Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Haus
Haus, das; -es, Häuser [mhd., ahd. hūs, eigtl. = das Bedeckende, Umhüllende]: 1. a) Gebäude, das Menschen zum Wohnen dient: ein großes, kleines, altes, mehrstöckiges, schmales, verwinkeltes H.; armselige, einfache, saubere, verkommene, baufällige, moderne Häuser; das väterliche H.; das H. seiner Eltern; die Häuser sind hier sehr hellhörig (haben so dünne Wände, dass der Schall durchdringt); das H. ist auf ihn, in andere Hände übergegangen; Dafür wird es aber an allem mangeln, was stattdessen nicht gebaut wird: Häuser zum Wohnen, Straßen (Kühn, Zeit 55); ein H. bauen, einrichten, beziehen, bewohnen; ein H. [ver]mieten, [ver]kaufen; ein H. renovieren, verputzen, umbauen, abbrechen; ein eigenes H. haben, besitzen; H. an H. (nebeneinander) wohnen; jmdn. aus dem Haus[e] jagen; er führte seine Gäste durch das ganze H.; im elterlichen Haus[e] wohnen; Als leitungsgebundene Energie kommt Erdgas unterirdisch ins H. (Tag & Nacht 2, 1997, 13); Ü das irdische Haus (geh.; der Leib, Körper des Menschen); das letzte H. (geh.; der Sarg); ein enges, stilles H. (dichter.; das Grab); *H. und Hof (der gesamte Besitz): er hat H. und Hof verspielt, vertrunken; Häuser auf jmdn. bauen (jmdm. im Überschwang unerschütterlich vertrauen); [jmdm.] ins H. stehen (ugs.; [jmdm.] bevorstehen): eine Neuerung steht [ihm] ins H.; Wieder stand Krach ins H. (Grass, Butt 496); Stimmungsumschwung bei den Unternehmen, ... deren Jubiläen nun ins H. standen (Woche 3. 7. 98, 34); Die so geschmückte Politikerin steht am Mittwoch dieser Woche dem Bundeskanzler ins H. (Spiegel 44, 1979, 149); b) Gebäude, das zu einem bestimmten Zweck errichtet wurde: das große (bes. für Aufführungen von Opern, großen Schauspielen o. Ä. bestimmte), kleine (bes. für kleinere Bühnenstücke bestimmte) H. des Theaters war bis auf den letzten Platz ausverkauft; das weltberühmte Orchester hat auf seinen Tourneen volle Häuser (seine Konzerte sind ausverkauft); Die Commodores ... landeten prompt einen Hit und konnten ... vor ausverkauften Häusern in der ganzen Welt spielen (Zivildienst 2, 1986, 35); H. (Hotel, Pension) Meeresblick; das H. des Herrn (geh.; Gotteshaus); das Weiße H. in Washington (der Amtssitz des Präsidenten der USA); ein öffentliches H. (verhüll.; Bordell); das erste H. (Hotel) am Platz[e]; (DDR:) Anlässlich des 1. Mai wurden gestern im Schweriner H. der Freundschaft Arbeitskollektive und Persönlichkeiten unseres Betriebs mit hohen staatlichen Auszeichnungen geehrt (Schweriner Volkszeitung 29. 4. 78, 1); der Chef ist zurzeit nicht im Haus[e] (im Gebäude der Firma); Ü den Bau des gemeinsamen europäischen -es (Spiegel 24, 1989, 22); *H. der offenen Tür (Gelegenheit, bei der Betriebe, Verwaltungsstellen usw. von allen Bürgern besichtigt werden können); c) Wohnung, Heim, in dem jmd. ständig lebt: jmdm. das/sein H. verbieten, öffnen; Am nächsten Tag durchzog Bratenduft das H. (Lentz, Muckefuck 143); die Lieferung erfolgt frei H. (Kaufmannsspr.; ohne zusätzliche Transportkosten bis zum Bestimmungsort); das ganze H. auf den Kopf stellen (ugs.; so