Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
gelinde
ge|lịnd, ge|lịn|de [mhd. gelinde, zu ↑"lind"]: 1. (geh. veraltend) a) mild, nicht rau: gelindes Klima; jener begünstigte Landstrich, ... gelinde und ohne Schroffheit (Th. Mann, Krull 10); b) von geringer Intensität; schwach, nicht stark: ein gelinder Regen, Schmerz; etw. bei gelindem Feuer braten; ... dass es den Lehrern fortan erlaubt sein solle, geringe Verstöße gegen die Schulordnung und Disziplin durch gelinde Ohrfeigen auf der Stelle zu ahnden (Augsburger Allgemeine 6./7. 5. 78, IV); die Speisen sind gelind[e] gewürzt; c) mild, nicht streng, nicht hart: mit einer gelinden Strafe davonkommen; aus der Sowjetunion dürfte Ghadhafi mehr oder minder gelinde Ermahnungen zu hören bekommen haben (NZZ 29. 8. 86, 3); d) schonend, vorsichtig: wusch sie meine Füße ..., trocknete sie gelinde ab (Fallada, Trinker 31). 2. (in Verbindung mit einem Verb des Sagens od. einem entsprechenden Subst.) abschwächend, schonend, vorsichtig [ausgedrückt], obgleich eigentlich ein stärkerer, weniger beschönigender Ausdruck angebracht wäre: „Frechheit“ ist nur ein gelinder Ausdruck für solch ein Benehmen; das Wort „Unverschämtheit“ ist noch sehr gelinde dafür; das war, g. gesagt, nicht gerade rücksichtsvoll von ihr; Was sich da gestern im Stadtverbandstag in Sachen Schloss tat, war - gelinde ausgedrückt - eine Sensation (Saarbr. Zeitung 30. 11. 79, 17). 3. (ugs.) aufgrund von Gemütsbewegungen nicht zu unterdrücken, nicht gering: gelinde Schadenfreude; ein gelinder Schauer lief ihm den Rücken hinunter; da packte sie gelinde Wut. ∙ 4. nur schwach geneigt, nur leicht ansteigend od. abfallend, nicht steil, nicht ↑"schroff" (1): ein großes Portal und eine breite, gelinde Treppe (Goethe, Italien. Reise 12. 3. 1787, abends [Neapel]).
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