Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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kennen
kẹn|nen [mhd. kennen = (er)kennen, ahd. (in Zus.) -chennan, Kausativbildung zu ↑"können" in dessen urspr. Bed. „wissen, verstehen“ u. eigtl. = verstehen machen]: 1. a) mit jmdm., etw. (in seinen charakteristischen Eigenschaften) bekannt geworden sein u. im Bewusstsein [behalten] haben; mit jmdm. vertraut sein; über jmdn., sich, etw. Bescheid wissen: etw. gut, genau, gründlich, oberflächlich, flüchtig, nur vom Hörensagen, nur vom Sehen, aus eigener Anschauung, bis ins Kleinste, von Grund auf k.; die Welt, das Leben, seine Heimat k.; wir kennen ihre Not; Er war gefangen; das war ein Zustand, den er aus Büchern kannte (Loest, Pistole 85); ich kenne sie, ihre Vorzüge und Schwächen, genau; Die Mutter, die er selbst gar nicht kannte (Kühn, Zeit 55); ich kenne mich [selbst] gut genug; da kennst du mich aber schlecht (ugs.; schätzt du mich falsch ein); von diesem Schriftsteller kenne ich nichts (habe ich nichts gelesen); ich wollte seine Ansicht näher, gründlich k. lernen (wollte mich damit näher, genauer bekannt, vertraut machen); eine fremde Stadt k. lernen (durch Erkundung mit ihr vertraut werden); und Sie lernen dabei gleich ein bisschen die Gegend k. (werden durch Erkundung mit der Gegend vertraut; Geissler, Wunschhütlein 20); Als Gasmann lernt man die Menschen k. (erfährt man viel über den Charakter der Menschen; Schnabel, Marmor 124); jmds. Vorzüge, Schwächen, Art k. lernen (erleben, erfahren); R das kennen wir [schon] (ugs. abwertend: 1. das haben wir schon öfter gehört, erlebt; diese schlechte Erfahrung haben wir schon öfter gemacht; das ist uns [leider] nichts Neues. 2. diese Ausrede ist uns [schon] geläufig); b) jmdm. in bestimmter Weise, durch bestimmte Eigenschaften, als jmd., der durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet ist, bekannt sein: wie ich sie kenne, tut sie genau das Gegenteil; wir kannten ihn bisher nur als Schriftsteller, nicht als Komponisten; von dieser Seite kannten wir dich noch nicht; wir kennen sie nur als zuverlässige Person; ∙ Du beleidigst mich, Weislingen. Kennst du mich für das (Goethe, Götz 4); wir lernten sie als rastlose Helferin k. (wir erkannten, dass sie eine rastlose Helferin war); *sich nicht mehr k. [vor ...] (außer sich sein [vor ...]): sich vor Wut nicht mehr k.; c) mit jmdm. bekannt sein: wir kennen uns schon lange; jmdn. nur flüchtig k.; er kennt mich persönlich; ich kenne ihn von früher, von der Schule, vom Dienst her; woher kennen wir uns?; wir kennen uns schon (wir sind miteinander bekannt [gemacht worden]); die beiden kennen sich nicht mehr (sind miteinander verfeindet u. beachten sich bewusst nicht mehr, wenn sie sich begegnen); nach dem Vorfall will sie ihn nicht mehr k. (verleugnet sie die Bekanntschaft mit ihm, tut sie so, als kenne sie ihn nicht); jmdn. persönlich k. lernen (jmds. persönliche Bekanntschaft machen); wir haben uns auf der Schule, im Urlaub k. gelernt (wurden in der Schule, im Urlaub miteinander bekannt); Ich denke da an einen Rasierklingenfabrikanten, den ich vor einiger Zeit k. lernte (dessen Bekanntschaft ich vor einiger Zeit machte; Bieler, Bonifaz 174); Ich hatte Rai durch einen glücklichen Zufall in Delhi k. gelernt (hatte in Delhi seine Bekanntschaft gemacht; Thorwald, Chirurgen 33); [es] freut mich, Sie k. zu lernen! (Ihre Bekanntschaft zu machen; Formel bei der Vorstellung); jmdn. k. und lieben lernen. 2. verstehen, beherrschen: sein Handwerk k.; das Schachspiel k. 3. [wieder]erkennen [können]: ich kenne sie am Gang, an der Stimme; (bayr., österr. ugs.:) er hat sie in ihrer Maske nicht gekannt. 4. anzugeben, zu bezeichnen wissen: jmds. Namen, Alter k.; kennst du den Grund für sein Verhalten?; ich kenne ein gutes Mittel gegen Schnupfen; kennst du ein gutes Restaurant?; kennst du einen Arzt, der mir helfen könnte?; sie allein kannte die Stelle, an der der Schatz vergraben war; jeder kennt seinen Platz (weiß, wo sein Platz ist). 5. mit etw. in Berührung gekommen sein u. daher [wissen u.] Erfahrung darin haben, was u. wie etw. ist: in diesem Land kennt man keinen Winter; die Eingeborenen kennen keine festen Behausungen; Und dann diese elektrischen Rasenmäher! Sensen kennen die gar nicht mehr (Brot und Salz 334); ... dass zwar alle Länder der Welt außer der Schweiz das Frauenstimmrecht kennten (Zorn, Mars 36); eine Katastrophe von nie gekanntem (erlebtem) Ausmaß; die Eingeborenen lernten erst im vorigen Jahrhundert feste Behausungen k. (kamen damit in Berührung); der Einzige, der die Tötung eines anderen Menschen selbst und unmittelbar k. gelernt (miterlebt) hatte (Musil, Mann 1399); jmds. Großzügigkeit, Brutalität k. lernen (zu spüren bekommen); R du wirst mich noch k. lernen! (du wirst noch merken, dass mit mir nicht zu spaßen ist; als Warnung); Ü dieses Land kennt (hat) lange, harte Winter; die kretisch-mykenische ... Baukunst ... kennt aber bereits differenzierte Säulenbildungen (Bild. Kunst III, 15). 6. a) sich einer Sache, die Berücksichtigung od. Verwirklichung nahe legt, bewusst sein: seine Pflichten k.; b) sich in seinem Handeln (von etw.) bestimmen, beeinflussen lassen; in seinem Handeln (von etw.) bestimmt, beeinflusst sein (meist verneint): sie kennt kein Mitleid, keine Rücksicht, keine Gnade, keine Skrupel, keine Hemmungen, keine Unterschiede; er kennt keine Grenzen, kein Maß (schreckt vor nichts zurück); sie kennt nur ihre Arbeit; R da kenne ich nichts (ugs.; das lasse ich mir nicht nehmen, davon lasse ich mich nicht abhalten).