Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Hand
Hạnd, die; -, Hände u. (bei Maßangaben:) - [mhd., ahd. hant, wahrsch. eigtl. = Greiferin, Fasserin]: 1. von Handwurzel, Mittelhand u. fünf Fingern gebildeter unterster Teil des Armes bei Menschen u. Affen, der die Funktionen des Haltens, Greifens usw. hat: die rechte, linke H.; schmale, klobige, feingliedrige, schöne, verarbeitete Hände; feuchte, kalte Hände haben; seine Hände zitterten; Ihre H. knallt unverhofft in sein Gesicht (Ossowski, Flatter 193); Aber als sie das Bonbon nehmen wollte, zog ich die Hand zurück (Thor, Ich 9); der Saum ist eine H. breit; ein, zwei H./Hände breiter Saum; sie hat bei der Arbeit eine ruhige, sichere H., sie arbeitet mit ruhiger, sicherer H. (ihre Handbewegungen bei der Arbeit sind ruhig, sicher); Ihm ging der Ruf nach, dass er im Alkoholrausch eine ganz besonders sichere H. habe. Er galt in der ganzen Stadt als guter Operateur (Hackethal, Schneide 204); keine H. frei haben; jmdm. die H. geben, reichen, drücken, schütteln, küssen; küss die H.! (in Wien noch übliche, sonst veraltete, an weibliche, seltener auch an hoch gestellte männliche Personen gerichtete Grußformel); Ach, der Herr Hofschauspieler ist noch unterwegs. Küss die H., Maestro! (Ziegler, Labyrinth 95); Mathis ... hatte unsinnige Angst vor Händen, besonders vor versteckten; niemals gab er H., und wer ihn verstören wollte, brauchte ihm nur mit der H. in der Tasche einen Schritt näher zu treten (Muschg, Gegenzauber 94); Hände hoch [oder ich schieße]! (Aufforderung, die Hände zu erheben); sich die Hände waschen; Tante Anna wischte sich die Hände an der Schürze ab und trat aus der Küchentür (Lentz, Muckefuck 180); Du wirst dir die H. abfrieren, warnt Großmutter (Schwaiger, Wie kommt 8); es war so dunkel, dass man die H. nicht vor den Augen sehen konnte; jmdm. die H. darauf geben (versichern, fest versprechen), dass ...; H. drauf! (versprich es mir/ich verspreche es dir!); sie hatte die Hände voll Kirschen; eine H. voll schwarze[r] Kirschen; ein paar H./Hände voll Reis; Wir folgten dem Trauerzug und warfen jeder eine H. voll Erde in die Grube (Erné, Fahrgäste 123); eine H. voll (einige wenige) Demonstranten; Mühlleithen, das ist eine H. voll Häuser auf einem Wiesenteller (Loest, Pistole 207); Als Sorgenkinder der atomaren Abrüster sind bis heute nicht einmal eine H. voll (nicht einmal fünf) Staaten in zwei Regionen übrig geblieben: Indien und Pakistan in Südasien, Israel und der Iran im Nahen und Mittleren Osten (Zeit 14. 4. 95, 3); jmdm. die H. zur Versöhnung bieten, reichen (geh.; seine Bereitschaft zur Versöhnung kundtun); Wie kommt es, dass der wilde Marder den Käfig und die menschliche H. gut erträgt, während die Eichkatze, die winters die fütternde H. nicht scheut, in Gefangenschaft ihrer Wildheit wegen nur schwer oder gar nicht zu halten ist ...? (Stern, Mann 53); sie nahm das Kind an die H.; nimm dem Kind das Messer aus der H., aus den Händen!; Der Fisch flutscht ihm aus der H. auf die Erde (Ossowski, Flatter 107); die letzten Extrablätter wurden ihm förmlich aus der H. gerissen; die Tiere fraßen [uns] aus der H.; sie legte ihre Arbeit aus der H. (legte sie vorübergehend beiseite, hörte vorübergehend damit auf); sie aßen [ihr Picknick] aus der H. (ohne Zuhilfenahme von Bestecken, Tellern); Ein paar Dutzend Männer saßen vor ihrem Bier, bissen auf Virginias oder aßen Kartoffelpuffer aus der H. (Bieler, Mädchenkrieg 335); eine Zigeunerin las ihm [seine Zukunft] aus der H. (aus den Handlinien); jmdn. bei der H. nehmen (ihn führen); etw. in der