Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Stelle
Stẹl|le, die; -, -n [wohl frühnhd. Rückbildung aus ↑"stellen", urspr. = Ort, wo etw. steht, hingestellt wurde (für gleichbed. mhd. stal, ↑"Stall")]: 1. a) Ort, Platz, Punkt innerhalb eines Raumes, Geländes o. Ä., an dem sich jmd., etw. befindet bzw. befunden hat, an dem sich etw. ereignet [hat]: das ist eine schöne S. zum Campen; ich kenne hier im Wald eine S., wo Pilze wachsen; an einigen -n liegt noch Schnee; sich an der vereinbarten S. treffen; an dieser S. hat sich der Unfall ereignet, soll ein Denkmal errichtet werden; An einer lichten S. zeigten sich Äcker mit fahlgrüner Saat (Gaiser, Jagd 192); das Bild hängt an der richtigen S.; er hat die Sachen an die falsche S. gestellt; stell den Stuhl wieder an seine S. (an den Platz, wo er üblicherweise steht)!; die schwere Truhe ließ sich kaum von der S. rücken; sie blieb unentwegt auf der gleichen S. stehen; sich nicht von der S. rühren (am gleichen Platz stehen od. sitzen bleiben); Ü sie ist an die S. ihrer Kollegin getreten (hat ihren Platz eingenommen); Im 13. Jh. treten dann Laienkünstler an die S. der Malermönche (Bild. Kunst III, 69); ich an deiner S. würde das nicht machen (wenn ich du wäre, würde ich das nicht machen); ich möchte nicht an seiner S. sein/stehen (möchte nicht in seiner Lage sein); sich an jmds. S. setzen (etw. von jmds. Lage aus betrachten); etw. an die S. von etw. setzen (etw. durch etw. anderes ersetzen); *an S. (↑"anstelle"); auf der S. (noch in demselben Augenblick; sofort, unverzüglich, augenblicklich): lass ihn auf der S. los!; die Verunglückte war auf der S. tot; ich könnte auf der S. einschlafen; wenn ich dich erwisch', dass du Alkohol süffelst, fliegst du auf der S. (Fels, Unding 297); auf der S. treten (ugs.; in einer bestimmten Angelegenheit nicht vorankommen; [in Bezug auf die Entwicklung von etw.] keine Fortschritte machen): Und außerdem trat ich mit meiner Geschichte auf der S.: Die Reisegesellschaft, die nach gerade nur einem Tag von den Quellen des Orinoco hätte aufbrechen sollen, befand sich noch immer dort (Handke, Niemandsbucht 384); nicht von der S. kommen (↑"Fleck" 3); zur S. sein (im rechten Moment [für etw.] dasein, sich an einem bestimmten Ort einfinden): doch hielt man es bald für selbstverständlich, dass immer jemand zur S. war (Ossowski, Liebe ist 356); sich zur S. melden (bes. Milit.; seine Anwesenheit melden); b) lokalisierbarer Bereich am Körper, an einem Gegenstand, der sich durch seine besondere Beschaffenheit von der Umgebung deutlich abhebt: Unter den Sohlen schmiegte der Sand sich fest und fügsam; kühle und brutwarme -n wechselten (Gaiser, Jagd 159); eine raue, entzündete S. auf der Haut; eine schadhafte S. im Gewebe; ihre Beine ... sie blieben unzuverlässig, hatten offene -n (Ossowski, Liebe ist 71); Er zog sein Taschentuch ... und hielt es gegen die schmerzende S. (Schröder, Wanderer 69); eine kahle S. am Kopf; die Äpfel haben -n (Druckstellen); genau an dieser S. tut es mir weh; an einigen -n der Tür ist die Farbe abgeblättert; Vergine ... blies den Rauch gegen die schadhafte S. der Tapete (Thieß, Legende 152); Ü das ist seine empfindliche, verwundbare S. (in dieser Beziehung ist er sehr empfindlich, leicht verwundbar); ihre Argumentation hat eine schwache S. (ist in einem Punkt nicht stichhaltig). 2. a) [kürzeres] Teilstück eines Textes, Vortrags, [Musik]stücks o. Ä.; Abschnitt, Absatz, Passage, Passus: eine spannende, wichtige, interessante S.; Die entscheidende S. des bedeutsamen Beschlusses lautete: ... (Leonhard, Revolution 204); In seinen Reden gibt es schwache -n, auch Wiederholungen (Thieß, Reich 407); Wortlos zeigte ich ihm die betreffende S. der „Prawda“ (Leonhard, Revolution 162); eine S. aus dem Buch herausschreiben, zitieren, vorlesen; einige -n am Rand ankreuzen; ... möchte ich doch hier jene köstliche S. aus der Chronik des Ammianus Marcellinus anführen (Thieß, Reich 317, Anm.); ich hatte unter dem Tisch ein Exemplar, und da merkte ich, dass er (= der Lehrer) alle schlüpfrigen -n wegließ (Kempowski, Immer 93); Fänä ließ sich die S. in dem Buch zeigen (Degenhardt, Zündschnüre 20); ich kriege diese S. der Sonate einfach nicht in den Griff; b) Punkt im Ablauf einer Rede o. Ä.: an dieser S. möchte ich noch darauf hinweisen, ...; etw. an passender, unpassender S. (im rechten, im falschen Augenblick) bemerken; Die Herausgeber möchten den Herren ... auch an dieser S. bestens danken (Fraenkel, Staat 9). 3. a) "Position" (1 b) (innerhalb einer hierarchischen Ordnung); Platz, den jmd., etw. in einer Rangordnung, Reihenfolge einnimmt: etw. steht, kommt an oberster, vorderster, erster S.; in einem Wettkampf an achter S. liegen; Mit 25 Treffern liegt Klaus Fischer in der „ewigen Torjägerliste“ der Nationalelf schon an sechster S. (Kicker 82, 1981, 15); er steht in der Wirtschaft an führender S.; Die jungen Leute, die heute überall an den verantwortlichen -n sitzen (Dönhoff, Ära 190); b) (Math.) (bei der Schreibung einer Zahl) Platz vor od. hinter dem Komma, an dem eine Ziffer steht: die erste S. hinter, nach dem Komma; eine Zahl mit vier -n. 4. Arbeitsstelle, Posten, Beschäftigung: eine freie, offene, gut bezahlte S.; in dieser Firma ist eine S. als Sekretärin frei; ihr wurde an der Universität eine halbe S. (Planstelle) angeboten; sich eine S. suchen; eine S. ausschreiben; eine S. finden, bekommen, antreten; seine S. aufgeben, wechseln; Franca hat zwei -n als Putzfrau (Chotjewitz, Friede 236); ich hatte eine gute S. in einer Textilfabrik (Böll, Erzählungen 45); Frieda hatte ihre S. verloren und saß nun fast immer zu Hause (Schnurre, Bart 33); sie werden Karin doch nicht die S. aufkündigen? (v. d. Grün, Glatteis 273); sich um eine S. bemühen, bewerben. 5. kurz für ↑"Dienststelle": eine amtliche, kirchliche, staatliche S.; sich an die vorgesetzte S. wenden; ... die Memoranden würden an die „zuständige S.“ weitergeleitet (Maass, Gouffé 20); sich bei höherer S. beschweren, erkundigen; Ein paar Freunde in einflussreichen -n (Remarque, Triomphe 395).
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