sehr nach etw. suchen, dass alles in Unordnung gerät); bei dieser Kälte gehe ich nicht aus dem Haus[e]; außer Haus[e] (nicht im Haus, auswärts) sein, essen; Die Franzosen, soweit noch in Paris vorhanden, hielten sich lieber in den Häusern (Lentz, Muckefuck 155); Hinterher hatte sie den Doktor Rudolf Roth beschuldigt, er habe ihr die Polizei ins H. geholt (Rolf Schneider, November 76); nach Haus[e] gehen, fahren, kommen; jmdn. nach Haus[e] begleiten, bringen; Den bringst du mir nicht mit nach H. (Hörzu 27, 1981, 58); er bringt rund 3 000 Mark nach Haus[e] (hat einen Nettoverdienst von rund 3 000 Mark); der Bettler ging von H. zu H.; einige Zeit von -e (ugs.; von zu Hause) fortbleiben; an diesem Abend blieb, war, saß er zu Haus[e]; er fühlt sich schon ganz [wie] zu Haus[e] (fühlt sich in einer neuen Umgebung nicht mehr fremd); Er war ein Emigrant, ein Exilierter, nicht aus politischen Gründen, sondern weil er sich nirgends zu -e fühlte (Reich-Ranicki, Th. Mann 219); er sagte, er möchte von zu -e abhauen (Petersen, Resonanz 158); Mutter ... ist seitdem täglich zehn Stunden von zu -e fort (Borkowski, Wer 15); R mein H., meine Welt; komm du nur nach Haus[e]! (Drohung als Ankündigung von Strafe, Schelte o. Ä.); Ü 32 Jahre sind die beiden jetzt verheiratet, die Kinder sind erwachsen und aus dem H. (wohnen nicht mehr bei den Eltern; Hörzu 42, 1985, 124); ein Paket, einen Brief nach Haus[e] (an die Angehörigen) schicken; der Reichstag wurde nach Haus[e] geschickt (ugs.; wurde aufgelöst); sie ist, wohnt noch zu Haus[e] (bei den Eltern); er war in Berlin zu -e (wohnte in Berlin); Dabei ist ein Smoking für Lisa, die unter den Schiebern in der Roten Mühle zu -e ist (sich dort aufhält u. auskennt), wahrhaftig nichts Neues (Remarque, Obelisk 292); der Brauch des Osterreitens ist in der Lausitz zu Haus[e] (wird dort gepflegt; ist dort üblich; kommt von dort); Ob Literatur oder Journalismus, Theater oder Film - sie war überall zu -e (kannte sich überall bestens aus; Reich-Ranicki, Th. Mann 181); ich bin für niemanden/für dich bin ich immer zu Haus[e] (zu sprechen); der Verein spielt, tritt am Samstag zu Haus[e] (Sport Jargon; auf dem eigenen Platz; vor einheimischem Publikum) [zum Wettkampf] an; *das H. hüten (aus irgendeinem Grund nicht mit andern nach draußen gehen [können], zu Hause bleiben [müssen]); jmdm. das H. einrennen/einlaufen (ugs.; jmdn. ständig wegen einer Sache zu Hause aufsuchen u. bedrängen); jmdm. ins H. schneien/geschneit kommen (ugs.; überraschend, unerwartet jmdn. besuchen, bei jmdm. auftauchen); auf einem bestimmten Gebiet/in etw. zu -e sein (ugs.; sich mit, in etw. genau auskennen; mit, in etw. gut Bescheid wissen); mit etw. zu -e bleiben (ugs.; etw. für sich behalten; jmdn. mit der Mitteilung einer Belanglosigkeit verschonen): bleib du mit deinen Weisheiten lieber zu -e!; ∙ wie unangenehm wird es ihn überraschen, wenn er hört, ich sei in dieser Nacht nicht zu -e (nach Hause) gekommen (Hauff, Jud Süß 399). 