H., in [den] Händen haben, halten, tragen; das Messer in die H. nehmen; er hat schon lange kein Buch mehr in die H. genommen (kein Buch mehr gelesen); den Kopf in die Hände stützen; sie klatschten in die Hände; die Kinder gingen H. in H. (hielten sich an den Händen); Dann machen sie H. in H. einen Spaziergang über die Felder (Frischmuth, Herrin 86); jmdm. etw. in die H. drücken (jmdm. [beiläufig od. verstohlen] etw. geben); Der Meister hatte ihm eine Schutzbrille in die H. gedrückt (Fels, Sünden 86); mit sanfter H. über etw. streichen; sie war sich ... vor Ungeduld einige Male mit der H. durchs Haar gefahren (H. Weber, Einzug 304); Häuser zum Wohnen, Straßen, alles das, was wir mit unseren Händen schaffen können (Kühn, Zeit 55); sich mit Händen und Füßen (scherzh.; durch viele Gesten, gestikulierend) verständlich machen; der Brief ist mit der H. geschrieben; das Kleid ist von H. genäht; Wer strickt mir einen Pullover im Boutiquestil von H.? (NNN 23. 9. 87, 4); Er erhielt zwei Briefe, beide waren von H. geschrieben (Ziegler, Konsequenz 233); Zwei der Druckventile, im oberen Teil des Reaktors, mussten von H. geöffnet werden (Spiegel 8, 1977, 155); eine Sonate für vier Hände/zu vier Händen (Musik; vierhändig zu spielen); er nahm einen Bleistift zur H. (in die Hand); R H. aufs Herz! (Aufforderung, seine Meinung, Überzeugung ehrlich zu sagen; urspr. eine Gebärde beim Ablegen eines Eides); nicht in die hohle H.! (ugs.; nicht eimal geschenkt, auf keinen Fall); besser als in die hohle H. geschissen (derb; besser als gar nichts); Spr eine H. wäscht die andere (ein Dienst zieht einen Gegendienst nach sich); Der Gewährsmann ... hatte Herbert Leibig nicht enttäuscht, und das sollte, wie jetzt zu hören war, dessen Schade nicht sein. Eine H. wäscht die andere (Ossowski, Liebe ist 108); *die öffentliche H., die öffentlichen Hände (der Staat als Verwalter des öffentlichen Vermögens): dies wiederum entlastet die öffentlichen Hände bei den Neubauprogrammen erheblich (Gut wohnen 1, 1979, 14); Hieraus ergibt sich aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Handlungsbedarf für die öffentlichen Hände (CCI 8, 1985, 30); die Tote H. (Rechtsspr.; öffentlich-rechtliche Körperschaft o. Ä., die ihr Eigentum nicht veräußern od. vererben kann); jmds. rechte H. (jmd., der in einer einem anderen untergeordneten Position diesem wichtige Arbeiten abnimmt, ihn bei seiner Arbeit unterstützt): Jetzt begleitete der ZDL ihn auch in den Schulunterricht und wurde dort gleichsam seine rechte H. Tafelanschriebe, Anfertigung und Austeilung von Kopien, Bedienung der Unterrichtsmedien (Zivildienst 5, 1986, 15); jmdm. rutscht die H. aus (ugs.; jmd. schlägt einen anderen im Affekt): wie diese linken Zeitungsfritzen den armen Direktor Conrad fertig gemacht haben, bloß weil ihm mal die H. ausgerutscht ist (Ziegler, Gesellschaftsspiele 141); jmdm. sind die Hände/Hände u. Füße gebunden (jmd. kann nicht so handeln od. entscheiden, wie er möchte, weil seine Handlungs-, Entscheidungsfreiheit durch bestimmte äußere Umstände entscheidend eingeengt ist): Rüfenacht waren die Hände gebunden, weil Landert ihn selber vor Jahren in einen peinlichen Skandal verwickelt hatte (Ziegler, Liebe 57); eine lockere H. haben (ugs.; ↑"Handgelenk"); freie H. haben (tun können, was man will): Zwar hat der Berichterstatter freie H., in welchem Umfang er über derartige Sitzungen berichtet, lückenlos braucht sein Bericht nicht zu sein (NJW 19, 1984, 1127); H. und Fuß haben (gut durchdacht sein; urspr. bezogen auf jmdn., der unversehrt, nicht verstümmelt ist, sodass