Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
kommen
kọm|men [mhd. komen, ahd. koman, gemeingerm. Wort]: 1. sich auf ein Ziel hin bewegen [u. dorthin gelangen]; anlangen, eintreffen: pünktlich, zu spät k.; wir sind auch erst vor einer Stunde gekommen; ich komme gleich (mache mich gleich auf den Weg u. bin entsprechend schnell da); Kollege kommt gleich (ich bediene hier nicht, mein Kollege wird Sie gleich bedienen [Antwort des Obers an den Gast, der eine Bestellung aufgeben will]); dort kommt die Bahn; der Zug kommt erst in einer halben Stunde; wann kommt der nächste Bus?; mit der Bahn, dem Flugzeug, dem Auto k.; wir sind diesmal zu Fuß gekommen; der Monteur kommt wegen der Heizung; ich komme, um zu helfen; R komm ich heut nicht, komm ich morgen (spött. zu jmdm., der allzu langsam in seinen Bewegungen u. seiner Arbeit ist); ans Ziel k.; nach Hause k.; komme ich hier zum Bahnhof?; wie komme ich schnell auf die Autobahn?; durch Frankfurt k. (auf seinem Weg Frankfurt berühren); kommt der Zug durch Mannheim? (liegt Mannheim auf der Route des Zuges?); leider sind wir nicht durch, über Paris gekommen (hat uns unser Weg nicht durch Paris geführt); aus dem Theater, Kino k. (das Theater, Kino verlassen u. sich auf den Heimweg machen; im Theater, Kino gewesen sein); sie kam gerade aus der Bank, aus der Post (verließ gerade die Bank, die Post); die Kinder kommen aus der Schule (sind von der Schule auf dem Heimweg); die Arbeiter kommen aus der Fabrik (verlassen die Fabrik [u. machen sich auf den Heimweg]); von der Arbeit k. (die Arbeitsstelle verlassen u. sich auf dem Heimweg befinden); von einer Veranstaltung, von einem Besuch k. (zurückkehren, heimkommen); das Auto kommt (fährt heran) von rechts; der Wind kommt (weht) von [der] See; von der Tribüne kamen Buhrufe (drangen Buhrufe herüber); Ü zum Schluss k.; auf etwas zu sprechen k.; angeritten, angeradelt, angebraust k.; ein ständiges Kommen und Gehen; ∙ ... als ich bemerkte, dass ich aus dem Weg gekommen (vom Weg abgekommen) war (Chamisso, Schlemihl 70). 2. a) zu etw. erscheinen, an etw. teilnehmen: zu einer Tagung k.; wie viele Leute werden k.?; ich weiß nicht, ob ich morgen k. kann; b) jmdn. aufsuchen, besuchen: die Ärztin kommt zu dem Kranken; morgen wird ein Vertreter zu uns k.; den Arzt k. lassen; wir ließen [uns] ein Taxi k. (bestellten ein Taxi). 3. gebracht werden: ist eine Nachricht gekommen?; für dich ist keine Post gekommen; Doch dann kam genau zu Weihnachten die gerichtliche Vorladung (H. Gerlach, Demission 224); das Essen kommt gleich auf den Tisch (wird gleich aufgetragen); zahlreiche gute Weine kamen auf den Tisch (wurden serviert; Th. Mann, Krull 23); Ü die Streitigkeiten kamen vor den Richter; der Hehler kam vor Gericht; an die Öffentlichkeit k.; Mittlerweile sind allerdings einige Präparate ... auf den Markt gekommen (Dunkell, Körpersprache 160). 4. a) sich als Geschehen, Ereignis jmdm. in bestimmter Weise darstellen: das kommt mir sehr gelegen; mein Besuch kommt dir wohl überraschend?; b) (ugs.) sich in bestimmter Weise gegen jmdn. benehmen: er kam seinem Vater frech; so/in diesem Ton lasse ich mir nicht k.!; Angeblich war er den sowjetischen Soldaten dumm gekommen mit russischen Flüchen (Ossowski, Liebe ist 307); c) (ugs.) sich [in belästigender Weise] an jmdn. wenden: komm mir doch nicht immer mit Ausreden!; Und kommen Sie mir nicht noch mal mit so was (Loest, Pistole 29); die Theorie, mit der ich ihnen kam, ... die gefiel ihnen nicht (Kant, Impressum 434); d) *auf jmdn. nichts k. lassen (nicht dulden, dass Schlechtes über jmdn. gesagt wird). 