Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
hin
hịn [mhd. hin(e), ahd. hina, zu dem unter ↑"her" genannten idg. Pronominalstamm]: I. 1. (drückt die Richtung auf einen Zielpunkt aus) a) (räumlich) in Richtung auf; nach: die Fenster [liegen] zur Straße h.; nach rechts h.; das Terrain fiel hier gegen die Pregelniederung h. ab (Dönhoff, Ostpreußen 25); auf Frankfurt h. (landsch.; zu); bis zu dieser Stelle h.; Du kannst mit der Straßenbahn bis h. fahren (Kunze, Jahre 14); (emphatisch:) h. zu jmdm. gehen (statt: zu jmdm. hingehen); (ugs.:) zu jmdm. h. sein (zu jmdm. gegangen, gefahren o. Ä. sein); eines Tages ... ist er hin zu Johanna und hat ihr klaren Wein eingeschenkt (Kant, Impressum 339); b) (zeitlich) auf ... zu: gegen Mittag h.; zum Winter h. 2. (drückt die Erstreckung aus) a) (räumlich): über die ganze Welt h.; an der Mauer h. (entlang); vor sich h. (ohne die Umwelt zu beachten, für sich) murmeln, reden, gehen; b) (zeitlich): durch viele Jahre h. (viele Jahre hindurch); Über Jahre h. habe er versucht, ... der Tradition zu folgen (Fest, Im Gegenlicht 149); lange Zeit h. (lange Zeit durch); bis zu diesem Tag dürfte es noch lange h. sein (dauern). 3. a) (ugs.) verloren, weg: das Geld, mein Vertrauen, der gute Ruf ist h.; R [was] h. [ist,] ist h.; futsch ist futsch, und h. ist h. (das ist verloren, weg, für immer verschwunden); b) (ugs.) durch starke Beschädigung od. Abnutzung nicht mehr brauchbar: die Vase, die Tasche ist h.; c) (ugs.) völlig erschöpft: ich verstehe nicht, warum ich so h. bin; d) (ugs.) zugrunde gerichtet: die Firma ist h.; e) (salopp) gestorben, tot: der Hund ist h.; ein Schlag, und du bist h.! (als Drohung); f) (ugs.) hingerissen, von Begeisterung, Leidenschaft ergriffen: von etw. ganz h. sein. 4. *auf ... hin (1. mit der Ziel-, Zweckrichtung auf: etw. auf die Zukunft h. planen; auf etw. h. angelegt sein. 2. in Hinsicht, im Hinblick auf: jmdn., etw. auf etw. h. untersuchen. 3. aufgrund einer Sache u. im Anschluss daran: auf einen Verdacht h.; wir taten es auf seinen Rat h.; nachdem uns neulich jemand auf einen Test h. geschrieben hat [ADAC-Motorwelt 1, 1983, 20]). II. (bes. ugs.): wo gehst du h.? (statt: wohin gehst du?); (ugs.:) da will er nicht h. III. (ugs.) dahin: [nichts wie] h. [zu ihm]!; ist es weit bis h.? IV. 1. a) h. und zurück; bitte einmal Köln h. und zurück (eine Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt)!; (landsch., österr., schweiz., sonst veraltet:) Amerikaflüge werden schon ab 6 000 S gehandelt. Hin und retour versteht sich (Salzburger Nachr. 17. 2. 86, 7); b) h. und her; er ist h. und her (zurück) mit dem Auto gefahren. 2. *nicht h. und nicht her langen/reichen (ugs.; überhaupt nicht langen/reichen); das ist h. wie her (ugs.; das bleibt sich gleich); h. oder her (ugs.; mehr od. weniger): drei Stunden h. oder her, das macht doch nichts aus; ... hin, ... her, ... (ugs.; es bleibt sich gleich, ob ..., ob nicht ..., ... [trotzdem] ...): Regen h., Regen her, die Arbeit muss [trotzdem] getan werden; Sohn h., Sohn her, er hätte nicht schweigen dürfen (wenn er auch der Sohn war, er hätte [trotzdem] nicht schweigen dürfen); Wussten sie doch längst, dass der Deutsche seine Nachtzeit braucht, Gäste h., Gäste her (Degener, Heimsuchung 18); h. und her (ohne bestimmtes Ziel ständig die Richtung wechselnd, kreuz u. quer, auf u. ab): h. und her gehen, schwanken; h. und her (ohne zu einem Ende, zu einem Ergebnis, zu einer Einigung zu kommen) reden, beraten; h. und her überlegen (alle Möglichkeiten erwägen); ich hab' mich am Bahnhof aufgehalten und wusste nicht h. und her (wusste nicht, was ich machen sollte; Schmidt, Strichjungengespräche 168); das Hin und Her (1. Bewegung in wechselnden Richtungen: das Hin und Her [dauernde Kommen u. Gehen] der Boten. 2. vielfältiger Wechsel der Meinung[säußerung]en, Tendenzen, [Entwicklungs]richtungen]: Ein Mitarbeiter von ... Egon Bahr rätselte nach dem Hin und Her um sein jüngstes Interview ... [Spiegel 19, 1977, 26]; es gab ein unerfreuliches Hin und Her [Thieß, Reich 314]; Sie rückte nach einigem Hin und Her mit der Sprache heraus [Seghers,Transit 22]); h. und wieder (1. manchmal, zuweilen. 2. hin und her: der notwendige schriftliche Verkehr wurde fortgesetzt, und eine Menge Zettel: „Der Herr Bruder wolle gelieben“ oder „Dem Herrn Bruder zur gefälligen Unterweisung“ gingen h. und wieder [Storm, Söhne 25]). V. vgl. ↑"hin sein".
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