man sich voll auf seine körperliche Leistungsfähigkeit verlassen kann): der Plan muss aber H. und Fuß haben; Das alles hatte H. und Fuß und sprach für die Gewissenhaftigkeit des Professors (Weber, Tote 96); [bei etw. selbst mit] H. anlegen (bei einer Arbeit [aus freiem Antrieb] mithelfen): der Chef muss selbst mit H. anlegen; sie bestand darauf, überall mit H. anzulegen, und das Komische war, dass sie sich immer die schwersten Arbeiten aussuchte (Hilsenrath, Nacht 44); die/seine/die hohle H. aufhalten/hinhalten (ugs.; für Trinkgelder, finanzielle Zuwendungen o. Ä. sehr empfänglich sein); keine H. rühren (ugs.; jmdm. nicht helfen, nicht beispringen, obwohl man sieht, dass er sich sehr abmühen muss); H. an sich legen (geh.; sich mit einer Waffe töten, Selbstmord begehen): Ein Segelmacher, der dem Wasser zuvorkam und H. an sich legte, starb als Erster (Ransmayr, Welt 34); H. an jmdn. legen (geh.; jmdn. tätlich angreifen [u. töten]); [die] letzte H. an etw. legen (die letzten abschließenden Arbeiten an etw. ausführen); jmdm. die H. [zum Bund] fürs Leben reichen (geh.; jmdn. heiraten); sich/(geh.:) einander die H. reichen können (im Hinblick auf ein bestimmtes, meist negativ beurteiltes Verhalten gleich sein): ihr beide könnt euch die H. reichen, von euch ist einer so unzuverlässig wie der andere; jmdm. die Hände schmieren/versilbern (ugs.; jmdn. bestechen); alle/beide Hände voll zu tun haben (ugs.; sehr beschäftigt sein; viel zu tun, viel Arbeit haben; mit etw. große Mühe haben): ich habe im Augenblick beide Hände voll zu tun, kannst du nicht ein anderes Mal kommen?; Eine Abwehr hat alle Hände voll zu tun mit diesem Fußballer (Kicker 6, 1982, 4); sich die H. für jmdn., etw. abhacken/abschlagen lassen (ugs.; sich vorbehaltlos u. uneingeschränkt für jmdn., etw. verbürgen); jmdm. auf etw. die H. geben (von etw. fest überzeugt sein u. dies jmdm. versichern): das wird so kommen, darauf geb ich dir die H.; die Hände in den Schoß legen, in die Taschen stecken (1. sich ausruhen, einmal nichts tun. 2. sich untätig verhalten, wo man eigentlich helfend eingreifen müsste); die/seine H. auf etw. halten (ugs.; dafür sorgen, dass etw. nicht verschwenderisch ausgegeben od. verbraucht wird); die H. auf der Tasche halten (ugs.; nicht leicht Geld ausgeben, geizig sein); die/seine H. auf etw. legen (geh.; von etw. Besitz ergreifen); bei etw. die/seine H., seine Hände [mit] im Spiel haben (bei etw. heimlich beteiligt sein): schon nach wenigen Tagen war klar, dass der CSU-Chef ... seine H. im Spiel hatte bei der Aktion (W. Brandt, Begegnungen 55); überall seine H./seine Hände im Spiel haben (überall mitreden u. seinen Einfluss geltend machen); seine Hände in Unschuld waschen (geh.; beteuern, dass man an einer Sache nicht beteiligt war u. darum nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, dass man mit bestimmten Vorgängen nichts zu tun hat; nach Matth. 27, 24 u. Ps. 26, 6; Pilatus wusch sich vor der Verurteilung Jesu die Hände zum Zeichen, dass er an seinem Tode unschuldig sei); für jmdn., etw. die/seine H. ins Feuer legen (sich vorbehaltlos u. uneingeschränkt für jmdn., etw. verbürgen; bezogen auf die ma. Feuerurteile, bei denen der Angeklagte, um seine Unschuld zu beweisen, seine Hand ins Feuer halten musste u. als unschuldig galt, wenn er keine Verbrennungen erlitt): Dafür jedenfalls möchte ich die H. ins Feuer legen: der Obertertianer ... ist nur durch Herrn Blocks Blick zu seiner Tat vergiftet worden (Erné, Fahrgäste 55); die H. in anderer, fremder Leute Taschen haben (auf Kosten anderer leben); die