. hingeworfene Skizze; „Herzlichen Dank für die kritische Partnerschaft“, schrieb er mit schwarzer Tinte und flottem S. (Hamburger Abendblatt 24. 5. 85, 5). 3. durch Anstreichen, Weglassen bestimmter Stellen, Passagen in einem Text erreichte Kürzung; Streichung: er hat im Drehbuch einige -e vorgenommen; der Text wurde nach ein paar geringfügigen -en und Änderungen gutgeheißen. 4. a) das ↑"Streichen" (1 a) [über etw. hin]: einige -e mit der Bürste; Abends hörte man Herrn Kampf hinter der Wohnungstür mit müdem S. die Stiefel wichsen (Sommer, Und keiner 31); während ich mit schon geübten -en mein Messer über Wangen, Lippe und Kinn führte (Th. Mann, Krull 162); b) Bogenführung: der kräftige, weiche, zarte, klare, saubere S. des Geigers, der Cellistin. 5. Richtung, in der die Haare bei Menschen od. Tieren liegen, die Fasern bestimmter Gewebe verlaufen: die Haare, das Fell, den Samt gegen den S., mit dem S. bürsten; Ü Man muss sein Buch darum auch gegen den S. (ganz anders als bisher, entgegen den gängigen Gepflogenheiten) lesen (Spiegel 34, 1981, 134); *etw. gegen den S. bürsten (ugs.; etw. ganz anders als bisher [und dadurch richtiger] darstellen): in dem Buch wird das traditionelle Bild Luthers gründlich gegen den S. gebürstet; *jmdm. gegen/(auch:) wider den S. gehen (ugs.; jmdm. zuwider sein, nicht passen, missfallen): Schreien solle ich doch endlich mal, wenn mir etwas gegen den S. ginge (Gabel, Fix 40); Dennoch ging es ihm gegen den S., den Einfluss seiner Stellung für rein familiäre Zwecke geltend zu machen (Kemelman [Übers.], Dienstag 55); nach S. und Faden (ugs.; gehörig, gründlich; aus der Webersprache, eigtl. = bei der Prüfung eines Gesellenstücks den gewebten Faden u. den Strich prüfen): er hat ihn nach S. und Faden betrogen, ausgefragt, verprügelt; Ich schenkte ihnen meinen ganzen Tabak, erntete aber keinen Dank, sondern wurde nach S. und Faden bestohlen (Kempowski, Zeit 320). 6. (selten) streifenartiger, schmaler Teil eines bestimmten Gebietes: ein sumpfiger, bewaldeter S.; ein S. fruchtbaren Landes; ∙ Ich ... musste manchmal, um über einen S., wo die Sonne schien, zu kommen, stundenlang darauf warten, dass mir keines Menschen Auge den Durchgang verbot (Chamisso, Schlemihl 69). 7. (südd., schweiz.) lang gestreckte Zitze bei Haustieren, die gemolken werden: ... mit geschlossenen Fingern in immer neu ansetzenden Bewegungen an ihnen entlangglitt wie an den -en eines Euters (Steimann, Aperwind 28). 8. (bes. Jägerspr.) a) ruhiger Flug [in geringer Höhe]: der S. der Schwalben, Stare, Schnepfen; b) größere Anzahl, Schwarm dahinfliegender Vögel einer Art: ein S. Enten zog vorbei. 9. (salopp) a) Prostitution, bei der sich Frauen od. Männer auf der Straße [in bestimmten Gegenden] um bezahlten sexuellen Verkehr bemühen: der S. hat sie kaputtgemacht; sie blieb von den Unbequemlichkeiten des konventionellen -s verschont (Dürrenmatt, Meteor 66); dass er sich seinen Unterhalt auf dem S. (durch Prostitution) verdiente (Ossowski, Bewährung 72); *auf den S. gehen (salopp; der Prostitution auf der Straße nachgehen); jmdn. auf den S. schicken (salopp; jmdn. veranlassen, zwingen, der Prostitution auf der Straße nachzugehen): Luden schicken ihre Freundin auf den S. (Chotjewitz, Friede 123); b) Straße, Gegend, in der sich Frauen od. Männer aufhalten, um sich zur Prostitution anzubieten: im Bahnhofsviertel ist der S.