Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Schatten
Schạt|ten, der; -s, - [mhd. schate(we), ahd. scato, verw. mit griech. skótos = Dunkel]: 1. a) (mehr od. weniger scharf begrenzter) im ↑"Schatten" (1 b) eines Körpers liegender Ausschnitt einer im Übrigen von direktem Licht beschienenen Fläche, der sich dunkel von der helleren Umgebung abhebt: die S. der Häuser, der Berge; die S. werden länger; Unsere S. huschten über die Wände, schnellten zur Decke hinauf, wurden unter der Decke geknickt und hingen schwarz über uns (Roehler, Würde 134); gegen Abend werfen die Gegenstände lange S.; Ü (dichter.:) der S. des Todes lag bereits auf ihm (es war deutlich, dass er bald sterben würde); die Nacht breitet ihre S. über das Land; auf ihr Leben war ein S. gefallen (es hatte sich durch traurige Ereignisse verdüstert); ein S. lag auf ihrem Glück (es war durch etwas beeinträchtigt); Es lagen dunkle S. auf meiner Seele und als wir den Fuß des Penhart erreicht hatten, sah es nicht danach aus, als würden sie gelichtet (Theisen, Festina 40); Da legte sich ein S. auf die freundlichen Züge des Fliegeroffiziers (verdüsterte sich sein Gesicht; Mehnert, Sowjetmensch 363); *nur noch der S., ein S. seiner selbst sein (äußerlich erkennbar krank u. elend sein; nach einem Zitat aus der „Pharsalia“ des röm. Schriftstellers Marcus Annaeus Lucanus, der über den geschlagenen Pompeius schrieb, dass von diesem nur der Schatten eines großen Namens geblieben sei); jmdm. wie ein S. folgen (jmdm. überallhin folgen, ihn nicht aus den Augen lassen); die S. der Vergangenheit (Vergangenes, das mit seinem negativen Aspekt bis in die Gegenwart nachwirkt); einen S., seinen S. auf etw. werfen (geh.; etw. beeinträchtigen, in negativer Weise beeinflussen); seine S. vorauswerfen (schon im Voraus Auswirkungen haben): obwohl noch ein halbes Jahr Zeit ist, werfen die nächsten Wahlen bereits ihre S. voraus; über seinen S. springen (sich überwinden, etw. zu tun, was gegen die eigene Natur, die eigenen Vorstellungen, Absichten, Wünsche geht): aber dann ist er über seinen S. gesprungen und hat es doch getan; nicht über seinen [eigenen] S. springen können (nicht anders handeln können, als es dem eigenen Wesen od. der eigenen Gewohnheit entspricht): ich verstehe das schon, er kann eben auch nicht über seinen S. springen; sich vor seinem eigenen S. fürchten (sehr ängstlich sein); b) Bereich, der vom Licht der Sonne od. einer anderen Lichtquelle nicht unmittelbar erreicht wird u. in dem deshalb nur gedämpfte Helligkeit, Halbdunkel [u. zugleich Kühle] herrscht: hier herrschte immer der kühle und feuchte S. der uralten Bäume (Seidel, Sterne 120); weit und breit gab es keinen S. (keine schattige Stelle); die Platanen geben, spenden genug S.; ein S. spendender Baum; aus dem S. heraustreten; von einer Mondfinsternis spricht man, wenn der Mond durch den S. der Erde geht; sich im S. aufhalten; es sind 30 Grad im S.; im S. der Sonnenschirme; das Tal lag schon im S.; aus der Sonne in den S. gehen; Ü Warum fällt der Erfolg immer wieder denen zu, die ihn nicht verdienen, während andere unverdient im S. (in ihrem Wert unerkannt) bleiben? (Thielicke, Ich glaube 38); *in jmds. S. stehen (neben einem anderen nicht die verdiente, gebührende Beachtung, Anerkennung finden): er stand immer, zeitlebens, für lange Zeit im S. seines berühmten Vaters; jmdn., etw. in den S. stellen (jmdn. in seinen Leistungen, etw. an Qualität o. Ä. weit übertreffen): als Dramatiker stellt er alle zeitgenössischen Autoren [weit] in den S.; dieses neue Lexikon stellt alles bisher Dagewesene in den S. 2. Figur, Gestalt o. Ä., die (dadurch, dass sie sich von einem helleren Hintergrund abhebt) nur in ihren Umrissen, nur schemenhaft als Silhouette erkennbar ist: ein S. taucht aus dem Dunkel auf; die Schiffe zogen als ferne S. am Horizont vorüber; Der klotzige S. der Brücke gegen den düsteren Himmel (Schnabel, Marmor 35); *einem S. nachjagen (geh.; ein unrealistisches Ziel verfolgen). 3. dunkle Stelle, dunkler Fleck, der auf etw. erscheint: dunkle S. auf den Negativen der Fotos; auf den Röntgenbildern der Lunge zeigen sich verdächtige S. (dunkle Stellen, die auf eine Lungenkrankheit schließen lassen); S. (Ringe) unter den Augen haben; Ü ein S. (geh.; Makel) liegt auf seiner Vergangenheit; *nicht der S. einer Sache (nicht die geringste Spur von etw.): ihn trifft nicht der S. eines Verdachts, einer Schuld; einen S. haben (ugs.; geistig nicht ganz normal sein). 4. (bildungsspr.) als Schatten gedachte Gestalt eines Verstorbenen, Abgeschiedenen (im Totenreich der Antike): das Reich der S. (Myth.; Totenreich, Unterwelt); *in das Reich der S. hinabsteigen (bildungsspr. verhüll.; sterben). 5. jmd., der einen anderen ständig begleitet, sich in seiner Nähe hält, dessen Aufgabe es ist, einen anderen zu beobachten, zu überwachen: ihr S. war wieder bei ihr; er versuchte seinen S. abzuschütteln; (Sport Jargon:) der Stürmer konnte sich nicht von seinem S. lösen.