Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Platte
Plạt|te, die; -, -n [1, 3 a: mhd. plate; 6: mhd. plate, spätahd. platta; alle Formen < mlat. plat(t)a = ↑"Platte" (1, 3 a, 6), über das Vlat. zu griech. platýs, ↑"platt"; 14: aus der gaunerspr. Fügung platt(e) machen = im Freien nächtigen, eigtl. = nach draußen flüchten, wohl aus dem Jidd., vgl. jidd. p'lat = Flucht, hebr. pạlạt = entkommen, pĕleṭạ̈ = Flucht (↑"Pleite")]: 1. flaches, überall gleich dickes, auf zwei gegenüberliegenden Seiten von je einer im Verhältnis zur Dicke sehr ausgedehnten ebenen Fläche begrenztes Stück eines harten Materials (z. B. Holz, Metall, Stein): eine quadratische, ovale, dünne, dicke P.; -n aus Metall, Holz, Stein, Keramik; eine P. gießen, polieren; am Geburtshaus des Meisters wurde eine P. (Gedenktafel) angebracht; eine Wand mit -n verkleiden. 2. kurz für ↑"Schallplatte": eine P. auflegen, hören, umdrehen, spielen; Von der Aufführung werden drei -n mitgeschnitten, die nicht im Verkauf erscheinen dürfen (Kinski, Erdbeermund 253); etw. auf P. aufnehmen, singen, sprechen (von etw. eine Schallplattenaufnahme machen); *ständig dieselbe/die gleiche/die alte P. [laufen lassen] (ugs.; immer dasselbe [erzählen] ); eine neue/andere P. auflegen (ugs.; von etw. anderem sprechen, erzählen, das Thema wechseln); die P. kennen (ugs.; schon wissen, worauf etw. hinausläuft; etw. schon einmal gehört haben); etw. auf der P. haben (ugs.; etw. können, beherrschen): Carl, der im Orient war und die ganzen Stellungen probiert hat und allerhand auf der P. haben muss (Spiegel 47, 1977, 220). 3. a) flache, einem Teller ähnliche Unterlage aus Porzellan, Metall o. Ä. von verschiedener Größe u. Form zum Servieren von Speisen: -n mit Salat, Fisch; b) auf einer ↑"Platte" (3 a) angerichtete Speisen: eine appetitlich garnierte P.; *gemischte/kalte P. (Kochk.; aus Aufschnitt, Salaten u. Ä. bestehende Speise). 4. Tischplatte: die gläserne P. des kleinen Tischchens. 5. Herd-, Kochplatte: den Topf von der P. nehmen. 6. (ugs.) Glatze: er ist noch so jung und hat doch schon eine P. 7. (Fot. veraltend) "Platte" (1) aus Glas mit einer lichtempfindlichen Schicht, die während des Vorgangs des Fotografierens belichtet wird: *jmdn. auf die P. bannen (veraltend; jmdn. fotografieren); nicht auf die P. kommen (ugs.; nicht geduldet werden, ganz ausgeschlossen sein). 8. Grabplatte. 9. Druckplatte. 10. (Bergsteigen) glatter Felsen, der kaum Möglichkeiten bietet, zu greifen od. aufzutreten. 11. (Münzk.) aus dem Schrötling hergestellte u. zur Prägung vorbereitete Metallscheibe: polierte P. (Grad der Erhaltung einer Münze, deren Felder hochglänzend poliert erscheinen, während die Reliefbilder matt hervortreten; Abk.: PP). 12. (österr.) Verbrecherbande, Gang: dass ... Vaclav Okrogelnik ... von dem Anführer einer ihm feindlichen „Platte“ ... niedergestochen worden und auf der Stelle tot geblieben sei (Doderer, Wasserfälle 124). 13. (Geol.) Gebiet mit ebener Landoberfläche. 14. (Jargon) Nachtlager, (fester) Schlafplatz [von Nichtsesshaften] im Freien: Die Berber ... hatten sich ... im Quadrat I 6 eine »Platte«, also ein Nachtlager eingerichtet (MM 15. 10. 92, 26); das Leben auf [der] P. (als Nichtsesshafter); *P. machen ([von Nichtsesshaften] auf der Straße nächtigen): Statt im Freien „P. zu machen“, können Nichtsesshafte dort einen trockenen Unterschlupf finden (Stuttg. Zeitung 6. 11. 89, 15); In 4 Zimmern haben wir Platz für 24 Personen. Das ist besser als „P. machen“ (MM 27. 8. 86, 19). 15. *die P. putzen (ugs.; sich [unbemerkt] entfernen; vielleicht aus der Gaunerspr. < jidd. p'lat = Flucht [< hebr. pĕleṭạ̈, ↑"Pleite"] u. puz = auseinander gehen, sich zerstreuen; volksetym. angelehnt an ↑"Platte" 1): Bleiben Sie bei Laune, wenn Ihre Lieben nach dem Sonntagsbraten ganz einfach die P. putzen (Hörzu 46, 1983, 132).
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