Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Leben
Le|ben, das; -s, - [mhd. leben, ahd. lebēn, urspr. subst. Inf.]: 1. das Lebendigsein, Existieren: organisches, irdisches L.; dass Schwache sich freiwillig dem Schutz der Starken unterstellten, um dadurch ihr physisches L. zu sichern (Gruhl, Planet 15); L. und Tod; das L. ist vergänglich; das keimende, werdende L.; in ihm ist kein L. mehr; Das reichhaltigste L. entsteht dort, wo eine Vielfalt von Arten zusammenwirkt (Gruhl, Planet 35); sein Leben hing an einem Faden (B. Vesper, Reise 430); gibt es ein L. vor dem Tod?; das nackte L. (die bloße Existenz) retten; das L. verlieren (sterben); viele mussten im Krieg ihr L. lassen (sind im Krieg umgekommen); jmdm. das L. retten; die L. spendende (geh.; das Leben ermöglichende) Sonne; die Leben zerstörende (geh.; das Leben vernichtende) Atombombe; sein L. wagen, für etwas einsetzen, aufs Spiel setzen, (geh.:) hingeben; sich das L. nehmen (sich selbst töten); die Entstehung, Erhaltung, Bedrohung, Zerstörung des -s; des -s müde, überdrüssig sein; seines -s nicht sicher sein; am L. sein, bleiben; trotz seines Leidens hängt er am L. (will er noch nicht sterben); man fürchtete für sein L.; der Arzt konnte den Bewusstlosen nicht mehr ins L. zurückrufen; sie hat mit dem L. abgeschlossen (ist bereit zu sterben); sie haben mit dem L. gespielt, haben ihren Leichtsinn mit dem L. bezahlen müssen; (Rel.:) Gott, der Herr über L. und Tod; er rannte vor den Verfolgern um sein L.; um jmds. L. bangen, kämpfen; durch einen Unfall ums L. kommen (umkommen); der Wille zum L.; zwischen Tod und L. schweben; Ü in seine Gestalt kam wieder L. (Lebenskraft); die Show hatte kein L. (wirkte nicht lebendig); die sowjetische Seite sei bereit, das langfristige, auf 25 Jahre angelegte Kooperationsabkommen ... mit L. zu erfüllen (tatkräftig in die Praxis umzusetzen; Augsburger Allgemeine 6./7. 5. 78, 1); *das ewige L. (christl. Rel.; das Leben in der Ewigkeit ); einem Kind das L. schenken (geh.; ein Kind gebären); sein L. teuer verkaufen (in einem Kampf erst nach erbitterter Gegenwehr schließlich unterliegen u. getötet werden); sein L. [für jmdn., etw.] in die Schanze schlagen (sein Leben riskieren, um jmdn. zu verteidigen); sein L. aushauchen (geh., verhüllend; sterben; Geist);seines -s nicht mehr froh werden (immer wieder neue Sorgen, Probleme haben u. nicht zur Ruhe kommen); seinem L. ein Ende machen/setzen (verhüll.; sich selbst töten); ein Kampf o. Ä. auf L. und Tod (ein Kampf o. Ä., bei dem einer der Kontrahenten den Tod finden kann od. wird); etw. für sein L. gern tun (etw. sehr gern tun): der Chronist isst und brät für sein L. gern und kann sich stundenlang über Kocherei unterhalten (Loest, Pistole 69); [freiwillig] aus dem L. scheiden (sich selbst töten); etw. ins L. rufen (etw. gründen); ins L. treten (sich konstituieren); ins ewige L. eingehen (geh., verhüll.; sterben); mit dem L. davonkommen (aus einer großen Gefahr gerettet werden; nach 2. Makk. 3, 38); jmdm. nach dem L. trachten (jmdn. umbringen wollen); wie das blühende L. aussehen (ugs.; sehr gesund aussehen); jmdn. vom L. zum Tode befördern (geh.; jmdn. töten). 