Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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müssen
mụ̈s|sen [mhd. müeʒen, ahd. muoʒan, eigtl. = sich etw. zugemessen haben, Zeit, Raum, Gelegenheit haben, um etw. tun zu können]: 1. a) einem [von außen kommenden] Zwang unterliegen, gezwungen sein, etw. zu tun; zwangsläufig notwendig sein, dass etw. Bestimmtes geschieht: sie muss um 8 Uhr im Büro sein; ich habe es tun, sagen m.; wir mussten lachen; er musste nachsitzen; du musst mir gehorchen; b) aufgrund gesellschaftlicher Normen, einer inneren Verpflichtung nicht umhinkönnen, etw. zu tun; verpflichtet sein, sich verpflichtet fühlen, etw. Bestimmtes zu tun: ich muss ihre Einladung annehmen; du musst mir helfen; ich muss sofort nach Hause gehen, meine Mutter wartet; Sie erzählt, dass sie mit neunzehn geheiratet hat, heiraten hat m. (sich dazu gezwungen sah, weil sie ein Kind erwartete; Zenker, Froschfest 72); c) aufgrund bestimmter vorangegangener Ereignisse, aus logischer Konsequenz o. Ä. notwendig sein, dass etw. Bestimmtes geschieht: der Brief muss heute noch abgeschickt werden; muss es denn ausgerechnet heute sein?; warum hat gerade mir so etwas passieren m.?; das musst du doch verstehen; diese Bilder muss man gesehen haben; musst du immer gleich aggressiv werden?; wenn es denn unbedingt sein muss, komme ich mit; was habe ich da über dich hören m. (geh.; was hast du denn schon wieder angestellt)!; d) (nordd.) dürfen, sollen (verneint): das musst du nicht tun, sagen; ihr müsst das nicht so ernst nehmen; e) drückt eine hohe, sich auf bestimmte Tatsachen stützende Wahrscheinlichkeit aus; drückt aus, dass man etwas als ziemlich sicher annimmt: so muss es gewesen sein; das musste ja so kommen!; er muss jeden Moment kommen; sie müsste eigentlich schon hier sein; Wien, einer Stadt, die zum Teil immer noch so aussieht, wie Lemberg einmal ausgesehen haben muss (Spiegel 41, 1987, 176); f) drückt aus, dass etwas erstrebenswert, wünschenswert ist: so müsste es immer sein; Geld müsste man haben!; man müsste noch einmal so jung sein wie er. 2. a) gezwungen sein, etw. zu tun, sich irgendwohin zu begeben: „Unterschreibe bitte hier!“ - „Muss ich das wirklich?“; er hat gemusst, ob er wollte oder nicht; „Wir müssen langsam“, drängte Annemarie (Bieler, Bär 265); Eigentlich hätte ich auch um Viertel nach sieben aus dem Haus gemusst (Christiane, Zoo 122); Am Ende habe sie in die Klinik gemusst (Strauß, Niemand 102); ich muss noch in die Stadt, zum Arzt; er hat zum Chef gemusst; ich muss mal (fam.; muss zur Toilette); An der Hose war hinten ein Türchen zum Aufknöpfen, wenn sie mal mussten (Wimschneider, Herbstmilch 21); b) notwendig sein, dass etw. Bestimmtes geschieht: der Brief muss zur Post.
mụ̈s|sen