Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Luft
Lụft, die; -, Lüfte [mhd., ahd. luft, H. u.]: 1. a) (die Lufthülle der Erde bildender) besonders aus Sauerstoff u. Stickstoff bestehender gasförmiger Stoff, den Mensch u. Tier zum Atmen brauchen; ↑"Atmosphäre" (1 a): dünne, feuchte L.; Die weiche italienische L. (Thieß, Legende 173); flüssige L. (Physik; durch Kühlung u. Kompression verflüssigte Luft); der Motor wird mit L. gekühlt; an die [frische] L. gehen (ins Freie gehen, spazieren gehen); den ganzen Tag in der L. (im Freien, draußen) sein; *die L. ist rein/sauber (ugs.; es ist niemand da, der horcht, beobachtet, eine Gefahr darstellt o. Ä.); irgendwo ist/herrscht dicke L. (ugs.; es herrscht eine gespannte Atmosphäre, eine gereizte Stimmung; zu ↑"dick" in der alten Bed. „dicht“); aus etw. ist die L. raus (ugs.; etw. hat seine Aktualität, seine Bedeutung, Wirkung o. Ä. verloren, ist verpufft); L. für jmdn. sein (ugs.; [in Bezug auf Personen] von jmdm. demonstrativ nicht beachtet werden); heiße L. sein (ugs.; nichts sagend, nicht von Belang sein; so geartet, dass nichts dahinter steckt): was er geredet hat, war nur heiße L.; mein Magen beginnt schon wieder zu streiken, aber nichts als heiße L. (-ky, Blut 133); die L. aus dem Glas lassen (ugs. scherzh.; Wein, Bier o. Ä. in das Glas nachfüllen); die L. rauslassen (ugs.; sich in seiner Erregung mäßigen); sich in L. auflösen (ugs.; 1. [meist von Dingen] spurlos verschwinden, unauffindbar werden. 2. [von Plänen, Vorhaben] nicht verwirklicht werden, fallen gelassen werden); jmdn. wie L. behandeln (ugs.; jmdn. demonstrativ nicht beachten); b) Atemluft: schlechte, verbrauchte, stickige L.; Das Fenster stand keinen Spalt breit auf, die L. war zum Schneiden (es war sehr stickig; Noll, Häupter 141); vor Schreck blieb ihr die L. weg (ugs.; vergaß sie zu atmen); die L. einziehen, anhalten; tief L. holen (tief einatmen); etw. schnürt jmdm. die L. ab; Der stechende Dunst ... nahm Belfontaine die L. (ließ ihn schwer atmen; Langgässer, Siegel 244); Er ging ... zum Fenster, um L. zu schnappen (frische Luft zu atmen; Böll, Adam 64); keine L. bekommen, kriegen (nur schwer atmen können); nach L. ringen; R na, [dann] gute L.! (ugs. iron.; da steht ja noch Schlimmes bevor! ); *jmdm. bleibt die L. weg (ugs.; jmd. ist sehr erstaunt, erschrocken o. Ä.); jmdm. geht die L. aus (↑"Atem" 2); jmdm. die L. abdrehen/abdrücken (ugs.; jmdn. wirtschaftlich ruinieren); jmdm., etw. die L. [zum Atmen] nehmen (jmdn., etw. sehr einengen, zerstören): Eine Art »gute Inflation« ..., die den Geldwert hebt, ohne der Wirtschaft die L. zu nehmen (Woche 3. 1.97, 9); L. holen/(geh.:) schöpfen (↑"Atem" 2); wieder L. holen/schnappen können (ugs.; nicht mehr so sehr unter Druck stehen); gesiebte L. atmen (ugs. scherzh.; eine Freiheitsstrafe verbüßen; die Gitter des Gefängnisfensters werden scherzh. mit einem Sieb verglichen); die L. anhalten (ugs.; bei etw. große Bedenken haben im Hinblick auf seinen guten, glücklichen Verlauf, Ausgang o. Ä.); halt die L. an! (ugs.; 1. hör auf zu reden!; sei mal still! 