Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Sei|te, die; -, -n [mhd. sīte, ahd. sīta, eigtl. = die schlaff Herabfallende (vgl. ahd. sīto [Adv.] = schlaff), wohl urspr. = die unter dem Arm abfallende Flanke des menschlichen Körpers, dann auch: Flanke von Tieren, wahrsch. verw. mit ↑"säen" in dessen urspr. Bed. „(aus)streuen; fallen lassen“; 7: nach lat. latus; 11: unter lautlicher Anlehnung an gleichbed. engl. web site, Website]: 1. a) eine von mehreren ebenen Flächen, die einen Körper, Gegenstand begrenzen; aus einer Blickrichtung sichtbarer Teil der Oberfläche eines Körpers, Gegenstands: die vordere, hintere, obere, untere, linke, rechte S. einer Kiste; die der Erde abgewandte S. des Mondes; die sechs -n eines Würfels; welche S. gehört nach oben?; sie guckte sich die Box von allen -n genau an; b) linke od. rechte, vordere od. hintere, zwischen oben u. unten befindliche Fläche eines Raumes, Gegenstands, Körpers: die vordere, der Straße zugewandte S. des Hauses; nur noch eine S. des Zimmers muss tapeziert werden; c) rechter od. linker flächiger Teil eines Gegenstands, Körpers: die [ganze] rechte S. des Autos muss neu lackiert werden; der Kahn legte sich bedenklich auf die S. (drohte zu kentern). 2. a) rechts od. links [von der Mitte] gelegener Teil einer räumlichen Ausdehnung: die Angeklagten nahmen fast eine ganze S. des Saales ein; wir wohnen auf der anderen S. (am anderen Ufer) des Flusses; auf, zu beiden -n einer Sache (links u. rechts neben etw.); der Angriff kam von der S. (aus seitlicher Richtung); ... hing ihm der schwarze Schnurrbart ... zu Seiten des Mundes herab (Th. Mann, Zauberberg 543); b) Ort, Stelle in einer gewissen seitlichen Entfernung von einer Person, Sache: geh auf die/zur S. (aus dem Weg)!; jmdn. auf die S. (beiseite) winken; die Bücher zur S. legen; zur S. treten, gehen (ausweichen, um jmdm. Platz zu machen); jmdn. zur S. (beiseite) nehmen; Ü jmdn. zur S. schieben (jmdn. [aus einer Position] verdrängen); *etw. auf die S. schaffen/bringen (ugs.; etw. aus einem zugänglichen Bereich für eigene Bedürfnisse fortnehmen): sie hat Ersatzteile, Baumaterialien auf die S. geschafft; Nachdem er im Dienst neun Telefonapparate „auf die S. gebracht“ hatte (MM 30. 1. 86, 13); jmdn. auf die S. schaffen (salopp; jmdn. ermorden); etw. auf die S. legen (↑"Kante" 2) : bei dem Gehalt kann er eine ganze Menge, nicht viel, nichts auf die S. legen; etw. auf der S. haben (↑"Kante" 2) : Schwitter: Mein Vermögen ging in Flammen auf. Olga: Ich habe schon etwas auf der S. (Dürrenmatt, Meteor 37); auf die große, kleine S. müssen (österr.; [bes. von Schülern] seine große, kleine Notdurft verrichten müssen); zur S. sprechen (Theater; beiseite sprechen); c) Teil eines Gebiets, das dies- od. jenseits einer Grenze o. Ä. liegt: die spanische S. der Pyrenäen; der Grenzort auf der italienischen S.; das Dorf liegt [schon, noch] auf tschechischer S. 3. a) Partie des menschlichen Körpers, die als fließender Übergang zwischen seiner vorderen u. hinteren Fläche in Längsrichtung von Kopf bis Fuß verläuft: der Junge trägt sein Fahrtenmesser an der S.; sich im Schlaf auf die andere S. drehen; sie legt den Säugling abwechselnd auf die rechte und linke S.; auf einer S. gelähmt sein; jmdn. von der S. fotografieren; ihr Kopf fiel vor Müdigkeit zur S.; Ü sie verbrachte eine glückliche Zeit an der S. ihres Mannes (geh.; mit ihrem Mann); sich nicht gern