Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Schlag
Schlag, der; -[e]s, Schläge [mhd. slac, ahd. slag, zu ↑"schlagen"; 4: LÜ von lat. apoplexia, ↑"Apoplexie"; 15: übertragen vom Prägen der Münzen, bei dem das gleiche Bild in eine Vielzahl von Münzen geschlagen wird]: 1. a) durch eine heftige, schnelle, ausholende Bewegung herbeigeführtes Auftreffen auf etw., Treffen von jmdm., etw.: ein starker, heftiger, leichter, schwacher, tödlicher S.; ein S. auf den Kopf, ins Genick, vor die Brust, gegen das Ohr; ein S. mit der Faust, mit einem Stock; Gerade hatte ich ihm einen aufmunternden S. über den Rücken gegeben (Kafka, Erzählungen 209); Sie hob sogar ihre beiden Hände, als wollte sie einen S. abwehren (Seghers, Transit 276); jmdm. einen S., ein paar Schläge versetzen; Eine junge Mutter klagte sich selbst an: Immer wieder bezieht die kleine Tochter Schläge (Prügel). Und gleich darauf Trostküsse (Hörzu 24, 1972, 113); er teilt gern Schläge aus (schlägt gern zu); jmdm. Schläge (eine Tracht Prügel) androhen, verabreichen, verpassen; ihr bekommt gleich Schläge (werdet verprügelt, durchgehauen); der Tennisspieler hat einen harten S. (schlägt die Tennisbälle hart); mit einem einzigen S. streckte er seinen Gegner zu Boden; Ü Die Polizei führte einen vernichtenden S. (Einsatz) gegen das organisierte Verbrechen; die Truppen holten zum entscheidenden S. (zur entscheidenden militärischen Aktion) aus; Flaucher, überzeugt von der Ohnmacht Berlins, wagte den großen, entscheidenden S. (Feuchtwanger, Erfolg 711); *S. auf S. (in rascher Aufeinanderfolge, schnell nacheinander, ohne Unterbrechung): die Fragen, die schlechten Nachrichten kamen S. auf S.; Nach dem Saisonstart mit „Lulu“ folgen sich die Premieren im September S. auf S. (Brückenbauer 11. 9. 85, 19); ein S. ins Gesicht sein (eine schwere Kränkung, Beleidigung sein); ein S. unter die Gürtellinie (ugs.; unfaires, unerlaubtes Verhalten); ein S. ins Kontor (ugs.; eine böse, unangenehme Überraschung, eine große Enttäuschung; wohl eigtl. = ein Ereignis, das wie ein Blitzschlag [in ein Haus o. Ä.] wirkt): Die Überraschung von Hamburg. CDU spricht von „S. ins Kontor“ (MM 20. 12. 82, 2); ein S. ins Wasser [sein] (ergebnislos, ein Misserfolg [sein]): Rechtfertigungsversuch in dreizehnter Stunde, ein S. ins Wasser, der höchstens verstimmen konnte (Maass, Gouffé 336); einen S. haben (ugs.; nicht recht bei Verstand sein ); keinen S. tun (ugs.; ↑"Handschlag"); jmdm. einen S. versetzen (für jmdn. eine bittere Enttäuschung sein, jmdn. hart treffen); einen vernichtenden o. ä. S. gegen jmdn. führen (einem Gegner, Widersacher durch einen Angriff, durch gezieltes Vorgehen eine vernichtende Niederlage beibringen, ihn damit bezwingen): Ihm genügt es, die Versammlung zu hypnotisieren: den tödlichen S. soll dann morgen Saint-Just gegen die gelähmten Opfer führen (St. Zweig, Fouché 70); auf einen S. (ugs.; gleichzeitig, auf einmal): waren auf einen S. drei Männer erschienen, die seine Töchter in die Ehe oder in das Anthropologische Museum führen wollten (Bieler, Mädchenkrieg 91); mit einem S./(auch:) -e (ugs.; ganz plötzlich, auf einmal ): die Lage änderte sich mit einem S.; ... und Nazis gäbe