Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Ruhe
Ru|he, die; - [mhd. ruo(we), ahd. ruowa, verw. mit ↑"Rast"]: 1. a) durch kein [lärmendes] Geräusch u. lebhaftes Treiben gestörter Zustand; [fast völlige] Stille: eine wohltuende, friedliche R.; die sonntägliche, nächtliche R.; und die große R. greifbar und mächtig vor dem Fenster stand (Geissler, Wunschhütlein 98); die R. des Waldes, der ländlichen Umgebung; die unheimliche R. vor einem Sturm; R., bitte! (Aufforderung, durch Reden nicht [länger] zu stören); endlich war R. eingetreten; im Saal herrschte [vollkommene, völlige] R.; um R. (Schweigen) bitten; sie ermahnte die Kinder zur R.; Der Russe winkte sie mit der Pistole zur R. (Simmel, Stoff 519); R R. auf den billigen Plätzen [dahinten]!; R. im Saal, Unterhaus, Karton! (ugs. scherzh.; Rufe, mit denen man Anwesende, die sich unterhalten o. Ä., zum Stillsein auffordert); *die R. vor dem Sturm (gespannte Stille vor einem drohenden [unangenehmen] Ereignis); R. geben (still sein, sich ruhig verhalten): wollt ihr mal/wohl R. geben!; R. halten (still sein, sich ruhig verhalten): haltet endlich R.!; b) Bewegungslosigkeit: In bleierner R. lag der spiegelglatte See (Hartung, Junitag 57); das Pendel ist, befindet sich in R. (Stillstand). 2. Zustand erholsamer, beschaulicher Untätigkeit; Entspannung, Erholung: notwendige, kurze R.; nach der anstrengenden Arbeit R. brauchen; Die Ärzte ... verordneten ihm vier Wochen R. (Schreiber, Krise 241); R. suchen; der R. bedürfen; doch in jener Nacht gab es keine R. (Nossack, Begegnung 382); der R. pflegen; nach der Hektik des Arbeitstages sehnte sie sich nach R.; sich keine/ein wenig R. gönnen; die Truppen liegen in R. (Milit.; sind in Ruhestellung); angenehme R.! (Wunschformel: schlafen Sie gut!); sich zur R. legen, begeben (geh.; sich schlafen legen); *die ewige R. finden (geh. verhüll.; sterben; nach der Übersetzung der ersten Worte des Eingangsverses des Requiems 1: Gott gebe ihnen/ Herr, gib ihnen die ewige R.!); in die ewige/zur ewigen R. eingehen (geh. verhüll.; sterben); jmdn. zur letzten/(selten:) zur R. begleiten/betten (geh. verhüll.; jmdn. beerdigen); zur R. kommen ([innere] Ruhe finden, sich entspannen u. erholen): er kam nicht zur R.; sich zur R. setzen (aus Altersgründen seine berufliche Tätigkeit aufgeben; in den Ruhestand treten); in R. (im Ruhestand; bezogen auf in der Öffentlichkeit tätig gewesene Selbstständige od. Nichtselbstständige; Abk.: i. R.): Rektorin, Chefarzt in R./i. R. 3. durch keinerlei Unfrieden, keinen Kampf, Streit o. Ä. beeinträchtigter [normaler] Zustand: es herrschen R. und Ordnung im Land; die öffentliche R. wiederherstellen; R. stiften; ich möchte jetzt [endlich mal] meine R. haben (ungestört sein)!; sie braucht mal etwas R. vor den Kindern; etw. in [aller] R. tun (etw. tun, ohne sich zur Eile, Überstürzung drängen zu lassen); in R. und Frieden leben; *[keine/(seltener:) nicht] R. geben (ugs.; in Bezug auf etw., was man [bei jmdm. durch ständiges Bitten o. Ä.] erreichen möchte, [nicht] nachgeben, in seinen Bemühungen, Anstrengungen [nicht] nachlassen); jmdm. seine R./jmdn. [mit etw.] in R. lassen (ugs.; jmdn. nicht [mit etw. Bestimmtem] behelligen, belästigen). 4. durch keine Erregung gestörter Zustand des seelischen Gleichgewichts; Gelassenheit: eine bewundernswerte, heitere, stoische, gekünstelte R.; Goethe ... seine olympische R. ist mir schon immer unheimlich gewesen (Grass, Blechtrommel 725); doch Callaros R. war unerschütterlich (Thieß, Legende 174); von ihr geht eine wohltuende R. aus; R. ausstrahlen; die R. bewahren; die, seine R. verlieren; keine R. haben, finden; in [aller] R. (nicht im Affekt; ohne sich zu erregen) etw. sagen, mit jmdm. noch einmal über etw. sprechen; etw. lässt jmdm. keine R. (jmd. beschäftigt sich in Gedanken fortwährend mit etw.); Die Sache hat mir keine R. gegeben (Remarque, Obelisk 147); sich zur R. zwingen; nicht zur R. kommen (durch [immer neue] quälende Sorgen voll innerer Unruhe sein); R R. ist die erste Bürgerpflicht! (oft scherzh.; Ausruf der Beschwichtigung in Situationen allgemeiner Aufregung, nach der Aufforderung, die Minister F. W. Graf von der Schulenburg-Kehnert nach der Schlacht von Jena 1806 an die Einwohner Berlins richtete); deine R. [und Rothschilds Geld]! (ugs. scherzh.; Ausruf, wenn man sich jmds. Ruhe, Gelassenheit wünscht); immer mit der R. [(scherzh.) und mit Hoffmannstropfen] (berl. scherzh.) und dann mit nem Ruck! (ugs.; immer schön ruhig!; nichts überstürzen!); *die R. selbst sein ([auch in einer schwierigen Lage] völlig ruhig u. beherrscht sein); die R. weghaben (ugs.; sich in einer Situation Zeit lassen, in der man sich üblicherweise beeilt; sich nicht aus dem seelischen Gleichgewicht bringen lassen; drückt vorwurfsvolles od. bewunderndes Erstaunen aus): du hast vielleicht die R. weg! In fünf Minuten geht dein Zug, und du bestellst noch ein Bier; jmdn. aus der R. bringen (jmdn. unruhig, nervös machen): seine Anwesenheit brachte sie aus der R.; er ließ sich durch die Zwischenrufe nicht aus der R. bringen.
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