Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Kopf
Kọpf, der; -[e]s, Köpfe [mhd. kopf, koph = Becher, Trinkgefäß; scherz. übertr. dann: Hirnschale, Kopf, ahd. chopf = Becher, Trinkschale, wohl < spätlat. cuppa < lat. cupa, 2"Kufe"; 6: spätmhd.]: 1. oft rundlicher [durch den Hals mit dem Rumpf verbundener] Körperteil des Menschen u. vieler Tiere, zu dem Gehirn, Augen, Nase, Mund u. Ohren gehören: ein dicker, großer, kahler, ausdrucksvoller K.; der K. einer Katze, eines Vogels; ihr K. sank auf die Brust; die Zuschauer standen K. an K. (dicht gedrängt); K. oder Zahl (Avers mit dem aufgeprägten [Fürsten]kopf oder Revers mit dem Zahlenwert; im Zusammenhang mit dem Werfen einer Münze, womit eine Entscheidung zwischen zwei Personen od. Möglichkeiten herbeigeführt werden soll); den K. drehen, abwenden, hochheben, neigen; den K. aus dem Fenster strecken, durch die Tür stecken; sie schüttelte verneinend den K.; Als er sich die beiden Prinzen ... einlud, um mit ihnen die arabischen Dichter zu lesen, schüttelte man am Hofe den K. (hatte man ... kein Verständnis dafür; Benrath, Konstanze 17); sich den K. (die Haare) waschen; sich den K. stoßen (mit dem Kopf an etw. stoßen); sie ist einen ganzen, halben K. größer als ich; die Mädchen steckten die Köpfe zusammen (berieten sich tuschelnd); sie bekamen rote Köpfe von der Sonne; sich die Köpfe heiß reden (sehr lebhaft diskutieren); der Schuss traf ihn am K.; einen Hut auf dem K. tragen; die Turnerin steht auf dem K.; das Buch steht auf dem K. (umgekehrt) im Regal; auf den K. des Mörders steht eine Belohnung; ich tu das nicht, und wenn du dich auf den K. stellst (scherzhafte Versicherung, etwas Gefordertes auf keinen Fall tun zu wollen); jmdm. das Haus über dem K. anzünden (während er im Haus ist); dem Kranken ein Kissen unter den K. schieben; der Wind riss ihm den Hut vom K.; das Blut stieg ihr zu K.; R sie wird dir nicht gleich den K. abreißen (ugs.; sie wird dich nicht so schlimm behandeln, wie du befürchtest ); das kann den K. nicht kosten (das kann so gefährlich nicht sein); *jmdm. brummt der K. (ugs.; jmd. hat heftige Kopfschmerzen ); jmdm. schwirrt der K. (jmd. ist aufgrund sehr vieler Eindrücke verwirrt); jmdm. raucht der K. (ugs.; jmd. denkt längere Zeit angestrengt nach ); nicht wissen, wo einem der K. steht (so viel Arbeit haben, dass man verwirrt ist, nicht weiß, wo man anfangen soll); K. stehen (1. selten; auf dem Kopf stehen: der Turner steht K. 2. ugs.; völlig überrascht, durcheinander, verwirrt, bestürzt sein: als sie die Nachricht bekamen, standen sie K.; das ganze Haus hat K. gestanden). einen dicken/schweren K. haben (Kopfschmerzen, einen Kater haben); einen roten K. bekommen (erröten); K. hoch! (nur nicht den Mut verlieren!); jmds. K. fordern (1. jmds. Enthauptung verlangen. 2. die strenge Bestrafung von jmdm., der sich in höherer Stellung befindet, fordern); jmdm./jmdn. den K. kosten (1. zu jmds. Enthauptung führen: dieser Fehler sollte ihn den K. kosten. 2. jmdn. die Stellung o. Ä. kosten); den K. einziehen (sich ängstlich od. eingeschüchtert zurückhalten u. nichts unternehmen, um sich keiner Gefahr auszusetzen o. Ä.); den K. hängen lassen (mutlos sein); den K. unterm Arm tragen (ugs.; sehr krank sein); jmdm. den K. waschen (ugs.; jmdn. scharf zurechtweisen); sich [k]einen K. machen (ugs.; sich [keine] Gedanken machen); seinen K. riskieren; K. und Kragen riskieren/wagen/aufs Spiel setzen/verlieren (das Leben, die Existenz aufs Spiel setzen/verlieren); seinen K. retten (ugs.; sich retten); den K. hinhalten müssen (ugs.; für etw. geradestehen müssen); sich [an etw.] den K. einrennen (bei einem Vorhaben auf Widerstand