Hände überm Kopf zusammenschlagen (ugs.; über etwas sehr verwundert od. entsetzt sein; eigtl. eine Gebärde, durch die man in der Gefahr den Kopf zu schützen sucht); die/seine H. über jmdn. halten (geh.; jmdm. Schutz, Beistand gewähren; nach einem alten Rechtsbrauch, nach dem jmd., dem das Begnadigungsrecht zustand, die Hand über einen Angeklagten od. Verurteilten halten konnte, wodurch dieser außer Verfolgung gesetzt wurde); jmdm. die Hände unter die Füße breiten (ugs.; jmdm. alles so leicht machen wie nur möglich, ihm alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen); die/seine H. von jmdm. abziehen (geh.; jmdm. seinen Schutz, seine Hilfe od. Zuwendung entziehen; nach 4. Mos. 14, 34); zwei linke Hände haben (ugs.; für manuelle Arbeiten sehr ungeeignet sein); eine lockere/lose H. haben (dazu neigen, jmdm. schnell eine Ohrfeige zu geben); eine milde/offene H. haben (gern geben; freigebig sein); eine glückliche H. [bei etw.] haben, zeigen, beweisen (bei etw. besonderes Geschick haben, zeigen, intuitiv richtig handeln, vorgehen): bei der Auswahl der Bewerber hatte er keine glückliche H.; der Trainer ... bewies einmal mehr seine glückliche H., als er ... einen Mann von der Bank holte, der ... gegen den Bundesligisten besonders motiviert war (Kicker 82, 1981, 50); eine grüne H. haben (ugs.; bei der Pflege von Pflanzen in Bezug auf das Gedeihen guten Erfolg haben): Es grünt und blüht auf allen Wegen ... Haben Sie eine grüne H.? (Hörzu 14, 1977, 5); klebrige Hände haben (ugs.; zum Stehlen neigen); schmutzige Hände haben (geh.; in eine ungesetzliche Angelegenheit verwickelt, an etw. [mit]schuldig sein); linker H., rechter H. (links/rechts): Linker H. jetzt der Park, Laubwald und Wiesen (Bastian, Brut 157); Er wusste, dass rechter H. gleich eine untergeordnete Straße ... kommen musste (Bastian, Brut 102); an H. "anhand";jmdm. etw. an die H. geben (jmdm. etw. geben, überlassen, zur Verfügung stellen, was dieser für einen bestimmten Zweck braucht): der Beauftragte des Unternehmens hat ihm alles Material an die H. gegeben, das er für seine Arbeit braucht; Dadurch wird dem Leser ein umfassendes Werk zur Besteuerung der betrieblichen Altersversorgung ... an die H. gegeben (NJW 19, 1984, XXVIII); jmdm. [bei etw.] an die H. gehen (jmdm. bei einer Arbeit durch Handreichungen o. Ä. helfen, ihn bei der Arbeit unterstützen): sie klagte darüber, dass ihr bei der Hausarbeit nie jemand an die H. ginge; jmdn. an der H. haben (ugs.; jmdn. kennen, zu jmdm. Verbindung haben, den man gegebenenfalls für bestimmte Dienste in Anspruch nehmen kann): er hat einen guten Rechtsanwalt an der H.; sich etw. an beiden Händen abzählen/abfingern können (ugs.; sich etw. leicht denken, etw. leicht vorhersehen können); [klar] auf der H. liegen (ugs.; ganz offenkundig, klar erkennbar, eindeutig sein): Es lag auf der Hand, dass der Ausgang der Volksabstimmung nicht nur für die französische Innenpolitik ... Folgen haben würde (W. Brandt, Begegnungen 161); Die Sache liegt ganz klar auf der H. Wir müssen weg (Brot und Salz 229); Die Vorteile ... liegen auf der H. Sie sind preiswerter als aufwendige Modellversuche (CCI 2, 1995, 15); [bar] auf die [flache] H. (ugs.; sofort in bar [und ohne weitere Abzüge] ): sie wollte keinen Scheck, sondern alles bar auf die flache H.; wo jeder Werktätige das ihm Zukommende entweder bar auf die H. erhält oder auf sein Lohnkonto überwiesen (Heym, Schwarzenberg 197); Viertausendfünfhundert Mark! ... Legt denen viertausendfünfhundert bar auf die H.! (Brot und Salz 9); auf die H. bekommen (als Bargeld erhalten): er gibt immer alles aus, was er auf die H. bekommt; Unser Meister bekommt weniger auf die H. als die guten Facharbeiter bei uns (Freie Presse 14. 