es keine mehr, die hätten sich verkrümelt oder seien mit einem S. fromm geworden (Härtling, Hubert 202); zum entscheidenden S. ausholen (sich anschicken, einem Gegner, Widersacher durch einen Angriff, durch gezieltes Vorgehen eine Niederlage beizubringen u. dadurch eine Entscheidung zu eigenen Gunsten herbeizuführen); b) durch einen ↑"Schlag" (1 a), einen heftigen Aufprall o. Ä. hervorgerufenes lautes Geräusch: Ein dumpfer, heftiger S. an der Haustür (Langgässer, Siegel 605); im Keller tat es einen fürchterlichen S. 2. a) in regelmäßigen, rhythmischen [mit einem entsprechenden Ton, Geräusch verbundenen] Stößen erfolgende Bewegung: die Schläge des Ruders, eines Pendels; er hörte den S. der Wellen; er fühlte die heftigen Schläge ihres Herzens, den unregelmäßigen S. ihres Pulses; Rico hörte sein Herz mit dumpfen Schlägen gegen die Brust pochen (Thieß, Legende 131); b) (von einer Uhr, einer Glocke o. Ä.) durch Anschlagen erzeugter Ton, regelmäßige Folge von [gleichen] Tönen: der S. eines Gongs, einer Standuhr klang durch das Haus; vom Kirchturm erklangen zwölf schwere Schläge; wie vom hohlen S. großer Pauken und trockenem Trommelwirbel (Maass, Gouffé 326); S. (genau um) Mitternacht; Schlag acht (genau, pünktlich um acht) Uhr kamen wir an; c) (von bestimmten Singvögeln) lauter, rhythmischer, meist melodischer Gesang in deutlich voneinander abgesetzten Tonfolgen: der S. der Nachtigall, der Finken, Wachteln. 3. a) kurz für ↑"Blitzschlag": ein lauter, schwerer, zündender S.; ein kalter S. (irgendwo einschlagender, aber nicht zündender Blitz); b) den Körper treffender, durchlaufender Stromstoß: er hat bei der Reparatur des Gerätes einen leichten S. bekommen; Sie dachte an den elektrischen S. an der linken Hand, als sie eine ... Lampe hielt, um eine Birne hineinzuschrauben (Alexander, Jungfrau 368). 4. (ugs.) kurz für ↑"Schlaganfall": er hat einen S. bekommen, hat schon zwei Schläge gehabt; der dritte S. hat sie getroffen; sie hat sich von ihrem letzten S. nie mehr richtig erholt; *der S. soll dich treffen! (salopp; Ausruf der Verwünschung); jmdn. trifft/rührt der S. (ugs.; jmd. ist aufs Höchste überrascht, ist starr vor Staunen, Entsetzen, Schreck ): Als ich mit zwölf den Raubüberfall machte, traf ihn (= den Vater) fast der S. (Sobota, Minus-Mann 40); wie vom S. getroffen/gerührt sein (ugs.; verstört, fassungslos sein, starr vor Entsetzen, Schreck sein ): ich war wie vom S. getroffen, als ich von deinem Unfall erfuhr. 5. Unheil, das über jmdn. hereingebrochen ist; Unglück, das jmdn. getroffen hat; niederdrückendes, unglückseliges Ereignis: ein harter, schwerer, furchtbarer S.; Es war für mich ... ein heftiger S., als Heli starb (Kirsch, Pantherfrau 45); sie hat die Schläge des Schicksals, die Schläge, die ihr das Leben zufügte, tapfer ertragen; Es muss alles geschehen, damit er diesen S. so rasch wie möglich verwindet (Zuckmayer, Herr 43). 6. (Forstw.) a) das Fällen von Bäumen, ↑"Einschlag" (3 a): in diesem Waldgebiet sind einige Schläge vorgesehen; b) Stück eines Waldes, in dem Bäume gefällt werden, gefällt worden sind. 7. (Landw.) zusammenhängendes Stück Ackerland, auf dem in der Regel nur eine Art von Pflanzen angebaut wird: ein S. Weizen von etwa 100 Hektar; Schon in diesem Jahr haben wir die ersten Schläge mit Einkorn-Rübensamen bestellt (ND 13. 