Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
richten
rịch|ten [mhd., ahd. rihten, zu ↑"recht" u. urspr. = gerade machen; in eine gerade od. senkrechte Richtung, Stellung od. Lage bringen]: 1. a) in eine bestimmte Richtung bringen, gleichsam wie einen Strahl auf jmdn., etw. halten; lenken: das Fernrohr auf etw. r.; Kaum hatte sie die Kamera auf sie gerichtet (Strauß, Niemand 161); die Augen, den Blick auf jmdn., himmelwärts, in die Ferne, zu Boden r.; der Kranke konnte sich nur mühsam [an seinem Stock] in die Höhe r.; Von allen Seiten richteten die Scheinwerfer ihre Lichtkegel auf ihn (Ott, Haie 124); ... ohne eine Mündung auf mich gerichtet zu sehen (Kunze, Jahre 11); die Waffe gegen sich selbst r. (sich erschießen, zu erschießen versuchen); Deckenstrahler ... werfen gerichtetes Licht auf die Arbeitsbereiche (Wohnfibel 34); Ü all sein Tun, seine Aufmerksamkeit, seine Wünsche auf ein bestimmtes Ziel r.; Aber mein Plan war auf einen Schlepper gerichtet (Wimschneider, Herbstmilch 130); die universalistisch gerichtete (orientierte) Idee von der Gleichheit aller Menschen (Fraenkel, Staat 214 f.); b) sich mit einer mündlichen od. schriftlichen Äußerung an jmdn. wenden: eine Bitte, Aufforderung, Mahnung, Rede an jmdn. r.; sein Gesuch an die zuständige Behörde r.; die Frage, der Brief war an dich gerichtet (für dich bestimmt); das Wort an jmdn. r. (jmdn. ansprechen). 2. a) (von Sachen) sich in eine bestimmte Richtung wenden, gleichsam wie in einem Strahl auf jmdn., etw. fallen: ihre Augen richteten sich auf mich; die Scheinwerfer richteten sich plötzlich alle auf einen Punkt; Ü sein ganzer Hass richtete sich auf sie; Das verwirrte ihn in so hohem Maße, dass er im geheimen Tagebuch ... seinen Zorn auch gegen jene richtete (Reich-Ranicki, Th. Mann 45); sein ganzes Denken war darauf gerichtet, wie die Gefahr abzuwenden sei; Die nach rückwärts gerichtete Romantik (Rehn, Nichts 46); b) sich (in kritisierender Absicht) gegen jmdn., etw. wenden: sich in/mit seinem Werk gegen soziale Missstände r.; seine Kritik richtet sich gegen die Politik der Regierung; gegen wen richtet sich Ihr Verdacht?; diese Lehre ist gegen den Staat gerichtet. 3. a) sich ganz auf jmdn., etw. einstellen u. sich in seinem Verhalten entsprechend beeinflussen lassen: sich nach jmds. Anweisungen, Wünschen r.; ich richte mich [mit meinen Urlaubsplänen] ganz nach dir; Sie haben sich nach dieser Vorschrift zu r.!; Sie sind hier Patient, und ich richte mich danach (Kirst, 08/15, 257); b) in Bezug auf etw. von anderen Bedingungen abhängen u. entsprechend verlaufen, sich gestalten: die Bezahlung richtet sich nach der Leistung; wonach richtet sich der Preis?; das richtet sich danach, ob er den Fehler findet; Die Barzahlungen richten sich bei der Krankheit und der Arbeitslosigkeit nach dem letzten Einkommen des Versicherten (Fraenkel, Staat 315). 4. a) in eine gerade Linie, Fläche bringen: einen [Knochen]bruch r.; ihre Zähne mussten gerichtet werden; ... um seinen Kiefer r. zu lassen (Hamburger Morgenpost, 5. 9. 84, 15); richt euch! (militärisches Kommando; stellt euch in gerader Linie auf! ); Werkstücke r. (Fertigungst.; ihre angestrebte Form, z. B. durch Bearbeiten auf der Richtplatte, [wieder]herstellen); b) richtig ↑"einstellen" (3 a): eine Antenne r.; ein Geschütz r. (auf das Ziel od. in die zum Schießen erforderliche Höhen- u. Seitenrichtung einstellen); c) senkrecht aufstellen; aufrichten: ein Gebäude r. (Bauw.; im Rohbau fertig stellen). 5. (bes. südd., österr., schweiz.) a) in Ordnung bringen; instand setzen: sich den Schlips, die Haare r.; Es gibt eine neue Wasserleitung, die Straße ist halbwegs gerichtet (Hörzu 12, 1976, 16); die Uhr, das Dach r. (reparieren) lassen; ... weil er an seiner Hose r. musste, die unbequem (Jahnn, Geschichten 143); b) aus einem bestimmten Anlass vorbereiten: den Tisch, die Zimmer, die Betten [für die Gäste] r.; ich habe euch das Frühstück gerichtet; er hat seine Sachen für die Reise gerichtet; Dann gingen die fünf kleineren Geschwister, schon fürs Bett gerichtet, hinter dem Vater her (Wimschneider, Herbstmilch 56); Ich richtete mich sofort zum Schlafen, es war Nacht (Enzensberger, Einzelheiten I, 179); c) einrichten, dafür sorgen, dass etw. in Ordnung geht: das kann ich, das lässt sich schon r.; Die Reichen konnten sich's richten (erlauben), die Armen sind bei Engelmachern elendiglich zugrunde gegangen (Neue Kronen Zeitung 12. 5. 84, 20). 6. a) ein gerichtliches Urteil über jmdn., etw. fällen: dass er (= der Landgerichtsdirektor) zwar nach dem Recht richtet, doch ... (Noack, Prozesse 191); Dass der Christus ... wiederkommen wird, um die Lebendigen und die Toten zu r. (Sommerauer, Sonntag 102); In der Öffentlichkeit ist er gerichtet (verurteilt), längst ehe die Beweisaufnahme eröffnet wird (Noack, Prozesse 109); b) (geh.) über jmdn., etw. [unberechtigterweise] urteilen, ein schwerwiegendes, negatives Urteil abgeben: wir haben in dieser Angelegenheit, über diesen Menschen nicht zu r. 7. (geh. veraltend) hinrichten: wie ein Kreuz ..., an dem einer gerichtet wird (Lynen, Kentaurenfährte 263); der Täter hat sich [in seiner Zelle] selbst gerichtet (durch Selbstmord für seine Tat gesühnt).
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