10. 89, 3); jmdn. auf Händen tragen (jmdn., dem man zugetan ist, sehr verwöhnen, alles für ihn tun; nach Ps. 91, 11, 12); aus der H. (ohne Unterlagen, ohne genauere Prüfung): so aus der H. kann ich es nicht genau sagen; aus erster H. (1. vom ersten Besitzer: Gebrauchtwagen aus erster Hand; er hat das Auto aus erster H. gekauft. 2. [in Bezug auf Informationen, Nachrichten] aus sicherer Quelle: die Nachricht ist, stammt aus erster H.; Alles weitere Geschehen verlief, wie Gertie Baetge dank ihrer Informationen aus erster H. es Klaus Speer prophezeit hatte [Prodöhl, Tod 64]); aus zweiter H. (1. gebraucht, nicht neu: etw. aus zweiter H. kaufen. 2. vom zweiten Besitzer: er hat sein Auto aus zweiter H. 3. von einem Mittelsmann: die Nachricht stammt aus zweiter H.); aus, von privater H. (von einer Privatperson): etw. von privater H. kaufen; jmdm. aus der H. fressen (ugs.; jmdm. so ergeben sein od. von jmdm. innerlich so abhängig sein, dass man alles tut, was er von einem erwartet od. verlangt): Bruder Benno ... frisst dem Kaplan aus der H., weil er um seine Existenz bangt (Ziegler, Gesellschaftsspiele 31); etw. aus der H. geben (1. etw. weggeben, [vorübergehend] einem anderen überlassen, anvertrauen: ein wertvolles Buch nicht aus der H. geben; Wer gibt solche lebenswichtigen Trümpfe ohne Not aus der H.? [Gruhl, Planet 301]. 2. ein Amt od. dgl. nicht länger innehaben wollen, auf seine Weiterführung verzichten: der Senior hat die Leitung des Unternehmens aus der H. gegeben); [aus der] H. spielen (Skat; ohne den Skat aufzuheben spielen): einen Grand aus der H. spielen; ich spiele Pik H.; jmdm. etw. aus der H. nehmen (jmdm. etw. entziehen, wegnehmen): man hat vergeblich versucht, ihm die Entscheidungsgewalt wieder aus der H. zu nehmen; diese Rechte lassen wir uns nicht mehr aus der H. nehmen; etw. bei der H. haben (1. etw. greifbar haben: hast du einen Bleistift bei der H.? 2. um etw. nicht verlegen sein, etw. parat haben: natürlich haben die beiden Ausreden bei der H.); [mit etw.] schnell/rasch bei der H. sein (ugs.; sehr schnell, voreilig, unbedacht urteilen, sich äußern, reagieren usw.): er ist [allzu] schnell bei der H., einen anderen zu verurteilen; flink war er mit dem Urteilen und Verurteilen bei der H. (Loest, Pistole 52); durch jmds. H./Hände gehen (im Laufe der Zeit, einer gewissen Zeit von jmdm. bearbeitet, behandelt, gebraucht werden): wie viel Patienten sind in all den Jahren durch seine Hände gegangen?; in diesen 22 Jahren ..., in denen zirka 20 500 Kinder durch die Hände der Schwester in den Beratungsstellen hindurchgegangen sind (Vaterland 27. 3. 85, 26); [schon/bereits] durch viele Hände gegangen sein (schon häufig den Besitzer gewechselt haben); hinter vorgehaltener H. (im Geheimen, inoffiziell): etw. hinter vorgehaltener H. sagen; bei den Immunologen sprach man hinter vorgehaltener H. davon, dass der israelische Forscher nicht mehr ganz richtig im Kopf sei (Spiegel 10, 1988, 160); ... bei dessen Verlobten er einmal nicht hatte landen können, wie der Oetzinger hinter vorgehaltener H. verbreitet hatte (Kühn, Zeit 71); [mit jmdm.] H. in H. arbeiten (so [mit jmdm.] zusammenarbeiten, dass man sich gegenseitig ergänzt, sodass im Arbeitsablauf Stockungen vermieden werden): Der VEB Turbinenbau ... und vor allem die Energiewirtschaft müssen beim Wiederingangsetzen mit uns H. in H. arbeiten (Freie Presse 29. 11. 