Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Schein
Schein, der; -[e]s, -e [mhd. schīn, ahd. scīn, zu ↑"scheinen"; 3: eigtl. = beweisende (= sichtbare) Urkunde]: 1. a) (unmittelbar von einer Lichtquelle od. von einer reflektierenden Fläche her) scheinendes, eine gewisse Helligkeit bewirkendes Licht; Lichtschein: der flackernde S. einer Kerze; der fahle, silberne S. des Mondes; der warme, matte S. einer Lampe; der grelle S. der Neonröhre; der rote S. des brennenden Hauses, der Flammen erhellte den Platz; der S. einer Straßenlaterne fiel ins Zimmer; Das Licht vom Garten wirft einen milden S. in den Raum (Hartung, Junitag 37); Sie ... war beim -e eines Talglichtes damit beschäftigt, das Mieder aufzunesteln (Hauptmann, Thiel 30); im glühenden S. der sinkenden Sonne (Musil, Mann 781); Im fahlen oder grellen S. der Blitze (Koeppen, Rußland 124); Seine schwarze Haut glänzte im S. der brennenden Kerzen (Thor [Übers.], Ich 36); ∙ zuweilen war, nachdem der Schimmer ihm entgegenspiegelte, der Jüngling schmerzhaft geblendet, dann wieder besänftigten grüne und blau spielende -e sein Auge (Tieck, Runenberg 33); b) (selten) ↑"Hauch" (3 b): Nicht ein S. einer milden Miene, nicht die Spur eines tröstenden ... Wortes (R. Walser, Gehülfe 40); wieder erglomm ein zarter S. von Farbe auf seinen fahlen Wangen (Th. Mann, Krull 153); Am Himmel ist nur noch ein S. von Tag (Schnabel, Marmor 150); *[um] einen S. (seltener; ein bißchen, ein wenig, eine Idee, Spur): Lilians Gesicht wurde einen S. freundlicher (Strittmatter, Wundertäter 335); bloß war er um einen S. bleicher (Gaiser, Jagd 112). 2. a) äußeres Ansehen, Aussehen, äußeres Bild von etw.; Anschein: der S. ist, spricht gegen ihn; wenigstens den äußeren S. aufrechterhalten; ... legten die Hunnen stets Wert darauf, den S. des Rechts zu wahren (Thieß, Reich 387); Der Reichspräsident verlieh ... allen verfassungsverletzenden Maßnahmen den S. der Legalität (Niekisch, Leben 194); Aber du bist so schamlos, es kommt dir nicht einmal mehr auf den S. an (Fallada, Herr 79); der alten Frau Wirsich, die sich heute mit einem S. von feinerem Weltgebaren umgeben hatte (R. Walser, Gehülfe 24); R der S. trügt; *den S. wahren (den bestehenden falschen Eindruck aufrechterhalten): seine Ehe ist längst zerrüttet, aber um den S. zu wahren, zeigt er sich von Zeit zu Zeit mit seiner Frau in der Öffentlichkeit; zum S. (in irreführender Absicht): Sie (= die Diktatur) wird oft ... zum S. noch andere politische Organe neben sich dulden (Fraenkel, Staat 82); b) etw. aufgrund einer Täuschung für wirklich Gehaltenes: Es war alles bloßer S., dem nicht das geringste Sein entsprach (Nigg, Wiederkehr 37). 3. ↑"Bescheinigung" (2): der S. ist abgelaufen, verfallen, ungültig; einen S. unterschreiben, ausfüllen; einen S. (Seminarschein) machen, noch drei -e (Seminarscheine) für das Examen benötigen; sie hatte vergessen, ihren S. (Lottoschein) abzugeben; auf dem S. (Lottoschein) sind drei Richtige; mit dem S. (Gepäckschein) kannst du den Koffer abholen; ohne S. (Angelschein) darf man hier nicht angeln; Ich wollte meine Uhr von der Reparatur holen und hab' den S. (Reparaturschein) vergessen (Ossowski, Flatter 180); zwei alterfahrene Piloten ..., die ... ihren S. (Pilotenschein) erneuern wollten (Grzimek, Serengeti 16); Auf den S. (Entlassungsschein) bekam ich den Aufenthalt im Dorf (Seghers, Transit 83). 4. kurz für ↑"Geldschein": Münzen und -e; ein Bündel -e; 500 000 Mark in kleinen -en; die Müllarbeiter ... kassieren doch für jede verbotene Fuhre auch ihre -e (erhalten Geld dafür) (Prodöhl, Tod 218); drei ganze -e (salopp; drei Hundertmarkscheine); für 'n halben S. (fünfzig Mark) kannst du es haben.