5. hervortreten, [bei jmdm.] in Erscheinung treten: die ersten Blüten kommen; die Saat ist nicht gekommen (nicht aufgegangen); bei unserer Kleinen kommt der erste Zahn; ihm kam der Gedanke (er hatte den Gedanken, Einfall), dass ...; es kam ihr (ugs.; fiel ihr ein), dass sie noch etwas besorgen wollte; ihm/bei ihm kommen immer gleich die Tränen; die Antwort kam spontan, wie aus der Pistole geschossen; seine Reue kam zu spät; meine Glückwünsche kommen aus vollem Herzen; von ihm kommt keine Hilfe (wird sie uns nicht zuteil). 6. irgendwo aufgenommen, untergebracht, eingestellt o. Ä. werden: zur Schule, aufs Gymnasium, ins Gefängnis k.; wenn sie noch einmal so etwas macht, kommt sie in eine Nervenheilanstalt (Ossowski, Flatter 80); in die Lehre k. (mit einer bestimmten Lehre beginnen), der Film kommt jetzt in die Kinos (wird im Kino gezeigt); Ü in den Himmel, in die Hölle k. 7. a) ordnungsgemäß an einen bestimmten Platz gestellt, gelegt werden: das Buch kommt ins Regal; wohin kommen die Hanteln?; diese Löffel kommen (gehören) rechts ins Fach; b) irgendwo seinen Platz erhalten: der Aufsatz kommt in die nächste Nummer der Zeitschrift; die Amerikanerin kommt auf den ersten Platz in der Rangliste. 8. in einen Zustand, eine Verfassung, in eine bestimmte Lage geraten: in Gefahr, Not, Bedrängnis, Verlegenheit k.; die Kinder kamen in Versuchung; er kam in den Verdacht, das Geld gestohlen zu haben; in Schwung, Stimmung, Wut, Zorn k.; ins Sinnieren, ins Schwärmen k.; Sie kommt in Eifer, die Großtante (Strittmatter, Der Laden 69 f.); der Verkehr kam ins Stocken, zum Erliegen; plötzlich kam ich ins Rutschen (begann ich zu rutschen); er kam unters Auto, unter die Straßenbahn (wurde vom Auto, von der Straßenbahn überfahren); sie kam neben den Minister zu sitzen; der Wagen überschlug sich, kam aber wieder auf die Räder zu stehen. 9. (von Stimmungen, geistigen Zuständen) jmdn. erfassen, zu beherrschen beginnen: ein Gefühl der Verzweiflung, Zufriedenheit kam über ihn. 10. Zeit, Gelegenheit für etw. finden: endlich komme ich dazu, dir zu schreiben; zum Waschen des Wagens, zum Reparieren des Radios bin ich noch nicht gekommen; die Pflege war so anstrengend, dass sie drei Tage nicht zum Schlafen gekommen ist; nicht aus dem Haus, nur selten ins Theater k. (nicht, nur selten die Zeit od. Gelegenheit finden, das Haus zu verlassen, das Theater zu besuchen); nicht aus den Kleidern k. (keine Zeit finden, die Kleider auszuziehen [u. sich auszuruhen]). 11. [langsam herankommend] eintreten, sich ereignen: die Flut kommt; sie hielt den Zeitpunkt zum Eingreifen für gekommen; das Ende wird bald k.; der nächste Winter kommt bestimmt; ein Gewitter kommt; der Tag, die Nacht kommt (geh.; es wird Tag, Nacht ); es kam alles ganz anders; das kam für mich völlig überraschend; es kommt noch so weit (es wird noch so), dass ...; ich sehe [es] schon k., dass ...; dieses Unglück habe ich schon lange k. sehen; was auch immer k. mag, ich bleibe bei dir; es kommt zum Streit, zum Krieg, zu einem Vergleich; in den Betrieben kam es zu Kurzarbeit, zu Entlassungen; Im Züricher „Kursaal“ ... kam es zu einem Skandal (K. Mann, Wendepunkt 268); das durfte jetzt nicht k. (ugs., meist spött.; es war sehr töricht, das jetzt zu sagen); so weit kommt es noch! (ugs. iron.; dazu darf es auf keinen Fall kommen! ); R wies kommt, so kommts/wies kommt, so wirds genommen (ugs.; wie es vom Schicksal bestimmt ist, nehmen wir es hin; damit müssen wir fertig werden); *im Kommen sein ([wieder] modern, populär werden): Spitzen und Rüschen sind [wieder] im Kommen. 