89, 5); mit etw. H. in H. gehen (mit etw. ↑"einhergehen" 2): mit einer Rezession geht meist ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit H. in H.; Selbstmitleid und Missgunst gehen jetzt H. in H. (Reich-Ranicki, Th. Mann 174); die Schwankungen unseres Selbstbewusstseins, die H. in H. mit unserer Geschichte gehen und unsere Identität beeinflussen (R. v. Weizsäcker, Deutschland 42); in die Hände spucken (ugs.; ohne Zögern u. mit Schwung an die Arbeit gehen); jmdm., einer Sache in die H./in die Hände arbeiten (etw. tun, womit man unbeabsichtigt jmdm. hilft, einer Sache Vorschub leistet): durch sein Verhalten hat er den Gangstern in die Hände gearbeitet; jmdn., etw. in die H./in die Hände bekommen/kriegen ([durch Zufall] einer Person od. Sache habhaft werden): die Dokumente darf er niemals in die H. bekommen; wenn sie ihn in die Hände bekommen, ist er verloren; Mit dem Mikrofon hat der Komödiant oder Vortragskünstler auf der Bühne eine unschlagbare Waffe in die H. bekommen (Gregor-Dellin, Traumbuch 119); jmdm. in die H./in die Hände fallen, kommen (durch Zufall von jmdm. gefunden werden): diese Lampe ist mir beim Stöbern auf einem Trödelmarkt in die Hände gefallen; in einer Buchhandlung fällt ihr Thomas Manns Erzählung in die Hände (Reich-Ranicki, Th. Mann 102); jmdm. in die Hände fallen (1. in jmds. Besitz kommen: die Dokumente sind einem ausländischen Geheimdienst in die Hände gefallen.; ... um es aber ... wieder aufzulesen, als fürchte er, dass es einem Unberufenen in die Hände fallen könnte [Hilsenrath, Nacht 236]. 2. in jmds. Gewalt geraten: der Spähtrupp ist dem Feind in die Hände gefallen); jmdn., etw. in jmds. H. geben (geh.; jmdn., etw. jmdm. überantworten): Die Zukunft des deutschen Volkes war völlig in die H. der Sieger gegeben (Niekisch, Leben 382); etw. in der H. haben (1. etw. [worauf man sich stützen kann, was einem eine Handhabe bietet] haben: er hat wichtige Dokumente in der H., womit er sie erpressen kann. 2. Entscheidungsgewalt über etw. besitzen: Jetzt habt ihr es nämlich in der H. Wenn ihr wollt, tunkt ihr unsereinen ein, ganz mir nichts, dir nichts [Frischmuth, Herrin 89]); jmdn. in der H. haben (jmdn. in seiner Gewalt haben, ihn lenken können; jmds. völlig sicher sein): bis ich mich ... im Netz meines schlechten Gewissens verstrickte. Er wusste, dass er mich in der H. hatte (Ziegler, Labyrinth 241); sie haben es gewusst ... sie haben ihn über mehr als ein Jahrzehnt in der H. gehabt (Härtling, Hubert 335); sich in der H. haben (sich in der Gewalt, unter Kontrolle haben, sich beherrschen können): ihre Spannung ist nicht geringer als seine, aber sie hat sich besser in der H. (Heym, Nachruf 222); Jürgen glaubt, sich einigermaßen in der H. zu haben (Chotjewitz, Friede 251); etw. in Händen halten (über etw. verfügen): Er ... ist sich .. der Macht, die er in Händen hält, ... gar nicht bewusst (Dönhoff, Ära 58); etw. in jmds. H./Hände legen (geh.; jmdn. mit etw. betrauen): Er führe am Nachmittag nach Berlin, teilte er mit, und legte die Leitung des Turniers kommissarisch in die Hände von Pittelbach (Loest, Pistole 141); in jmds. H. liegen/stehen (geh.; in jmds. Macht, Verantwortung gegeben sein); etw. in die H. nehmen (sich einer Sache annehmen, sich um etw. kümmern): Sie war froh, dass Paul alles in die H. nahm, was sie schleifen lassen musste (Plenzdorf, Legende 153); in jmds. H. sein (in jmds. Gewalt sein); in festen Händen sein (ugs.; einen festen Freund, eine feste Freundin haben, nicht mehr frei sein für eine Bindung): Dabei ist auch sie längst wieder in festen Händen: Ihr derzeitiger Freund ist