Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Natur
Na|tur, die; -, -en [mhd. natūre, ahd. natūra < lat. natura = Geburt; natürliche Beschaffenheit; Schöpfung, zu: natum, 2. Part. von: nasci = geboren werden, entstehen]: 1. alles, was an organischen u. anorganischen Erscheinungen ohne Zutun des Menschen existiert od. sich entwickelt: die unbelebte N.; die N. erforschen, beobachten; die Gesetze, Wunder der N.; Wir sollten ... erfahren, ... dass alle Erfindungen des Menschen in der N. schon vorgebildet sind (Menzel, Herren 51); Ü die N. hat sie stiefmütterlich behandelt, bedacht (sie hat ein Gebrechen, ist hässlich); im Buch der N. lesen, blättern (geh.; die Natur studieren, beobachten). 2. [Gesamtheit der] Pflanzen, Tiere, Gewässer u. Gesteine als Teil der Erdoberfläche od. eines bestimmten Gebietes [das nicht od. nur wenig von Menschen besiedelt od. umgestaltet ist]: die unberührte, unverfälschte, blühende, liebliche, erwachende, wilde N.; durch die Industrieanlagen wurde die N. verunstaltet, verschandelt; ein Stück einsame N. suchen; in die freie N. (ins Freie) hinauswandern; diese Pflanzen gedeihen nur in freier N. (wild wachsend, lebend); antike Tempel werden in die N. (Landschaft) gestellt (Bild. Kunst III, 29); [etw.] nach der N. (nach einem realen Vorbild) zeichnen; zurück zur N.! (zu einer natürlichen Lebensform!; frz. retour à la nature, geprägt nach Sinn u. Tendenz der Werke des frz. Moralphilosophen J. J. Rousseau, 1712-1778). 3. a) geistige, seelische, körperliche od. biologische Eigentümlichkeit, Eigenart von [bestimmten] Menschen od. Tieren, die ihr spontanes Verhalten o. Ä. entscheidend prägt: die männliche, tierische N.; Mein Vetter und sein Vater verstanden einander nicht, ihre -en (Charaktere) waren zu verschieden (Hauptmann, Schuß 69); denn der Verrat ist nicht so sehr seine Absicht, seine Taktik, als seine ureigenste N. (St. Zweig, Fouché 188); sie hat eine gesunde, kräftige, eiserne (ugs.; sehr stabile) N. (Konstitution); er hat eine gutmütige, kindliche, gesellige N. (Wesensart); er kann seine N. nicht verleugnen (er kann sich nicht verstellen); Nachgeben widerspricht ihrer N. (ihrem Wesen); er war seiner ganzen N. nach recht unternehmungslustig; das liegt nicht in seiner N. (entspricht nicht seiner Art); sein Verhalten ist wider die N. (verstößt gegen die ungeschriebenen Gesetze menschlichen Verhaltens, Empfindens o. Ä.); R die N. verlangt ihr Recht (ich muss einem Bedürfnis nachgeben, einen Trieb befriedigen); sie ist von N. aus blond (ihre natürliche Haarfarbe ist blond); er ist von N. [aus/her] (seinem Wesen nach) ein gutmütiger Mensch; *jmdm. gegen/wider die N. gehen/sein (jmdm. sehr widerstreben); jmdm. zur zweiten N. werden (jmdm. selbstverständlich, zur festen Gewohnheit werden); b) Mensch im Hinblick auf eine bestimmte, typische Eigenschaft, Eigenart: er ist eine ernste, schöpferische, kämpferische N.; sie sind einander widersprechende -en. 4. (einer Sache o. Ä.) eigentümliche Beschaffenheit: Fragen, Beschlüsse [von] allgemeiner, grundsätzlicher N.; ihre Verletzungen waren nur leichter N. (Art); *in der N. von etw. liegen (untrennbar zur besonderen Beschaffenheit, zum Wesen von etw. gehören): das liegt in der N. der Sache. 5. natürliche, ursprüngliche Beschaffenheit, natürlicher Zustand von etw.: ein Schlafzimmer in Birke N. (Schlafzimmermöbel in naturfarbenem Birkenholz); in Hell N., in Matt N. (in hellem, mattem naturfarbenem Material); *N. sein (echt, nicht künstlich sein): mein Haar, das Leder ist N. 6. (landsch. veraltend verhüll.) a) (weibliches od. männliches) Geschlechtsteil; b) Sperma.