Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Leib
Leib, der; -[e]s, -er [mhd. līp, ahd. līb, zu ↑"leben"]: 1. (geh.) a) "Körper" (1 a): ein kranker, abgemagerter, ausgemergelter L.; die dampfenden -er der gehetzten Pferde; mir klebten die Kleider am L.; am ganzen L. zittern, frieren, schwitzen; bei lebendigem -e/lebendigen -es verbrennen; diese Krankheit steckte mir schon lange im L. (ich fühlte mich schon krank, bevor es zum eigentlichen Ausbruch kam); er hat sich das alles vom eigenen L. abgespart (hat sich selbst nichts gegönnt, um jeden Pfennig zu sparen); du bist so stark erkältet - bleib mir vom -[e] (komm nicht zu nah an mich heran)!; *der L. Christi, der L. des Herrn (christl. Kirche; das Brot [Hostie] als Bestandteil des Abendmahls; LÜ von kirchenlat. corpus Christi); etw. am eigenen L. erfahren/(ver)spüren/erleben (etw. selbst durchmachen müssen); jmdm. auf den L., zu -e rücken (ugs.; jmdn. bedrängen, auf jmdn. Druck ausüben): die Prostituierten rücken mit Forderungen nach sozialer Anerkennung den Moralwächtern auf den L. (Spiegel 19, 1996, 81); mit L. und Seele (1. mit Begeisterung u. innerer Beteiligung: er ist mit L. und Seele Arzt; Du wirst weiter für den Judenstaat kämpfen. Mit L. und Seele [Hilsenrath, Nazi 358]. 2. ganz u. gar: mein Onkel war mit L. und Seele dem Alkohol verfallen); sich jmdn., etw. vom Leib[e] halten (salopp; näheren Kontakt mit jmdm. vermeiden; sich von etw. fern halten): ich will versuchen, ihn mir vom -e zu halten; sie hat sich alles, was mit Politik zu tun hat, vom -e gehalten; So ist es möglich, dass sich die bisherigen Strommonopolisten mit hohen Gebühren für die Nutzung der Leitungsnetze auch weiterhin die Konkurrenz vom Leibe halten (FR 3.8.98, 10); jmdm. [mit etw.] vom -e gehen/bleiben (jmdn. [mit etw.] in Ruhe lassen, nicht behelligen, belästigen); einer Sache zu -e gehen/rücken (eine schwierige, unangenehme Aufgabe angehen 5 a): Erste Voraussetzungen, dem Wetter mit wissenschaftlichen Mitteln zu Leibe zu rücken, gaben die Erfindung des Thermometers ... bzw. des Barometers (Zivildienst 2, 1986, 27); b) äußere Erscheinung eines Menschen, Gestalt: ein schöner, ebenmäßig gewachsener, zarter, jugendlicher L.; Frau Grün ... schaukelt ihren unförmigen L. mit großer Behändigkeit durch die Küche (Ossowski, Flatter 141); nichts weiter am -e als eine Unterhose (Th. Mann, Krull 38); sie besaß nur noch das, was sie auf dem -e trug; *jmdm. [wie] auf den L. geschnitten/zugeschnitten/geschneidert sein (zu jmdm. genau passen, jmds. Bedürfnissen, Wünschen o. Ä. genau entsprechen): seine neue Aufgabe ist ihm wie auf den L. geschneidert; jmdm. [wie] auf den L. geschrieben sein (wie geschaffen, genau passend für jmdn. sein; urspr. vom Schauspieler): die Rolle der »Mutter Courage« war ihr wie auf den L. geschrieben; c) Rumpf (von Menschen od. Tieren): ein rundlicher, geschundener, zerschlagener L.; Jürgen zieht die dünne Zudecke über seinen aufgedunsenen L. (Chotjewitz, Friede 136); Schmetterlinge mit ihren bunten Schwingen und dem zarten L. (Strittmatter, Wundertäter 148). 2. (geh.) der untere Teil des Körpers (1 a), bes. der Bauch: ein dicker, aufgetriebener, voller L.; Bei der gestrigen Untersuchung war der L. deutlich gebläht (Hackethal, Schneide 30); du bist gut bei -e (siehst wohlgenährt aus); nichts [Ordentliches] im L. haben, in den L. bekommen haben (gegessen haben); *gesegneten/schweren -es sein (geh. veraltet; ein Kind erwarten; schwanger sein). 3. nur noch in der Verbindung L. und Leben (emotional verstärkend; die körperliche Unversehrtheit u. das Leben): L. und Leben (alles) riskieren; eine Gefahr für L. und Leben darstellen (lebensgefährlich sein). 4. (Archit.) senkrechter Teil einer Säule od. Fiale; Schaft.
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