an jmds. S. (mit jmdm.) sehen lassen; *lange -n haben (landsch.; viel essen u. trinken können; eigtl. wohl = viel Platz im Körper haben); S. an S. (↑"Schulter" 1); an jmds. grüne S. (scherzh.; in jmds. unmittelbare Nähe; vgl. ↑"grün" 4) : komm, setz dich, rück an meine grüne S.!; jmdn. jmdm., etw. einer Sache an die S. stellen (jmdn. jmdm., etw. einer Sache gleichstellen); sich auf die faule S. legen (↑"Haut" 1 b); jmdm. [mit Rat und Tat] zur S. stehen (jmdm. helfen, beistehen); jmdm. zur S. treten/springen (jmdm. zu Hilfe kommen, jmdn. unterstützen); jmdm. nicht von der S. gehen/weichen (ugs.; jmdn. keinen Augenblick allein lassen); jmdn. von der S. ansehen (jmdn. mit Geringschätzung ansehen, behandeln); jmdn. von der S. anquatschen (ugs.; jmdn. aufdringlich, frech ansprechen); b) Partie des menschlichen Oberkörpers, die als fließender Übergang zwischen Brust u. Rücken in Längsrichtung zwischen Hüfte u. Achsel verläuft; Teil, der über den Hüften u. unter den Rippen liegt: mir tut die rechte, die ganze S. weh; sich vor Lachen die -n halten; jmdm. einen Stoß in die S. geben; sie hat Stiche, Schmerzen in der S.; *jmdm. [hilfreich] in die S. treten (ugs. scherzh.; jmdm. helfen): ... dass ich bestimmt viel schneller 'ne politische Praxis hätte entwickeln können, wenn nicht 'n Typ ewig versucht hätte, mir hilfreich in die S. zu treten (Merian, Tod 19). 4. (von Tieren mit vier Beinen) rechte od. linke Hälfte des Körpers, die zwischen Rücken u. Brust, Vorder- u. Hinterbeinen liegt: eine S. Speck (großes Stück Speck vom geschlachteten Schwein; Speckseite); sie klopfte ihrem Pferd die -n. 5. eine von mehreren möglichen Richtungen: er wich nach der falschen S. aus; die Bühne ist nur nach einer S. offen; die Schüler stoben nach allen -n auseinander; von allen -n (von überall her) herbeiströmen; Ü Nach der S. der politischen Wissenschaft hat ... Hermann Heller die weberschen Anregungen fruchtbar gemacht (Fraenkel, Staat 113). 6. a) [auf beiden Seiten (6 b) beschriebenes od. bedrucktes] Blatt eines Hefts, Druckerzeugnisses o. Ä.: eine S. aus dem Notizbuch herausreißen; die -n umblättern; sie blätterte in den -n einer Illustrierten; ein Lesezeichen zwischen die -n legen; *gelbe -n (Branchenverzeichnis als Ergänzungsband zum Telefonbuch): ich habe die Nummer aus den gelben -n; b) eine der beiden [bezifferten] Flächen eines Blattes, einer Buch-, Heft-, Zeitungsseite o. Ä.: leere -n; eine neue S. aufschlagen; schlagt bitte S. 78 auf; der Roman ist 800 -n lang; das Buch hat 300 -n, ist 300 -n stark; siehe S. 11-15/die -n 11-15; 10 -n bunte/(selten:) bunter Bilder; Fortsetzung auf S. 42; auf der ersten S. der Zeitung; Abk.: S.; c) eine der beiden Flächen eines flachen Gegenstands: die untere, obere, eine, andere S.; die S. der Münze mit der Zahl; die erste, zweite S. einer Schallplatte; der Stoff hat eine glänzende und eine matte S.; sie wendete die innere S. der Hose nach außen, wendete die Hose auf die linke S.; er untersuchte den Geldschein von beiden -n genau; R das ist [nur] die eine/das ist die andere S. der Medaille (das ist [nur] die eine/das ist die andere von zwei [gegensätzlichen] Erscheinungsformen, die ein u. dieselbe Sache aufweist, die in gewisser Weise zusammengehören); Spr alles, jedes Ding hat [seine] zwei -n (alles, jedes Ding hat [seine] Vor- u. Nachteile). 