Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Stich
Stịch, der; -[e]s, -e [1: mhd. stich, ahd. stih; 12: mhd. stich; 14: gek. aus: Stichentscheid]: 1. a) das Eindringen einer Stichwaffe o. Ä. [in jmds. Körper]; der Stoß mit einer Stichwaffe o. Ä.: ein tödlicher S. mit dem Messer; der S. traf sie mitten ins Herz; Ü ein S. [von hinten] (versteckte spitze, gehässige Bemerkung, boshafte Anspielung); Ihr Gatte hat mich provoziert. Nicht dass mir seine -e (Sticheleien) unter die Haut gehen (Erné, Kellerkneipe 198); b) [schmerzhaftes] Eindringen eines Stachels, Dorns o. Ä. [in die Haut]; das ↑"Stechen" (2): der S. einer Biene, Wespe; einen heftigen S. spüren; c) (selten) Einstechen, Einstich: Schmerzhaft war der S. in das beängstigend weit zurückgewichene Zahnfleisch (Böll, Haus 35). 2. a) Verletzung, die jmdm. durch einen ↑"Stich" (1 a, b) zugefügt wird, durch einen ↑"Stich" (1 a, b) entstanden ist: der S. eitert, ist angeschwollen, schmerzt, juckt noch; er brachte ihm mehrere schwere -e mit einem Stilett, Messer bei; wobei seine ... Brust, mit den Narben unzähliger -e gezeichnet, fast schamlos zum Vorschein kam (Langgässer, Siegel 499); b) (seltener) Einstich[stelle]. 3. (Fechten) Stoß, der mit dem Florett od. Degen geführt wird. 4. a) das Einstechen mit der Nadel u. das Durchziehen des Fadens (beim Nähen, Sticken): mit kleinen, großen -en nähen; Er flickte seine Backstubenhose, nähte eifrig, machte kleine, feine -e (Strittmatter, Wundertäter 101); sie heftete das Futter mit ein paar -en an; b) der Faden zwischen den jeweiligen Einstichen: ein paar -e sind aufgegangen. 5. stechender Schmerz; Schmerz, der wie ein ↑"Stich" (1) empfunden wird: -e in der Herzgegend haben, verspüren; Ich rannte erst noch ein Stückchen; dann kriegte ich -e (Schnurre, Bart 8); Ü bei der Nennung des Namens Coax ging ihm ein S. durchs Herz (Brecht, Groschen 52); Diese Erinnerung versetzte Otto Brasch einen nadelfeinen S. (Loest, Pistole 165); Karin war nicht nach Hause gekommen, es gab mir einen S. (traf mich sehr), als ich ihr Bett unberührt vorfand (v. d. Grün, Glatteis 127). 6. kurz für ↑"Kupferstich", ↑"Stahlstich": ein wertvoller S.; -e eines alten Meisters; Im Salon hingen alte -e von Hamburg (Simmel, Stoff 313); Ebenso sind -e nach Figuren der Antike ... als Lehrmittel weit verbreitet gewesen (Bild. Kunst III, 9). 7. leichter Farbschimmer, der in einem anderen Farbton mitspielt, ihn wie ein getönter Schleier überzieht: das Dia hat einen S. ins Blaue; ihr Haar zeigte einen S. ins Rötliche; sein Gesicht war kreidig mit einem S. ins Grünliche: Ü einen S. (ein bisschen) zu korrekt; sie hat einen S. ins Ordinäre, Pathetische; über alles das hinaus hatte sie auch noch einen S. ins Pazifistische (Kant, Impressum 306); Hat nicht das Verhältnis zwischen Arthur und mir auf verquere Art einen S. von Zuhälterei? (Kant, Impressum 139). 8. *einen [leichten] S. haben (1. ugs.; [von Speisen, Getränken] nicht mehr ganz einwandfrei, leicht verdorben sein: die Milch, Wurst, das Bier hat einen S. 2. salopp; nicht recht bei Verstand, verrückt sein: du hast ja 'n S.!; Die Fremden haben schon einen S. [Konsalik, Promenadendeck 329]. 3. landsch.; betrunken sein). 9. (landsch.) (bes. von Speisefett) kleinere Menge, die mit einem Messer o. Ä. herausgestochen worden ist: einen S. Butter dazugeben; schales Bier, das mit einem S. Essiggurke und einer Messerspitze Zigarrenasche versetzt war (Bieler, Mädchenkrieg 253). 10. (Kartenspiel) Karten, die ein Spieler mit einer höherwertigen Karte durch Stechen an sich bringt; ↑"Point" (1 a): alle -e machen; einen S. abgeben; nicht einen S. bekommen; Ü Als die faschistische Demagogie vordrang, sog sie die bürgerliche Mitte auf, gegenüber den Arbeiterparteien gewann sie keinen S. (konnte sie nichts ausrichten; Loest, Pistole 46); Beim Meisterschaftsmehrkampf ... ließ Daniel Giubellini seinen Konkurrenten keinen S. (Tages Anzeiger 26. 11. 91, 14). 11. *jmdn. im S. lassen (1. sich um jmdn., der in eine Notlage geraten ist, sich in einer kritischen Situation befindet, nicht mehr kümmern: ich hätte mich darüber beschwert, dass uns Kennedy im S. gelassen habe [W. Brandt, Begegnungen 31]. 2. jmdn., mit dem man verbunden war, verlassen: das dünne Mädchen, um dessentwillen er jenes andere Mädchen im S. gelassen hatte [Seghers, Transit 240]. 3. ugs.; jmdm. den Dienst versagen: sein Gedächtnis ließ ihn im S.; Seine Augen fingen an, ihn zuweilen im -e zu lassen [Th. Mann, Hoheit 220]; wohl eigtl. = jmdn. [im Kampf] den Stichen des Gegners ausgeliefert lassen); etw. im S. lassen (etw. aufgeben, zurücklassen); S. halten (einer Nachprüfung standhalten, sich als richtig erweisen; wohl eigtl. = dem Stich des Gegners im Kampf standhalten): seine Argumentation, ihr Alibi hielt S.; meine scherzhaften Bemerkungen über den Pariser Verkehrstrubel und die französische Art des Autofahrens würden heute nicht mehr S. halten (Sieburg, Paris 62). 12. (landsch.) jäher Anstieg einer Straße. 13. (Hüttenw.) [einmaliger] Durchgang des Walzgutes durch die Walzen. 14. (schweiz.) Wettschießen. 15. (Archit.) Pfeilhöhe. 16. (Jägerspr.) (beim Haarwild) ↑"Grube" (4) an der vorderen Seite des Halses: auf den S. schießen.