stoßen, nicht zum Ziel kommen); den K. aus der Schlinge ziehen (durch geschicktes Verhalten einer Bestrafung entgehen); den K. in den Sand stecken (eine Gefahr nicht sehen wollen; der Realität ausweichen; nach der irrigen Annahme, dass der Vogel Strauß bei Gefahr den Kopf in den Sand steckt); den K. hoch tragen (stolz sein); den K. oben behalten (den Mut nicht verlieren); jmdm. den K. zurechtsetzen/zurechtrücken (ugs.; jmdn. durch Kritik zur Vernunft bringen); sich [gegenseitig/einander] die Köpfe einschlagen (sich heftig streiten); jmdn. [um] einen K. kürzer/kleiner machen (ugs.; jmdn. köpfen); sich an den K. fassen/greifen (ugs.; kein Verständnis für etw. haben): wenn ich so einen Unsinn höre, kann ich mir nur an den K. greifen; jmdm. etw. an den K. werfen (jmdm. etw. [Freches] direkt sagen): sie warf ihm Unverschämtheiten, Beleidigungen an den K.; eins auf den K. bekommen/kriegen (Hut 1); etw. auf den K. hauen (ugs.; [einen bestimmten Geldbetrag] auf einmal für Vergnügungen o. Ä. ausgeben; H. u., viell. in Bezug auf die Münze, die man auf den Kopf, d. h. auf die Seite mit dem aufgeprägten [Fürsten]kopf, wirft, damit die Seite mit der Zahl sichtbar ist): heute habe ich hundert Mark auf den K. gehauen; jmdm. auf den K. kommen (ugs.; jmdn. ausschimpfen, zurechtweisen, tadeln): ich komm dir gleich auf den K.! (Drohung); etw. auf den K. stellen (ugs.; 1. das Unterste zuoberst kehren, etw. völlig durcheinander bringen: die Kinder haben beim Spielen das ganze Haus, Zimmer auf den K. gestellt. 2. in etw., an einem Ort sehr gründlich suchen: ich habe das ganze Haus auf den K. gestellt und trotzdem meine Brille nicht gefunden. 3. etw. unrichtig darstellen); jmdm. auf dem K. herumtanzen/herumtrampeln (ugs.; jmds. Gutherzigkeit missbrauchen, indem man ihn respektlos behandelt u. sich von ihm nichts sagen lässt ); sich nicht auf den K. spucken lassen (salopp; sich nichts gefallen lassen); jmdm. auf den K. spucken können (salopp scherzh.; erheblich größer sein als ein anderer); nicht auf den K. gefallen sein (ugs.; gewitzt, nicht dumm sein); jmdm. etw. auf den K. zusagen (jmdm. gegenüber, ohne zu zögern, etw. aussprechen, was man über ihn zu wissen glaubt [ohne jedoch Beweise zu haben]); jmdm. in den K. steigen (1. jmdn. betrunken, benommen machen: der Wein ist mir in den K. gestiegen. 2. seltener; etw. macht jmdn. eingebildet, überheblich: der Ruhm ist ihm in den K. gestiegen); jmdm. zu K. steigen (jmdn. eingebildet, überheblich machen); mit dem K. durch die Wand wollen (ugs.; Unmögliches erzwingen wollen); mit seinem K. für etw. einstehen (mit seinem Leben, seiner Existenz für etw. einstehen); über jmds. K. [hin]weg (ohne jmdn. Bestimmtes zu fragen, zu informieren); über die Köpfe hinwegreden (reden, ohne Rücksicht auf das Verständnis der Zuhörer zu nehmen); jmdm. über den K. wachsen (ugs.; 1. sich so entwickeln, dass jmd. Bestimmtes einem nicht mehr gewachsen ist: er ist seinem Vater längst über den K. gewachsen. 2. von jmdm. nicht mehr bewältigt werden: die Arbeit ist mir über den K. gewachsen); bis über den K. in etw. stecken (ugs.; völlig von etw. beansprucht, belastet sein): bis über den K. in Sorgen, Arbeit stecken; um K. und Kragen gehen (ugs.; um das Leben, die Existenz gehen); etw. vom K. auf die Füße stellen (das Bild, das man von etw. hat, korrigieren): da (= bei Verdi) gäbe es kaum Neues zu entdecken, keine Legende zu zerstören, nichts vom K. auf die Füße zu stellen (Gregor-Dellin, Traumbuch 137); von K. bis Fuß (von oben bis unten; ganz u. gar): sich von K. bis Fuß neu einkleiden, waschen; jmdn. vor den K. stoßen (ugs.; jmdn. in plumper Weise kränken, verletzen); wie vor den K. geschlagen sein (ugs.; vor Überraschung, Schreck wie gelähmt sein). 