2. a) Dauer, Verlauf des Lebens (1), der Existenz, des Daseins: ein kurzes, langes L.; L. und Werk eines Künstlers; ein [ganzes] L. lang; sein L. genießen; er hat sein L. verpfuscht; sein L. verwirken, wegwerfen (nicht sinnvoll gestalten); seinem L. ein Ziel geben; der Sinn des -s; die Vielfalt, die Freuden und Leiden des -s; sich des -s freuen; die Stationen des -s; die Geschichte ihres -s niederschreiben; die schwersten Stunden seines -s; das war der größte Wunsch seines -s; Ich bin in der Form meines -s (in der besten Form, die ich je im Leben erreichen kann; MM 16.7.88, 1); sie hat das Geschäft ihres -s (das beste Geschäft, das sie je im Leben abwickeln kann) gemacht; auf ein erfülltes L. zurückblicken; aus meinem L.; für das ganze L.; das passiert mir zum ersten Mal im L.; Was hat der eigentlich gehabt vom L.? (Chotjewitz, Friede 277); *jmdm. das L. sauer machen (jmdm. immer wieder Schwierigkeiten, Unannehmlichkeiten bereiten; nach 2. Mos. 1, 14); sich durchs L. schlagen (sich mühsam im Daseinskampf behaupten); nie im L./im L. nicht (ugs.; niemals, unter keinen Umständen): Nie im L. hätte er sich verzeihen können, Gefühlen ... auf den Leim gegangen zu sein (Bastian, Brut 158); So schlaf ich ja im L. nicht ein! (Brot und Salz 386); b) Art zu leben, Lebensweise: ein einfaches, einsames, ruhiges, geordnetes, geregeltes, unstetes, liederliches, üppiges, arbeitsreiches L.; Im bürgerlichen L. (in dem Leben, das er gemäß den bürgerlichen Konventionen führte) war er Volksschullehrer (Praunheim, Sex 234); das L. als Artist ist hart; das L. in der Großstadt, auf dem Land; Das bedeutet ... ein L. im Rollstuhl (an den Rollstuhl gefesselt zu sein; Zivildienst 5, 1986, 11); ein L. in Wohlstand, Zufriedenheit; unser Leben wird von der Technik geprägt; das L. eines Einsiedlers führen; Ich will mein L. leben. Richtig. Als Mensch, nicht nur als Arbeitstier für fremde Leute (Danella, Hotel 11); sein L. ändern; um für sich und ihre Kinder ein eigenständiges und freieres L. zu erkämpfen (Richter, Flüchten 309); ein neues L. anfangen, beginnen (neue, gute Vorsätze fassen; seinen Lebenswandel ändern); du machst dir das L. bequem, etwas zu leicht; R was soll das schlechte L. nützen? (man soll es sich lieber möglichst angenehm machen); *das süße L. (Leben im Luxus, ohne arbeiten zu müssen; ital. la dolce vita, seit 1960 besonders bekannt geworden durch den gleichnamigen Titel eines Films des ital. Regisseurs F. Fellini); c) Lebensinhalt: der Sport war für sie das L.; Kino ist immer seine große Leidenschaft gewesen. Kino ist sein L. (FR 1. 8. 98, 7); du mein L.! (dichter. veraltend; vertrauliche Anrede). 3. a) der Alltag, die Wirklichkeit, in der sich das Leben abspielt; die Gesamtheit der Lebensformen: das L. prägt den Menschen; das L. verlangt Opfer; Das L. beginnt nach Feierabend (Chotjewitz, Friede 105); Klaus würde ... wahrscheinlich sagen, das L. geht weiter (M. Walser, Pferd 135); diese Geschichte hat das L. geschrieben; das L. meistern; dem L. die guten Seiten abgewinnen; die Stürme des -s; diese Geschichte ist aus dem L. gegriffen; für das L. lernen; etwas nach dem L. malen, schreiben; seinen Mann stehen im L.; R wie das L. so spielt; man muss das L. eben nehmen, wie das L. eben ist (ugs. scherzh.; man muss sich mit allem abfinden); b) Gesamtheit der Vorgänge, das Geschehen innerhalb eines Bereichs: das gesellschaftliche, wirtschaftliche, künstlerische L. einer Stadt; Über die Juden und ihre Rolle im geistigen L. Deutschlands und Europas hatte sich Thomas Mann häufig geäußert (Reich-Ranicki, Th. Mann 43); im öffentlichen L. stehen. 4. Betriebsamkeit, lebhaftes Treiben: das L. auf den Straßen; auf dem Markt herrscht reges L.; nachts ist in der Innenstadt alles L. ausgestorben; In einem Kaff mit ungefähr siebentausend Bürgern findet das L. nicht statt (Fels, Sünden 9); die Kinder haben L. ins Haus gebracht; *L. ins Haus/in die Bude bringen (ugs.; für Unterhaltung, Abwechslung, Spannung, Aufregung sorgen).