Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Rede
Re|de, die; -, -n [mhd. rede, ahd. red[i]a, radia = Rede (u. Antwort); Sprache; Vernunft; Rechenschaft; urspr. = das Gefügte; z. T. viell. Lehnbed. aus lat. ratio, ↑"Ratio"]: 1. a) mündliche Darlegung von Gedanken vor einem Publikum über ein bestimmtes Thema od. Arbeitsgebiet: eine lange, fesselnde, langweilige, trockene, gut aufgebaute, improvisierte, frei gehaltene, zündende, leidenschaftliche R.; eine R. an das Volk; die R. hat Eindruck gemacht, Aufsehen erregt; eine R. [vor dem Parlament] halten; eine R. mitstenografieren, im Rundfunk übertragen; leider hat er seine R. ganz abgelesen; er hat sich bei seiner R. dauernd verhaspelt, ist in der R. stecken geblieben; *große -n schwingen (ugs.; prahlerisch reden); ∙ jmdn. zur R. setzen (jmdn. zur Rede stellen): Er verwunderte sich, dass Ihr ihn durch einen Reitersjungen zur R. setzen ließt (Goethe, Götz II); b) geübtes Sprechen, rhetorischer Vortrag: die Kunst der R.; die Gabe der R. haben; etw. in freier R. vortragen. 2. a) das Reden; zusammenhängende Äußerung; Worte [die zum Gespräch werden]; geäußerte Meinung, Ansicht: R. und Gegenrede; laute -n gingen hin und her; plötzlich verstummten alle -n (Gespräche); Verdammt will ich sein, war eine seiner -n (Gaiser, Jagd 55); [das war schon immer] meine R.! (ugs.; das habe ich schon immer gesagt ); von dieser Angelegenheit ist nicht die R. gewesen (nicht gesprochen worden); jmds. stehende R. (ständig wiederholte Äußerung) sein; Dass es bei Frau Andernoth in der Schwebe war, ob sie ihren Mann für tot erklären ließ, darauf kam einmal beiläufig die R. (das Gespräch; Gaiser, Schlußball 182); gottlose, unanständige, lockere, lose, weise, kluge (meist iron.: dumme) -n führen; die R. (das Gespräch) auf etw. bringen; geschickt nahm er seine R. (sein Thema) wieder auf; man erging sich in dunklen -n (Andeutungen); R der langen R. kurzer Sinn (nach Schiller, Piccolomini I, 2); vergiss deine R. nicht! (vergiss nicht, was du sagen wolltest!); *von etw. kann keine R. sein (etw. trifft absolut nicht zu, ist völlig ausgeschlossen): Wenn aber auch jetzt von Freundschaft keine R. sein konnte, so lag es nicht an Heinrich (Reich-Ranicki, Th. Mann 176); jmdm. die R. verschlagen (ugs.; jmdn. stumm machen [vor Staunen od. Entsetzen] ); nicht der R. wert sein (unwesentlich, unwichtig sein); etw. nicht an der R. haben wollen (schweiz.; etw. nicht eingestehen, wahrhaben wollen); jmdm. in die R. fallen (↑"Wort" 2); jmdm. R. [und Antwort] stehen (jmdm. Rechenschaft geben); jmdn. zur R. stellen (von jmdm. Rechenschaft fordern; urspr. Aussage, Rechtfertigung vor Gericht): Unser Meister merkte nämlich, dass ich oft 'ne Fahne hatte. Er stellte mich zur R. (Bravo 29, 1976, 13); in R. stehen (zur Debatte stehen, zu behandeln, zu erledigen sein): Da eine Ermessensentscheidung in R. steht, greift auch § 46 VwVfG nicht ein (NJW 19, 1984, 1139); b) Gerede; Gerücht: kümmere dich nicht um die -n der Leute; die R. wollte nicht verstummen, dass ...; durch solche -n lasse ich mich nicht beirren; *es geht die R., [dass ...] (man sagt ...); von jmdm. geht die R. ... (von jmdm. wird behauptet ...). 3. (Sprachw.) a) in bestimmter Weise erfolgende Wiedergabe der Aussagen eines andern: direkte R. (in Anführungszeichen gegebenes Zitat; Oratio recta); indirekte, abhängige R. (in Gliedsätzen u. im Konjunktiv wiedergegebene, referierte Aussage eines anderen; Oratio obliqua); erlebte R. (Wiedergabe innerer Vorgänge, wie sie die erlebende Person empfindet, aber nicht in der Ichform, sondern in der 3. Person); b) sprachliche Form (eines Textes): gebundene R. (Verse); ungebundene R. (Prosa); die geblümte R. (gekünstelte Sprachform, bes. in der ma. Dichtung); c) 2"Parole".
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