Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
noch
nọch [I. mhd. noch, ahd. noh, aus: nu (↑"nun") u. -h (in Zus.) = auch, und, eigtl. = jetzt auch; II. mhd. noch, ahd. noh, zusgez. aus: ne = nicht u. ouh = auch, eigtl. = auch nicht]: I. 1. a) drückt aus, dass ein Zustand, Vorgang weiterhin anhält [aber möglicherweise bald beendet sein wird]: sie ist n. wach, krank; du bist n. zu jung dafür; er war damals n. hier; ein n. ungelöstes Problem; wir sind n. weit vom Ziel entfernt; das gibt es n. heute/heute n.; er hat [bis jetzt] n. immer, jedes Mal, nie gewonnen; es regnet kaum n. (fast nicht mehr); (betont, meist in Spitzenstellung:) n. regnet es nicht (es regnet jetzt noch nicht, aber [vielleicht, wahrscheinlich] bald); b) (unbetont, in Verbindung mit einer Mengenangabe o. Ä.) drückt aus, dass es sich um etw. handelt, was von etw. übrig geblieben ist: ich habe [nur] n. zwei Mark; es dauert jetzt n. fünf Minuten. 2. a) bevor etw. anderes geschieht: ich mache das n. fertig; ich muss erst n. duschen; ich möchte [bevor du gehst] n. etwas fragen; b) drückt aus, dass etw. nach der Überzeugung des Sprechers, der Sprecherin (zu einem unbestimmten Zeitpunkt) in der Zukunft eintreten wird: irgendwann später einmal, zu gegebener Zeit; schließlich: er wird n. kommen; vielleicht kann man es n. mal gebrauchen; c) wenn nichts geschieht, es zu verhindern; womöglich [sogar]: du kommst n. zu spät [wenn du so trödelst]; er wird dich [womöglich] n. überrunden. 3. a) (in Verbindung mit einer Zeitangabe oder einer Ortsangabe, die eine Zeitangabe ersetzt) drückt aus, dass der genannte Zeitpunkt relativ kurz vor einem bestimmten anderen [an dem die jeweilige Situation entscheidend verändert ist] liegt: gestern habe ich n./n. gestern habe ich mit ihm gesprochen; das hätte n. vor Jahresfrist niemand für möglich gehalten; in Köln (als wir in Köln waren) lief der Motor n. einwandfrei; b) (in Verbindung mit einer Zeitangabe od. einer Ortsangabe, die eine Zeitangabe ersetzt) räumt ein, dass es sich um einen den Umständen nach sehr frühen Zeitpunkt, sehr begrenzten Zeitraum handelt, u. betont gleichzeitig die Zeit- bzw. Ortsangabe: n. ehe er/ehe er n. antworten konnte, legte sie auf; er wurde n. am Unfallort operiert; c) drückt aus, dass ein bestimmtes Geschehen, ein Umstand einige Zeit später nicht mehr möglich [gewesen] wäre: er hat seinen Urgroßvater n. gekannt; dass er das n. erleben durfte!; Ich hab' dich ja n. (schon) gekannt, wie du so klein warst (Chotjewitz, Friede 140); d) drückt aus, dass der Endpunkt einer Entwicklung nicht erreicht ist, dass sich etw. im Rahmen des Akzeptablen, Möglichen o. Ä. hält, obwohl zum Gegenteil nur wenig fehlt: das lasse ich mir [gerade] n. gefallen; das geht n.; er hat n. Glück gehabt; das [allein] ist n. [lange] kein Grund; das ist ja n. [ein]mal gut gegangen. 4. a) drückt aus, dass etw. [Gleiches] zu etw. anderem, bereits Vorhandenem hinzukommt, oft als Verstärkung anderer Adverbien (wie außerdem, zusätzlich, dazu): dumm und dazu n./n. dazu frech; wer war n. da?; er hat [auch, außerdem] n. ein Fahrrad; er ist nebenbei n. Maler; hinzu kommt n., dass ...; n. [ein]mal so lang wie (doppelt so lang wie); (betont:) was soll ich denn n. tun?; *n. und n./(ugs. scherzh.:) n. und nöcher (in großer Menge, Anzahl; in hohem Maße; sehr viel): er hat Geld n. und nöcher; n. und nochmals/n. und n. einmal (immer wieder); b) (in Verbindung mit einem Komparativ o. Ä.) betont den höheren Grad o. Ä.: es ist heute n. wärmer als gestern; (nachgestellt, geh.:) sie ist schöner n. als Aphrodite. 5. (n. + so) verstärkt das folgende Wort u. zeigt ein konzessives Verhältnis an: er lacht über jeden n. so albernen Witz; du kannst n. so [sehr] bitten, es wird dir nichts nützen. ∙ 6. dennoch: Der Hund ... sah mich mit bittenden Augen an, aber ich fürchtete mich, ihn mit mir zu nehmen. Noch nahm ich eins von den Gefäßen, das mit Edelsteinen angefüllt war, und steckte es zu mir (Tieck, Eckbert 15). II. schließt in Korrelation mit einer Negation ein zweites Glied [u. weitere Glieder] einer Aufzählung an: und auch nicht: er kann weder lesen n. schreiben; (geh.:) sie hat keine Verwandten/nicht Verwandte n. Freunde; nicht er n. seine Frau, n. seine Kinder; sie tat es, ohne zu murren n. zu klagen. III. 1. drückt in Aussagesätzen eine Verstärkung aus, wobei der Sprecher andeutet, dass er eine Bestätigung, Zustimmung seines Gesprächspartners erwartet od. voraussetzt: das ist n. Qualität; auf ihn kann man sich n. verlassen. 2. drückt in Aussage- od. Ausrufesätzen eine gewisse Erregung o. Ä. aus, wobei der Sprecher seinen Gesprächspartner [mit drohendem Unterton] auf zu erwartende Konsequenzen in Bezug auf dessen Äußerungen, Handlungen o. Ä. hinweisen will: das wirst du n. bereuen!; der wird sich n. wundern! 3. drückt in Aussagesätzen od. [rhetorischen] Fragesätzen Empörung, Erstaunen o. Ä. aus (oft in Verbindung mit „↑"doch"“ III): man wird [doch] n. fragen dürfen; da kannst du n. lachen? 4. drückt in Aussagesätzen aus, dass der Sprecher einen Sachverhalt o. Ä. als nicht schwerwiegend, als etwas nicht besonders Beachtenswertes o. Ä. ansieht (immer in Verbindung mit einer Negation): das kostet n. keine fünf Mark; das dauert n. keine zehn Minuten. 5. "doch" (III 4): wie hieß er n. gleich?; wie war das n.?
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