6. 64, Beilage 1). 8. (Segeln) Strecke, die beim Kreuzen (6) zwischen zwei Wenden zurückgelegt wird. 9. (Seemannsspr.) nicht verknotete, um einen Gegenstand gelegte Schlinge eines Taus: einen S. auf den Poller legen; ein halber S. (Knoten, bei dem ein Ende des Taus um den gespannten Teil geschlungen wird). 10. (Schneiderei, Mode) nach unten sich vergrößernde Weite des Hosenbeins: eine Hose mit S.; Hannings Hose war auf S. genäht (Kempowski, Uns 145). 11. kurz für ↑"Taubenschlag": Als der Garten in Schuss ist, werden Tauben angeschafft ... Den S. tischlert der Herr de Bonsac natürlich selbst (Kempowski, Zeit 179). 12. (veraltend) Tür eines Autos, einer Kutsche: den S. öffnen, schließen, zuschlagen; Ich hörte noch, wie er dem Chauffeur das Fahrtziel ... angab, dann flog der S. zu und der Wagen fuhr an (Simmel, Stoff 201). 13. (ugs.) mit einer Kelle, einem großen Löffel zugemessene Portion (bei einer Essenausgabe): ein S. Suppe, Eintopf; noch einen S. Bohnen verlangen, nachholen; An einer aufgestellten Gulaschkanone fasste einer zehn Schläge und legte sich hin und starb (Plievier, Stalingrad 331); der Küchenbulle bietet das Essen direkt an: jedem, der vorbeikommt, winkt er mit seinem Löffel zu und füllt ihm einen kräftigen S. ein (Remarque, Westen 7); *[einen] S. bei jmdm. haben (ugs.; jmds. Sympathie, Wohlwollen haben; bei jmdm. in gutem Ansehen stehen; sich jmds. Gunst erfreuen; wohl aus der Soldatenspr., eigtl. = von dem, der das Essen austeilt, einen zusätzlichen Schlag bekommen): Ich habe meine Lehrer auch nicht gehasst ... ich hatte S. bei ihnen und mochte sie (Lemke, Ganz 205); Bei Frauen über 60 muss ich einen unheimlichen S. haben (BM 14. 6. 84, 6). 14. (österr.) Schlagsahne (bes. für den Kaffee): ein Stück Obstkuchen mit S.; sie trinkt ihren Kaffee ohne S. 15. a) kurz für ↑"Menschenschlag": ein stämmiger, dunkler, hellhäutiger, robuster, ernster S.; strömte das Landvolk herein, dieser blonde und gedrungene ... S. mit blauen, grübelnden Augen und breiten, ein wenig zu hoch sitzenden Wangenknochen (Th. Mann, Hoheit 250); er ist ein Typ, ein Mensch gleichen, unseres -es, vom gleichen, von anderem S.; Vergebens haben die Unentschiedenen, die Feigen, die Vorsichtigen, haben die Leute vom -e Fouchés gehofft, sie könnten einer ... Stellungnahme durch geheime Stimmabgabe entweichen (St. Zweig, Fouché 18); er ist noch ein Beamter vom alten S. (von der guten, gediegenen alten Art); Ü landwirtschaftliche Gehöfte bereits lombardischen -es (NN 25. 10. 86, 34); das sind noch Möbel alten -s/vom alten S. (gediegen, gut verarbeitet, wie man sie früher hatte); b) Gruppe innerhalb einer Rasse von Haustieren, die sich durch typische Merkmale wie Größe, Farbe, Zeichnung o. Ä. von den übrigen Vertretern ihrer Rasse unterscheidet: ein mittelgroßer, kleinerer S. von Pferden; das Kaninchen stammt, ist von einem anderen S.; einen neuen S. züchten. ∙ 16. kurz für ↑"Schlagbaum": Franz von Sickingen hält vor dem S. und lässt euch sagen ... (Goethe, Götz IV).
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