Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
lesen
1le|sen [mhd. lesen, ahd. lesan, urspr. = zusammentragen, sammeln: die Bedeutungsentwicklung zu „Geschriebenes lesen“ wohl nach lat. legere, ↑"Lektion"]: 1. a) etw. Geschriebenes, einen Text mit den Augen u. dem Verstand erfassen: laut, leise, schnell, langsam l.; l. lernen; das Kind kann schon l.; abends im Bett noch l.; etw. aufmerksam, nur flüchtig l.; viel l.; einen Satz zweimal l. müssen; die Zeitung, einen Roman, einen Bericht, die Post l.; das Kind neben ihr las ein Comicheft (Handke, Frau 26); ein Drama mit verteilten Rollen l.; etw. am schwarzen Brett l.; etw. in einem Buch l.; lange an einem Buch l.; in einem Buch l.; wo hast du das gelesen?; man konnte überall l., dass ...; Noten, eine Partitur l. (in Töne umsetzen, verstehen); Sie wird Autokarten l. (sich nach ihnen richten, orientieren) können (Schwaiger, Wie kommt 164); einen Autor [im Original] l.; ein Gesetz l. (Politik; vor dem Parlament beraten); Korrekturen, Fahnen l. (Druckw.; neu gesetzten Text auf seine Richtigkeit durchlesen); eine Messe l. (kath. Kirche; eine Messe halten, zelebrieren); seine Handschrift ist schlecht zu l. (zu entziffern); etw. nicht l. (entziffern) können; der Text ist so zu l. (verstehen, interpretieren), dass ...; hier ist zu l. (steht geschrieben), dass ...; ich habe darüber, davon gelesen; Seine eigene farblose Existenz war im Vergleich zu den Taten der Ritter, über die er las, unbedeutend und erbärmlich (Missildine [Übers.], Kind 278); bring dir was zum Lesen mit!; b) vorlesen, lesend vortragen: aus eigenen Werken l.; der Schriftsteller, die Autorin las eine Erzählung; c) eine Vorlesung halten: an der Heidelberger Universität, zweimal in der Woche l.; sie muss nur vier Stunden l.; er liest [über] neue Geschichte, [über] moderne Lyrik; d) in einem bestimmten Stil geschrieben sein u. sich entsprechend lesen (1 a) lassen: das Buch liest sich leicht, flüssig, schwer; Fünf Jahre Fernstudium ...! So was liest sich bloß in der Zeitung schön (Brot und Salz 194); Seit wir dies wissen, liest sich sein Werk anders (Reich-Ranicki, Th. Mann 76); der Bericht las sich wie ein Roman; Hacks hat sich einmal über Erwin Strittmatters dramatische Versuche lustig gemacht; aber es liest sich wie eine Selbstkritik (Raddatz, Traditionen I, 429); e) [unter Mühen] ein umfangreiches Werk bis zum Ende lesen (1 a): sich durch einen Roman l.; Ein Kleinbürgertum ... las sich hier durch Storm und Keller (Enzensberger, Einzelheiten I, 161). 2. etw. aus etw. erkennend entnehmen: aus jmds. Zeilen einen Vorwurf, gewisse Zweifel l.; Beate sah von einem zum anderen und las aus Hertlings Augen ein Mitleid, das sie schmerzte (M. L. Fischer, Kein Vogel 11); in seiner Miene konnte man die Verbitterung l.; aus seinem Blick, Gesicht war deutlich zu l., was er dachte; sie ... sah ihrem Besucher überrascht ins Gesicht, las darin die Verlegenheit eines ertappten Eindringlings und von seinen Lippen eine Entschuldigung (Ransmayr, Welt 193); der Genuss war ihm doch von der blanken und geröteten Miene zu l. (Th. Mann, Krull 23); in jmds. Augen l. (jmds. Blick zu deuten versuchen); Gedanken l. (erraten) können; sie liest in der Zukunft (versucht die Zukunft zu deuten; Sieburg, Robespierre 231). 3. (EDV) (vom Leser 2 ) Daten aus einem Datenspeicher od. -träger entnehmen.————————
2le|sen [1"lesen"]: a) einzeln [sorgfältig] von etw. abnehmen, aufnehmen: Ähren, Beeren, Trauben l.; etw. vom Boden l.; Die Armen lasen ihr Brennholz im Walde (Th. Mann, Hoheit 24); sie las ihm die Wollspinne von dem Ärmel (Langgässer, Siegel 583); b) einzeln [sorgfältig] in die Hand nehmen u. Schlechtes dabei aussondern: Erbsen, Mandeln, Rosinen l.; Salat l. (schlechte od. die äußeren Blätter davon entfernen).
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