Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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geben
ge|ben [mhd. geben, ahd. geban, urspr. = nehmen; bringen, reichen]: 1. a) (durch Übergeben, Überreichen, [Hin]reichen, Aushändigen) in jmds. Hände, Verfügungsgewalt gelangen lassen: jmdm. die Speisekarte, dem Portier den Schlüssel, einem Kranken das Essen g.; dem Patienten zu essen, zu trinken g.; dem Taxifahrer das Geld, seinen Lohn g.; sich eine Quittung g. lassen; jmdm. [zur Begrüßung] die Hand g.; jmdm. etw. in die Hand g.; etw. nicht aus der Hand g.; jmdm. Feuer g. (die Zigarette anzünden); Kaffee und Kuchen g. (seinen Gästen anbieten); [jmdm.] etw. auf Kredit g. (überlassen); [jmdm.] drei Mark für etw. g. (bezahlen); eine Ware billig, zu teuer g. (landsch.; verkaufen); wer gibt [Karten] (teilt die Karten zum Spiel aus)?; du gibst (Ballspiele; hast Aufschlag, bringst den Ball ins Spiel); ich gäbe viel darum, wenn ich das wüsste (ich wüsste es sehr gern); Ü geben Sie mir bitte Herrn Meier (verbinden Sie mich bitte mit Herrn Meier, rufen Sie ihn bitte ans Telefon); jmdm. gute Lehren mit auf den Weg g.; Vorsichtig schaltet sich Kochta ein, dämpft überschwängliche Hoffnung, gibt zu bedenken, dass geschrieben noch längst nicht gedruckt ist (Loest, Pistole 30); *was gibst du, was hast du (ugs.; sehr eilig, so schnell wie möglich; H. u.; viell. nach dem gedrängten Wortwechsel u. Austausch von Gesten bei Kauf, Tausch, Zug-um-Zug-Geschäften): was gibst du, was hast du weglaufen; b) als Geschenk, Spende in jmds. Besitz gelangen lassen: der Vater gibt dem Kind Geld für ein Buch; gibst du ihr etwas zum Geburtstag?; dem Bettler eine milde Gabe g.; bei den Sammlungen gibt er immer viel; sie gibt gern (ist freigebig); Ü sie gab ihm ihre ganze Liebe; Spr Geben ist seliger denn Nehmen (Apostelgeschichte 20, 35). 2. zu einem bestimmten Zweck überlassen, übergeben: jmdn. jmdm. als Begleiter, zur Begleitung g. (als Begleitung mit jmdm. mitgehen lassen); den Koffer in die Gepäckaufbewahrung, in Verwahrung g.; das Auto zur Reparatur, in die Werkstatt g.; den Jungen in die Lehre g.; das Kind in Pflege, in die Obhut der Eltern g.; Als er drei Jahre alt ist, gibt sie ihn in einen Kindergarten (Chotjewitz, Friede 11); den Aufsatz in Druck, zum Druck g. (veranlassen, dass er in die Druckerei kommt u. gedruckt wird); das Paket zur Post g. 3. a) (landsch.) irgendwohin tun: Zucker an/über die Mehlspeise g.; eine Decke auf den Tisch g.; b) (Ballspiele) abgeben, weitergeben, spielen: den Ball in die Mitte g. 4. a) bieten, gewähren, zukommen lassen: jmdm. ein Autogramm, ein Interview g.; jmdm. Zeit, eine Frist g.; jmdm. Rechenschaft, eine Chance g.; Der Saalepark ist das größte Einkaufszentrum ... und gibt 4 000 Menschen Arbeit (Woche 14. 3. 97, 58); die Ärzte geben der Kranken nur noch ein paar Wochen (nehmen an, dass sie nur noch ein paar Wochen zu leben hat); jmdm. keinen Grund, keine Gelegenheit zu etw. g.; [den Kunden] Kredit, Rabatt g.; jmdm. eine gute Erziehung g.; Für meine Fans gebe ich alles, was ich kann (Freizeitmagazin 10, 1978, 16); jmdm. ein Aufsatzthema g. (stellen); jmdm. das a g. (Musik; für ihn den Ton a erklingen lassen, damit er sich beim Stimmen, beim Einsatz usw. bezüglich der Tonhöhe daran orientieren kann); der Baum gab (spendete) uns Schatten; das Telefon gibt uns die Möglichkeit, Informationen schnell weiterzuleiten; (häufig verblasst:) [jmdm.] Unterricht g. (jmdn. unterrichten); der Lehrer gibt (unterrichtet) Deutsch und Englisch; jmdm. ein Zeichen g. (jmdn. auf etw. aufmerksam machen); Der zweite Angriff gegen 1.30 Uhr sei so überraschend und schnell gekommen, dass nicht einmal Alarm gegeben (ausgelöst) worden war (Bienek, Erde 315); [jmdm.] keine Antwort g. ([jmdm.] nicht antworten); sie hat [mir] keine Aufklärung darüber gegeben ([mich] darüber nicht aufgeklärt); einen Bericht über etw. g. (über etw. berichten); [jmdm.] Bescheid g. (jmdn. verständigen); [jmdm.] Nachricht g. (jmdn. benachrichtigen); [jmdm.] sein Wort, ein Versprechen g. ([jmdm.] etw. versprechen); jmdm. die Versicherung g. (versichern), dass nichts davon