2. a) Person mit bestimmten [intellektuellen] Fähigkeiten; Person von bestimmter Intelligenz: sie ist ein kluger, fähiger K.; ein theoretischer K. muss her, ein Mensch mit Bewusstsein (Kant, Impressum 234); b) an der Spitze von etw. stehende Person: der K. des Unternehmens. 3. Denk-, Willenskraft: er hat einen eigensinnigen, dicken K. (ist dickköpfig); seinen K. anstrengen; du musst nicht immer deinen K. (Willen) durchsetzen; etw. [noch] frisch im K. haben (ugs.; sich [noch] gut an etw. erinnern); etw. im K. (im Gedächtnis) haben, behalten; ich weiß nicht, was in den Köpfen der Leute vorgeht (was sie denken); er hat nur Mädchen und Autos im K. (denkt nur an Mädchen u. Autos); du bist wohl nicht ganz richtig im K. (ugs.; du bist wohl verrückt ); R was man nicht im K. hat, [das] muss man in den Beinen haben (wenn man etwas vergisst, muss man einen Weg zweimal machen); *jmdm. steht der K. nicht nach etw. (↑"Sinn" 3 a); einen klaren/kühlen K. bewahren/behalten (nicht nervös werden, die Übersicht behalten); seinen K. aufsetzen (widerspenstig sein, [trotzig] seinen Willen durchsetzen wollen); den K. voll haben (an vieles zu denken haben, sich mit vielen Dingen gedanklich beschäftigen müssen); den K. verlieren (die Übersicht, die Ruhe, die Fassung verlieren); jmdm. den K. verdrehen (ugs.; jmdn. verliebt machen): er hat ihr den K. verdreht; sich den K. zerbrechen (ugs.; sehr angestrengt über etw. nachdenken): ich zerbreche mir den K., was ich ihr schenken soll; sich einen K. machen (landsch.; sich Gedanken machen, über etw. nachdenken): darum/darüber mache ich mir doch keinen K.; Er ist ein fröhlicher Mensch, der viel liest und gern Musik hört, der sich einen K. um die Probleme der Welt macht (NBI 39, 1989, 8); aus dem K. (auswendig, ohne nachzusehen); jmdm. nicht aus dem K. gehen/wollen (jmdn. ständig beschäftigen); sich etw. aus dem K. schlagen (einen Plan o. Ä. aufgeben); sich etw. durch den K. gehen lassen (über eine Sache [in Ruhe] nachdenken); jmdm. durch den K. schießen (jmdm. plötzlich einfallen); jmdm. im K. herumgehen (ugs.; jmdn. sehr beschäftigen); sich etw. in den K. setzen (fest entschlossen sein, etw. zu tun): er hat sich in den K. gesetzt, sie zu heiraten; im K. [aus]rechnen ([aus]rechnen, ohne aufzuschreiben): die Kosten im K. ausrechnen; jmdm. nicht in den K. [hinein]gehen/[hinein]wollen (jmdm. unverständlich, unbegreiflich sein): ihr will nicht in den K., dass er nur so wenig verdient; 4. Einzelperson innerhalb einer größeren Menge von Menschen: Drei Wasserhahnen, auf dreihundert Köpfe ein Wasserhahn (Gaiser, Schlußball 67); das Einkommen pro K. der Bevölkerung; der Eintritt kostet fünf Mark pro K. (für jeden). 5. a) rundlicher, oberer Teil von etw.: der K. der Stecknadel, des Streichholzes, einer Pfeife; Er schlug die Köpfe von zwei Ampullen ab (Remarque, Triomphe 410); Disteln mit blauen Köpfen; Nägel, Schrauben mit flachen Köpfen; die Blumen lassen die Köpfe hängen (werden welk); b) essbarer, rundlicher Teil bestimmter Gemüse- u. Salatpflanzen, der etwa die Größe eines Menschenkopfes hat: ein K. Salat, Blumenkohl; c) oberer Teil od. Vorderende von etw., dem eine bestimmte Wichtigkeit zukommt: der K. eines Briefbogens, einer Zeitung, einer Buchseite; den K. des Zuges bildet die Musikgruppe; der Hausherr sitzt am K. der Tafel; Er spazierte bis auf den K. der langen Landungsbrücke (Rehn, Nichts 87). ∙ 6. (landsch.) Hohlmaß unterschiedlicher Größe: gegen ... Bezahlung von zehn K. Weins für den Scharfrichter (Keller, Dietegen 141).
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