Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Sprung
Sprụng, der; -[e]s, Sprünge [1: mhd., spätahd. sprunc, zu ↑"springen"; 3: eigtl. = aufgesprungener Spalt]: 1. a) das Springen; springende Bewegung: ein hoher, weiter S.; ein S. aus dem Fenster, in die Tiefe über einen Graben, über einen Zaun; einen S. machen, tun; der Hengst vollführte wilde Sprünge; sie konnte sich gerade noch durch einen S. zur Seite retten; die Katze schnappte den Vogel im S.; in großen Sprüngen überquerte der Hirsch die Lichtung; mit einem gewaltigen S. setzte er über die Mauer; zum S. ansetzen; der Tiger duckte sich zum S.; R S. auf, marsch, marsch! (Milit.; Kommando, aus liegender Haltung aufzuspringen u. sich im Laufschritt in Marsch zu setzen): gleich darauf schnarcht er ... und ist nicht einmal durch das Kommando: S. auf, marsch, marsch! mehr zu erwecken (Remarque, Obelisk 44); Ü ein qualitativer, ein dialektischer S. (Philos.; Umschlag einer quantitativen in eine qualitative Veränderung); Sobald er in Frankfurt zu studieren begann, brauchte er ein Quartier ... Der S. hinaus (Auszug aus dem Elternhaus) würde ihm nicht leicht fallen (Härtling, Hubert 210); die neue Stelle bedeutet für ihn einen großen S. nach vorn (eine große Verbesserung); der Schauspieler hat den S. (das Überwechseln) zum Film nicht gewagt, nie geschafft; Einigen Vertretern ist der S. nach Frankreich geglückt (Brückenbauer 11. 9. 85, 15); Sie bejubelten ihren Sieg und den damit verbundenen S. auf den zweiten Tabellenplatz (Kicker 6, 1982, 36); sein Herz machte vor Freude einen S.; beim Vorlesen einen S. machen (ein Textstück o. Ä. überspringen); die Natur macht keinen S., keine Sprünge (in der Natur entwickelt sich alles langsam u. kontinuierlich); ich konnte seinen Sprüngen (Gedankensprüngen) nicht immer folgen; *ein S. ins kalte Wasser (ugs.; Aufnahme einer Tätigkeit, die jmdm. völlig neu, völlig unvertraut ist u. von der er nicht weiß, ob er ihr gewachsen sein wird); ein S. ins Dunkle, Ungewisse (ein Entschluss, von dem jmd. nicht weiß, wie er sich auf sein weiteres Leben auswirken wird); keine großen Sprünge machen können, sich erlauben können (ugs.; sich, bes. finanziell, nicht viel leisten können): Mit ihrer Rente kann Frau Sauerbier keine großen Sprünge machen (Gut wohnen 10, 1985, 26); Wie kann sich der Verein solch große Sprünge erlauben, wenn der Zuschauerschnitt bei 13 000 liegt?; auf einen S./(landsch.:) einen S. (ugs.; für kurze Zeit ): ich gehe [auf] einen S. in die Kneipe; ich habe es sehr eilig, ich komme nur [auf] einen S.!; auf dem S. sein/(seltener:) stehen (ugs.; gerade anfangen wollen, etw. zu tun): Ich stehe auf dem -e, einen Krieg zu führen (Hacks, Stücke 293); auf dem S. sein (ugs.; in Eile sein, keine Zeit, keine Ruhe haben, sich länger aufzuhalten): bist du etwa schon wieder auf dem S.?; Aber er ist immer nervös und auf dem S. (Kronauer, Bogenschütze 287); b) als sportliche Übung o. Ä. (z. B. im Weitsprung, Hochsprung) ausgeführter Sprung: ein dreifacher S. (beim Eiskunstlauf); ein S. vom 5-Meter-Turm, über den Kasten; ihm gelang ein S. von 8,25 m; jeder hat drei Sprünge. 2. (ugs.) geringe Entfernung; ↑"Katzensprung" (1): von dort ist es nur ein S. bis zur Grenze, nach Straßburg; er wohnt nur einen S. von hier. 3. feiner Riss (in einem spröden Material): in der Scheibe ist ein S., sind Sprünge; die Tasse, der Spiegel, das Glas hat einen S.; Seine Augen waren aufwärts gerichtet zur Decke, wo ein S. im Plafond war (Sommer, Und keiner 113); Ü ... hatte sein katholischer Glaube arge Sprünge bekommen (Kühn, Zeit 30); Das würde zu einem S. in der CSU führen, von dem sie sich bis zum Herbst 1998 nicht erholen würde (Woche 28. 3. 97, 7); *einen S. in der Schüssel haben (salopp; nicht recht bei Verstand sein). 4. (Landw.) (bei manchen Haustieren) das Bespringen: der Bulle ist zum S. zugelassen. 5. (Jägerspr.) hinteres Bein des Hasen. 6. (Jägerspr.) Gruppe von Rehen: ein S. Rehe. 7. (Geol.) "Verwerfung" (2). 8. (Schiffbau) geschwungene Linie, geschwungener Verlauf eines Decks (von der Seite gesehen). 9. (Weberei) "Fach" (3). 10. *jmdm. auf die Sprünge helfen (ugs.; jmdm. [durch Hinweise, Zureden o. Ä.] weiterhelfen; diese u. die folgenden Redewendungen gehen wohl von „Sprung“ im Sinne von „Springen, rasche Vorwärtsbewegung“ aus; möglich ist aber auch eine Anknüpfung an „Sprung“ in der jägerspr. Bed. „Spur [bes. eines Hasen]“): Und wenn die Hinterbliebenen nicht selbst drauf kommen - der Bestatter hilft ihnen auf die Sprünge (Hörzu 17, 1971, 63); einer Sache auf die Sprünge helfen (ugs.; dafür sorgen, dass etw. wie gewünscht funktioniert): Wir helfen Ihrer Fantasie gern ein bisschen auf die Sprünge (Spiegel 46, 1975, 149); jmdm. auf die Sprünge kommen (ugs.; ↑"Schlich" 1).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Sprung