der Fotograf (Hörzu 44, 1976, 51); in guten, sicheren usw. Händen sein (in guter, sicherer usw. Obhut, Betreuung sein); jmdm. etw. in die H./in die Hände spielen (jmdm. etw. zuspielen): der Geheimdienst spielte dem Generaldirektor das brisante Dossier in die Hände; jmdm. etw. in die H. versprechen (jmdm. etw. fest versprechen); in jmds. H./Hände übergehen (in jmds. Besitz übergehen): mit der gesamten Erbschaft ging auch die Firma in die Hände der Nichte über; mit Händen zu greifen sein (offenkundig, für jedermann erkennbar, wahrnehmbar sein): die Spannung im Raum war mit Händen zu greifen; sich mit Händen und Füßen [gegen jmdn., etw.] sträuben/wehren (ugs.: sich auf das Heftigste [gegen jmdn., etw.] wehren, sträuben: als man sie festnehmen wollte, wehrte sie sich mit Händen und Füßen; Goldberg wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die feministische Front [Wilhelm, Unter 147]; Reagan hat sich bis jetzt mit Händen und Füßen gewehrt, einem Gesetz seine Zustimmung zu erteilen, dem auch nur der leiseste Geruch von Protektionismus anhaftet (taz 8. 1. 87, 3); mit leeren Händen (1. ohne eine Gabe mitzubringen: zu der Party war keiner mit leeren Händen gekommen. 2. ohne in einer bestimmten Sache etw. erreicht zu haben, ohne greifbares positives Ergebnis: auf keinen Fall wollte sie von ihrer Mission mit leeren Händen zurückkommen); mit leichter H. (ohne Anstrengung od. krampfhafte Bemühung); mit der linken H. (ugs.; ohne jede Anstrengung, ganz mühelos): seine Schularbeiten macht er mit der linken H.; mit sanfter H. (auf sanfte 4 b Art); mit starker/fester H. (tatkräftig, streng): der Monarch regierte sein Volk mit fester H.; mit vollen Händen (in verschwenderisch großer Menge): sein, das Geld mit vollen Händen ausgeben, verschenken, zum Fenster hinauswerfen; Sie verteilten mit vollen Händen Informationsbroschüren und Kondome: Gestern war Weltaidstag (taz 2. 12. 94, 21); Die Männer fressen und saufen und huren, sie verschleudern das unter Todesgefahr verdiente Geld mit vollen Händen (Zeit 3. 1. 97, 39); um jmds. H. anhalten/bitten (geh. veraltend; jmdm. einen Heiratsantrag machen): so wurde die selbstsichere und keineswegs auf den Mund gefallene Studentin auch von jenen umgeben, die um ihre H. anhielten (Reich-Ranicki, Th. Mann 240); jmdn. um jmds. H. bitten (geh. veraltend; jmdn. [dessen Tochter man heiraten möchte] um die Einwilligung bitten, jmdn. zu heiraten); unter der H. (im Stillen, heimlich u. unter Missachtung geltender Regeln): etw. unter der H. regeln, verkaufen; etw. unter der H. erfahren; Informationen unter der H. weitergeben; einen Posten unter der H. vergeben; Handelsbeziehungen, die auch schon zur Zeit der Apartheid unter der H. mit Dutzenden von afrikanischen Ländern bestanden, wurden offiziell besiegelt (taz 10. 4. 92, 8); unter der H. (über inoffizielle Kanäle) hörte man freilich alliierte Ratschläge (W. Brandt, Begegnungen 297); etw. unter den Händen haben (etw. in Arbeit haben); jmdm. unter den Händen zerrinnen ([bes. in Bezug auf Geld, Vermögen] sich schnell verringern, aufzehren); von jmds. H. (geh.; durch jmdn., jmds. Tat): schwerer ... lag der Tod Viktors auf ihm, der von seiner H. gestorben war (Hesse, Narziß 195); jmdm. [gut, flott usw. ] von der H. gehen ([in Bezug auf eine Arbeit, Tätigkeit] von jmdm. rasch, ohne Schwierigkeiten erledigt, geschafft werden): Da gibt es Zeiten, wo alles nur so flutscht und die Arbeit von der H. geht (Freie Presse 19. 11. 