Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Stimme
Stịm|me, die; -, -n [mhd. stimme, ahd. stimma, stimna, H. u.]: 1. Fähigkeit, Vermögen, Laute, Töne zu erzeugen: Fische haben keine S. 2. a) das, was mit einer bestimmten [charakteristischen] Klangfarbe an Lauten, Tönen erzeugt wird, [beim Sprechen, Singen o. Ä.] zu hören ist: eine tiefe, dunkle, angenehme, sonore, klare, schwache, laute, kräftige, harte, schnarrende, blecherne S.; seine S. dröhnte durch das Haus; verdächtige -n drangen an ihr Ohr; seine S. überschlägt sich, trägt nicht; die S. ... schnappte zuweilen über vor Anstrengung (Hauptmann, Thiel 17/18); Mitten in die ... Stille knarrte die S. des Oberstaatsanwalts (Zuckmayer, Fastnachtsbeichte 60); Ihre S. bekommt einen verführerischen Klang (Fallada, Mann 170); Ich hörte die wispernden -n der Männer, ehe die Männer mich hören konnten (Martin, Henker 70); die S. versagte ihm (er konnte nicht mehr weitersprechen); ein furchtbares Schluchzen erstickte ihre S.; seine S. erheben (geh.; zu sprechen beginnen); die S. heben (lauter sprechen), senken (leiser sprechen); Du solltest deine S. etwas dämpfen (leiser sprechen; Roehler, Würde 117); die -n der Vögel erkennen, nachahmen; »Wir werden ja sehen!«, sagte Ronni und gab seiner S. einen gewollt resignierten Ton (Geissler, Wunschhütlein 16); in ihrer S. schwang, klang Ärger mit; man hörte deutlich die Genugtuung in seiner S. (Schnurre, Bart 33); -n hören (aufgrund von Sinnestäuschungen od. Wahnvorstellungen hören); Ü eine innere S. (ein sicheres Gefühl, eine Vorahnung) warnte sie; der S. des Herzens, der Vernunft, des Gewissens folgen, gehorchen (ihr gemäß handeln); der S. der Natur folgen (seinen sinnlichen Trieben nachgeben); b) bestimmter [charakteristischer] Klang, Tonfall einer ↑"Stimme" (2 a): eine männliche, kindliche, laszive S. haben; Er hatte eine dunkle und melodiöse S. (Niekisch, Leben 98); Der Direktor neigt sich vor, seine S. wird beschwörend (Loest, Pistole 11); seine S. verstellen; jmdn. an der S. erkennen; mit kühler, barscher, höhnischer, schwacher, tonloser, erstickter, weinerlicher, zitternder, stockender, belegter (heiserer) S. sprechen; als er mit erhobenem Haupt und leuchtenden Augen, mit vor Zorn bebender S. ... wütete (Reich-Ranicki, Th. Mann 93); c) ↑"Stimme" (2 a) des Menschen beim Singen; Singstimme: eine volle, voluminöse, strahlende, tragfähige S.; die meisten Chormitglieder lassen ihre S. ausbilden (nehmen Gesangunterricht); seine S. verlieren (nicht mehr so gut singen können wie früher); mit unsauberer S. singen; die Arie in der Probe mit halber S. singen (nicht voll aussingen); der hat S.! (der kann singen!); die neue Sopranistin hat keine S. (kann nicht gut singen); [nicht/gut] bei S. sein (beim Singen [nicht] gut disponiert sein). 3. (Musik) a) ↑"Stimmlage" (b): ein Chor für vier [gemischte] -n; b) Partie, Tonfolge in einer mehrstimmigen Komposition, die von Instrumenten od. Vokalstimmen solistisch od. von mehreren im Orchester, Chor o. Ä. gespielt, gesungen wird: bei einer Fuge setzen die -n nacheinander ein; die -n in der Partitur mitlesen; die erste, zweite S. singen. 4. (Musik) a) Stimmstock; b) ↑"Register" (3 a). 5. jmds. Auffassung, Meinung, ↑"Position" (1 d) [die in die Öffentlichkeit dringt]: die -n des Protests mehren sich; die S. (der Wille) des Volkes; seine S. gilt viel in dieser Stadt; die -n der Presse waren kritisch; -n werden laut, erheben sich, die fordern, dass ...; Dennoch gab es -n, die Jenny Brunies das tagtägliche Schwarz als Farbe der Aufsässigkeit auslegten (Grass, Hundejahre 339); Gleichwohl gab es nur wenige juristische -n, die sich ... jenes Werkes von Karl Kraus erinnerten (NJW 19, 1984, 1071). 6. a) jmds. Entscheidung für jmdn., etw. bei einer Wahl, Abstimmung: [un]gültige -n; jede S. zählt, ist wichtig; -n, die für andere Kandidaten abgegeben worden sind, werden nicht berücksichtigt (Fraenkel, Staat 355); die abgegebenen -n auszählen; sie hat die meisten -n erhalten, auf sich vereinigt; jmdm. seine S. geben (jmdn. wählen); eine S. haben (an der Wahl, Abstimmung teilnehmen können); über eine oder mehrere -n verfügen; seine S. abgeben (mit abstimmen, wählen); -n (Wählerinnen u. Wähler) gewinnen, verlieren; sich der S. enthalten; der Antrag wurde mit 25 -n angenommen; Das Wahlergebnis, das der Einheitsliste immer 99 % der -n bringt (Fraenkel, Staat 353); b) Stimmrecht: keine S., Sitz und S. im Parlament haben.