2. übertreibe nicht so! ); nach L. schnappen (ugs.; geschäftlich, wirtschaftlich in einer schlechten Lage sein); von L. und Liebe leben (ugs. scherzh.; wenig essen, ohne viel Nahrung auskommen): du lebst wohl von L. und Liebe?; nicht von der L./von L. und Liebe leben können (ugs.; nicht ohne materielle Grundlage existieren können). 2. freier Raum über dem Erdboden; Himmel[sraum]: Die L. war blau, noch voller Schatten (Schnabel, Marmor 74); die Aufnahmen sind aus der L. (von einem Luftfahrzeug aus) gemacht; Trümmer flogen durch die L.; das Flugzeug erhebt sich in die L.; ein Gebäude in die L. sprengen, jagen (es sprengen, um es zu zerstören od. zu beseitigen); das Silo flog/ging in die L. (ugs.; explodierte); *jmdn. an die [frische] L. setzen/befördern (ugs.; 1. jmdn. aus der Wohnung, aus dem Haus o. Ä. hinauswerfen. 2. jmdn. aus einer Stellung entlassen); aus der L. gegriffen/geholt sein (nicht den Tatsachen entsprechen, frei erfunden sein); in der L. liegen (1. bevorstehen, sich zu entladen drohen: ein Gewitter lag in der L. 2. dem Zeitgeist entsprechen: solche Erfindungen lagen in der L.); in der L. hängen/schweben (ugs.; 1. noch ganz ungewiss, unsicher, noch nicht entschieden sein: die ganze Angelegenheit hängt [noch] in der L. 2. ohne finanziellen Rückhalt sein); [schnell/leicht] in die L. gehen (ugs.; [sehr leicht] häufig aus nichtigem Anlass in einem heftigen Ausbruch seinem Ärger, seiner Wut freien Lauf lassen); in die L. reden (↑"Wind" 1); in die L. gucken (ugs.; ↑"Röhre" 3); jmdn. in der L. zerreißen (salopp; 1. [im Hinblick auf eine künstlerische o. ä. Leistung] jmdm. eine vernichtende Kritik zuteil werden lassen. 2. [als Drohung; in Verbindung mit „können“] auf jmdn. sehr wütend sein: ich könnte sie in der L. zerreißen); per L. (veraltend; mit dem Flugzeug). 3. schwacher Wind; Brise; Luftbewegung: es weht eine scharfe, kalte L.; linde, säuselnde Lüfte; Die L. bringt Hunderte Wiesengerüche mit sich (Musil, Mann 1140); *frische L. in etw. [hinein]bringen (etw. in Schwung bringen; einer Sache neue Impulse geben). 4. (ugs.) freier Raum, Platz, Spielraum [der an einer Stelle (unerwarteterweise) vorhanden ist]: in dem Bücherschrank etwas L. schaffen, machen; an der nächsten Haltestelle wird es L. geben (steigen so viele Leute aus, dass wieder mehr Platz vorhanden sein wird); Ü sich etwas L. (Bewegungsfreiheit für seine Handlungen) [ver]schaffen; *in etw. ist noch L. [drin] (ugs.; bei etw. gibt es noch einen Spielraum zum Manövrieren, noch eine bestimmte Handlungsfreiheit o. Ä.); sich L. machen (ugs.; 1. sich entlastenden Ausdruck verschaffen: das unregelmäßige Atmen ihrer Brust ..., in dem sich die ... Erregung L. machte [Zuckmayer, Fastnachtsbeichte 119]. 2. aufgestauten Ärger o. Ä. aussprechen u. sich dadurch Erleichterung verschaffen: ich musste mir erst einmal L. machen); einer Sache L. machen (ugs.; ↑"Herz" 2) : seinem Ärger L. machen.