87, 3); Faul bist du nicht, ... und dusslig kannst du auch nicht sein, sonst würde dir nicht alles so flott von der H. gehen (Danella, Hotel 173); etw. von langer H. vorbereiten, planen usw. (etw. lange u. sorgfältig vorbereiten, planen usw.; vgl. spätlat. longa manu = langsam [eigtl. = mit langer Hand]): Die Polizeiaktion war von langer H. vorbereitet (MM 20. 5. 75, 17); Die Flucht nach Übersee hatte Casper offensichtlich von langer H. geplant (Spiegel 46, 1993, 124); von langer H. eingefädelte Betrügereien mit immensen Gewinnspannen (Zeit 15. 2. 85, 20); etw. von der H. weisen (etw. [als unzutreffend, unzumutbar, abwegig] zurückweisen): ich würde das nicht ohne weiteres von der H. weisen; sich nicht von der H. weisen lassen/nicht von der H. zu weisen sein (offenkundig sein, nicht zu verkennen sein, sich nicht ausschließen lassen; wohl mit Bezug darauf, dass etwas, was sich auf der Hand befindet, deutlich sichtbar ist): diese Möglichkeit ist nicht [ganz] von der H. zu weisen; Der Riesenessay ist antithetisch entworfen und dies mit so großer Konsequenz, dass sich der Gedanke an ... Schwarzweißmalerei nicht immer von der H. weisen lässt (Reich-Ranicki, Th. Mann 170); ... wie die Dinge sich nun einmal entwickelt hatten, war es nicht ganz von der H. zu weisen, dass der Christengott über die Heidengötter so etwas wie einen Sieg davongetragen hatte (Thieß, Reich 231); von der H. in den Mund leben (seine Einnahmen sofort für seine Lebensbedürfnisse wieder ausgeben [müssen]; ohne finanziellen Rückhalt leben); von H. zu H. gehen (häufig den Besitzer wechseln); zur linken H., zur rechten H. (links, rechts); zu treuen Händen (geh., oft scherzh.; [in Bezug auf etw., was man einem anderen zur vorübergehenden Benutzung, zur Aufbewahrung od. dgl. anvertraut] zur guten, sorgsamen Behandlung, Verwahrung od. dgl.): vor seiner Abreise hatte er das Haus und die Schlüssel seinem Freund zu treuen Händen übergeben; hier hast du meinen Pulli zu treuen Händen - Wiedersehen macht Freude; etw. zur H. haben (etw. greifbar, verfügbar, bereit haben): So wenigstens lehrt es ein kleines Buch, das ich zur H. habe (Frisch, Montauk 104); zur H. sein (greifbar, verfügbar, vorhanden sein): eine Schere war gerade nicht zur H.; mit etw. zur H. sein (etw. bereit, verfügbar haben, damit zur Stelle sein): mit guten Angeboten ist er stets zur H.; In der Bundeshauptstadt war man zwar oft mit starken Worten zur H., doch scheute man dafür das ... volle Engagement (W. Brandt, Begegnungen 34); jmdm. zur H. gehen (jmdm. bei einer Arbeit durch Handreichungen helfen): Er sollte dem Leiter der Finanzabteilung zur H. gehen (Härtling, Hubert 248); Das lag an der verwitweten Frau Ferber, die ihm in der Küche zur H. ging (Brückner, Quints 58); zu Händen ([bei Briefanschriften an eine übergeordnete Stelle in Verbindung mit dem Namen der Person, in deren Hände die Postsache gelangen soll] zu übergeben an): zu Händen [von] Herrn Müller, (selten:) des Herrn Müller; Abk.: z. H., z. Hd., z. Hdn. 2. (veraltend) kurz für [Hand]schrift: eine saubere, leserliche, ausgeschriebene H. 3. (Fußball) Handspiel: absichtliche H.; angeschossene H. (unabsichtliches Handspiel, bei dem sich Hand od. Arm nicht zum Ball bewegen); der Schiedsrichter pfiff H., entschied auf H.; Hand! (Ruf, wenn ein Spieler den Ball mit der Hand berührt). 4. (Boxen Jargon) Schlag, Treffer: er brachte im Nahkampf immer einige Hände mehr unter als sein Gegner; nach einer schweren rechten H. (Schlag mit der rechten Faust) musste er auf die Bretter. 5. (Reiten) a) kurz für ↑"Vorhand" (3); b) kurz für ↑"Mittelhand" (2); c) kurz für ↑"Hinterhand" (2).
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