2. a) (ugs.) Gesamtheit der Hausbewohner: das H. war vollzählig versammelt; das ganze H. lief zusammen, rannte auf die Straße; b) Gesamtheit von Personen, die sich in einer bestimmten Funktion in einem bestimmten ↑"Haus" (1 b) aufhalten, dort tätig sind: das Hohe H. (Parlament); die beiden Häuser (Kammern) des Parlaments; er hatte alle Geschäftsfreunde seines -es (seiner Firma) geladen; dass der ... Nachfolger Samuel Fischers ... ihn, den ... prominentesten Autor des -es (Verlags), schlechterdings übervorteilen wollte (Reich-Ranicki, Th. Mann 15); das ganze H. (gesamte Theaterpublikum) klatschte begeistert Beifall; c) (geh.) Familie: ein gastliches, bürgerliches, angesehenes H.; ich wünsche Ihnen und Ihrem Haus[e] alles Gute; sie kommt aus bestem -e; ... ihren Besuch, der den Nebenzweck hatte, Ulrich wieder für ihr H. zu gewinnen (Musil, Mann 308); er ist nicht mehr Herr im eigenen H. (hat in der Familie nichts mehr zu sagen); er verkehrt in den ersten Häusern (angesehensten Familien) der Stadt; (in Grußformeln am Briefschluss:) herzliche Grüße, mit den besten Grüßen von H. zu H.; *von Haus[e] aus (1. von der Familie her: von H. aus ist er sehr begütert; Und Arleq ..., von Haus aus gut katholisch [Fries, Weg 36]. 2. seit jeher, von Natur aus: Sie bringen von Haus aus für viele Fragen den notwendigen Sachverstand mit [Fraenkel, Staat 282]. 3. ursprünglich, eigentlich: von Hause aus heißt er einfach Guha, hat sich aber den asketischen Namen Kamadamana beigelegt [Th. Mann, Tod u. a. Erzählungen 146]); d) Haushalt, Wirtschaft, Hauswesen einer Familie: jmdm. das H. besorgen; ein großes H. führen (häufig Gäste haben u. sie aufwendig bewirten); Meine Eltern machten, wie man sagt, ein ziemliches H. (gaben oft Gesellschaften; Katia Mann, Memoiren 11); jmdn. ins H. nehmen; *H. und Herd (eigener Hausstand); [mit etw.] H. halten ([mit etw.] sparsam wirtschaften; mit etw. sparsam, haushälterisch umgehen; mhd. hūs halten = das Haus bewahren): mit dem Wirtschaftsgeld, den Vorräten H. halten müssen; er hielt mit seinen Kräften nicht H. (teilte sie sich nicht ein); sein/das H. bestellen (geh.; vor einer längeren Abwesenheit, vor dem Tode seinen Besitz, seine Angelegenheiten ordnen; ein Testament machen; nach Jesaja 38, 1). 3. Dynastie, [Herrscher]geschlecht: das H. Davids; ein Angehöriger des -es Habsburg; das H. Rothschild; Ist er (= Kaspar Hauser) wirklich der Prinz aus regierendem -e, den ruchlose Verwandte in der Wildnis ausgesetzt haben? (K. Mann, Wendepunkt 134); sie stammt vom kaiserlichen -e ab. 4. (ugs. scherzh.) Person, Mensch: er ist ein fideles, gemütliches H.; wie gehts, altes H. (alter Freund) ?; er ist schon ein tolles H. (ein verrückter, überspannter Kerl); ... mit einem Archivrat der Kasseler Landesbibliothek, einem ungemeinen gelehrten H. (Zeller, Amen 121). 5. (Astrol.) a) Tierkreiszeichen in seiner Zuordnung zu einem Planeten; b) einer der zwölf Abschnitte, in die der Tierkreis eingeteilt ist: Im H. des Aszendenten stieg die Waage auf ... Neptun bezog das zehnte, das H. der Lebensmitte ... Saturn war es, der im dritten H. in Opposition zu Jupiter mein Herkommen infrage stellte (Grass, Blechtrommel 51).
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