7. (Math.) a) Linie, die die Fläche eines Vielecks begrenzt: die dem rechten Winkel gegenüberliegende S. heißt Hypotenuse; ein Rechteck mit vier gleich langen -n ist ein Quadrat; b) linkes od. rechtes Glied einer Gleichung od. Ungleichung. 8. a) eine von mehreren Erscheinungsformen; Aspekt, unter dem sich etw. darbietet: die menschliche, soziale, juristische S. des Konflikts; die technische, wirtschaftliche, ökologische S. des Problems sehen; dieser Geschichte kann man sogar eine komische S. abgewinnen; auf der einen S. wäre eine Umstellung zum jetzigen Zeitpunkt unklug, auf der anderen S. drängt die Zeit; alles von der leichten, heiteren S. nehmen; etw. von allen -n (gründlich, umfassend) untersuchen; b) eine von mehreren Verhaltensweisen, Eigenschaften, Eigenarten, die jmd. zum Ausdruck bringen kann, durch die jmd., etw. geprägt ist: sie, ihr Charakter hat viele, zwiespältige -n; seine raue, unfreundliche S. herauskehren; ganz neue -n an jmdm. entdecken; du musst auch mal die guten -n an ihr sehen; Giovanni Palma zeigte sich als furchtgebietender Brigant von seiner besten S. (Thieß, Legende 13); Sie sind wirklich sehr theologisch heute; von dieser S. habe ich Sie ja gar nicht gekannt! (Musil, Mann 474); das Frühjahr hatte sich von der regnerischen S. gezeigt; [in beiden folgenden Wendungen bedeutet „Seite“ urspr. die beim Kampf ungeschützte bzw. geschützte Körperseite]; *jmds. schwache S. sein (ugs.; 1. jmdm. schwer fallen; von jmdm. nicht beherrscht werden: Mathematik ist ihre schwache S. 2. eine Schwäche 3 für jmdn., etw. haben: Frauen und Alkohol sind seine schwachen -n); jmds. starke S. sein (ugs.; jmdm. leicht fallen; von jmdm. besonders gut beherrscht werden): Logik war nie ihre starke, ist nicht gerade ihre stärkste S. 9. a) eine von mehreren Personen, Parteien (4), die einen unterschiedlichen Standpunkt vertreten od. sich als Gegner, in Feindschaft gegenüberstehen: beide -n zeigten sich in den Verhandlungen unnachgiebig; alle in den Konflikt verwickelten -n sind an einer dauerhaften politischen Lösung interessiert; ich unterstütze keine, die andere S.; man muss immer auch die andere S. hören; ein für beide -n annehmbarer Kompromiss; b) Person, Gruppe, Instanz o. Ä., die einen bestimmten Standpunkt vertritt, eine bestimmte Funktion hat: von offizieller, unterrichteter S. erfahren wir, dass der Präsident erkrankt ist; von kirchlicher S. wurden Einwände erhoben; ich werde von meiner S. (von mir aus) nichts unternehmen; c) von einer bestimmten ↑"Seite" (9 a) in einem Konflikt vertretener Standpunkt: auf welcher S. stehen Sie eigentlich?; sie stand auf der S. der Aufständischen; ich stelle mich lieber auf die S. des Schwächeren; ... hatte Ludendorff ... sich auf die Seite der ... Reaktionäre geschlagen (Niekisch, Leben 177); im Krieg auf die andere S., die S. des Feindes überlaufen; das Recht war auf ihrer S.; jmdn. auf seine S. bringen/ziehen (jmdn. für seinen Standpunkt, seine Absichten, Pläne gewinnen); Ü auf der S. des Fortschritts, der Revolution stehen; *auf -n (↑"aufseiten"); von -n (↑"vonseiten"). 10. Familie eines der beiden Elternteile (als Teil der gesamten Verwandtschaft): die Großeltern, die Verwandtschaft der mütterlichen, väterlichen S.; das hat sie von der väterlichen, mütterlichen/von väterlicher, mütterlicher S. 11. (EDV) als kleinste Einheit über das Internet abrufbare grafische Darstellung, die Informationen bietet od. über Hyperlinks zu weiteren Dokumenten (4) weiterleitet.