12. etw. [wieder]erlangen: zu Geld, Reichtum, großen Ehren k.; zur Besinnung, Ruhe k.; nach der langen Krankheit kommt sie allmählich wieder zu Kräften; sie war hübsch, und er kam dabei zu Haus und Hof (Jahnn, Geschichten 222); wenn du dich nicht anstrengst, wirst du nie zu etwas k. (ugs.; nie Besitz o. Ä. erwerben); *wieder zu sich k. ([nach einer Ohnmacht o. Ä.] das Bewusstsein wiedererlangen). 13. etw. Grundlegendes, äußerst Wichtiges verlieren: um seine Ersparnisse, ums Leben k.; sie kam ständig um ihren Schlaf; er ist in seinem Leben um das Beste gekommen (hat es versäumt). 14. a) durch eigene Anstrengung etw. verborgen Gebliebenes erfahren: jmdm. auf die Spur k.; hinter jmds. Schliche, hinter das Geheimnis k.; Er glaubte ja hinter den Trick gekommen zu sein (Johnson, Ansichten 145); wie kommst du darauf? (woher hast du diesen Gedanken, diese Vermutung?); b) durch eigene Anstrengung sich in den Besitz von etw. bringen, etw. für sich erreichen: wie bist du an das Foto, an das Engagement gekommen?; Die Leute verkauften ihr letztes Hemd, um an Tabak zu k. (Eppendorfer, Kuß 31). 15. a) an der Reihe sein, folgen: wenn Sie diese Straße entlanggehen, kommt erst eine Schule, dann das Rathaus; erst komme ich [an die Reihe] (bin ich dran); b) <1. Part.> folgend, nächst ...: [am] kommenden Sonntag; er ist der kommende Mann (in Bezug auf ein Amt, eine Entwicklung der Mann, der sich [wegen bereits erkennbarer Fähigkeiten, Umstände] durchsetzen wird); c) in einem bestimmten Zahlenverhältnis entfallen: auf hundert Berufstätige kommen zurzeit sieben Arbeitslose; bald wird auf jeden zweiten Einwohner ein Auto k. 16. a) von etw. herstammen; seinen Ursprung, Grund in etw. haben: woher kommt das viele Geld?; sein Husten kommt vom vielen Rauchen; „Kunst“ kommt von „können“; wie kommt es, dass du noch nichts unternommen hast? (warum hast du ...?); aus einfachen Verhältnissen k.; R das kommt davon! (das ist die Folge [deiner Handlungsweise]); b) von einer Generation zur anderen weitergegeben, vererbt werden: das Schmuckstück ist von der Großmutter auf sie gekommen; diese Wertvorstellungen sind aus dem 19. Jh. auf uns gekommen. 17. (salopp) einen Orgasmus haben: Als Bennett gekommen war und noch keuchend auf mir lag (Jong [Übers.], Angst 185); Ich komm nur mit meinem Mann (Extra 9, 1976, 47); Als es ihm kommt, schneidet er entsetzliche Grimassen (Chotjewitz, Friede 29). 18. (ugs.) einen bestimmten Preis haben, kosten: die Reparatur kommt [mich] auf etwa 50 Mark; deine Ansprüche kommen aber teuer!; ein Bier kam da auch schon auf vier Mark (Eppendorfer, St. Pauli 100). 19. (von Säuglingen) zur Einnahme einer Mahlzeit aufwachen: die Kleine kommt dreimal pro Nacht. 20. verblasst in festen Wendungen mit Verbalsubstantiven zur Umschreibung des Vollverbs (z. B. zu Fall k.), als Ersatz für ein Passiv (z. B. zum Einsatz k.). 21. (ugs.) drückt eine Aufforderung zu einem bestimmten Verhalten aus: komm, werde nicht frech!; komm, wir gehen!; ∙ 22. a) <2. Part. kommen:> So wollt' ich, Ihr wär't eher kommen (Goethe, Götz III); b) <2. u. 3. Pers. Sg. kömmst, kömmt:> sie kömmt sechs Meilen Weges vom Lande (Cl. Brentano, Kasperl 345); Der Herr Gerichtsrat Walter kömmt, aus Utrecht (Kleist, Krug 1).
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