stimme; [jmdm.] einen Auftrag g. (jmdn. beauftragen); einen Befehl g. (etwas befehlen); Mir haben meine Eltern den schlichten Vornamen Karl gegeben (sie haben mich so genannt; Lentz, Muckefuck 7); [jmdm.] einen Beweis seiner Liebe g. (jmdm. seine Liebe beweisen); sie hat [ihm] ihr Jawort gegeben (einer Heirat zugestimmt); der Schiedsrichter gibt ein Tor, einen Freistoß (Sport; erkennt, entscheidet auf Tor, Freistoß); [jmdm.] die Erlaubnis g. (erlauben), etw. zu tun; [jmdm.] einen Rat g. (raten); Gesetze g. (erlassen); jmdm. einen Verweis g. (jmdn. rügen); jmdm. einen Kuss g. (jmdn. küssen); jmdm. einen Tritt g. (jmdn. treten); jmdm. einen Stoß geben (jmdn. stoßen); R gut gegeben (ugs.; gut geantwortet, eine schlagfertige Abfuhr erteilt)!; *es jmdm. g. (ugs.; 1. jmdm. gehörig die Meinung sagen. 2. jmdn. verprügeln); b) ↑"verleihen" (3): jmdm. Mut, Hoffnung g.; etw. gibt jmdm. Schwung, Auftrieb, Sicherheit; seinen Worten Nachdruck g.; Dieses 0 : 0 gibt uns hoffentlich die richtige Motivation für unser nächstes Heimspiel (Kicker 6, 1982, 46); „Ich hab Arbeit“, sagte Schocker und bemühte sich, seiner Stimme Gleichgültigkeit zu g. (Ossowski, Flatter 157); etw. ist jmdm. gegeben (als Anlage, natürliche Fähigkeit mitgegeben, etw. liegt jmdm.); mir ist es nicht gegeben, die Dinge leicht zu nehmen. 5. bewirken, dass etw. vorhanden ist; erzeugen, hervorbringen: die Kuh gibt Milch; der Ofen gibt Wärme; etw. gibt (ugs.; macht) Spaß. 6. veranstalten: ein Fest, ein Essen g.; eine Vorstellung, ein Konzert g.; Ich werde von zwei Veranstaltern in einem Hotel empfangen und bedrängt, den versprochenen Klavierabend zu g. (Gregor-Dellin, Traumbuch 74). 7. a) aufführen: was wird heute im Theater gegeben?; b) darstellen, spielen: eine Rolle, den Helden des Stücks g.; wie ein Akteur, der jahrzehntelang Offiziere gegeben hatte, aber ... für einen Kollegen eingesprungen war, um einen Zivilisten zu markieren (Bieler, Mädchenkrieg 344). 8. zum Ergebnis haben: zwei mal zwei gibt vier; das gibt keinen Sinn; der Junge gibt einen guten (wird ein guter) Kaufmann; was wird das g. (was wird daraus werden)?; was gibt das (ugs.; was wird daraus)?; Wein gibt (ugs.; macht) Flecke. 9. äußern, hervor-, herausbringen: keinen Laut, Ton von sich g.; Unsinn, Gemeinplätze von sich g.; Dieser Mann muss alles von sich g., was ihn bewegt. Er ist ein Schwärmgeist (Strauß, Niemand 91); er konnte es nicht so recht von sich g. (ugs.; er konnte sich nicht so recht ausdrücken). 10. (ugs.) erbrechen: alles wieder von sich g. 11. auf etw. Wert legen, einer Sache Bedeutung beimessen: viel auf gutes Essen g.; nichts auf jmds. Urteil, auf eine Behauptung, Warnung g.; etwas auf sich g. (auf sein Äußeres achten). 12. sich in bestimmter Weise verhalten, benehmen: sich gelassen, freundlich g.; Elsa hatte gehofft, dass sich die Dichterin in ihrer gewohnten Umgebung etwas unbefangener und gelöster g. würde (Strauß, Niemand 161); sich als biederer Bürger, als Experte g.; Vor allem die Programmierer geben sich gern als anarchische Elite (Woche 7. 11. 97, 19); Im Park viele Leute, die sich gaben, als genießen sie die sommerliche Sonne (Frisch, Montauk 205); Peer gibt sich, als wenn nie etwas zwischen uns gewesen wäre (Gabel, Fix 94); Berlin gab sich als eine vor Glück taumelnde Stadt (Loest, Pistole 49). 13. nachlassen u. aufhören: die Schmerzen werden sich g.; der gereizte Ton hatte sich immer noch nicht ganz gegeben (H. W. Richter, Etablissement 94). 14. (selten) sich finden, sich ergeben: wenn sich eine Gelegenheit gibt; das Übrige wird sich g. 15. vorhanden sein, existieren, vorkommen: es gibt einen Gott; in diesem Fluss gibt es viele Fische; sie ist die beste Spielerin, die es gibt; gibt es dich auch noch? (ugs.; Frage, wenn man jmdn. lange nicht gesehen hat); in dieser Stadt gibt es einige gute Restaurants; Mindestens 6 000 Arbeitsplätze könnten in Hamburg entstehen, wenn es die Schwarzarbeit nicht gebe. Davon ist die Handwerkskammer ... überzeugt (Hamburger Abendblatt 24. 8. 85, 11); Es wird sie immer g., jene Verrückten, die sich ... auf ihre Bretter stellen und kopfüber ins Tal stürzen (Woche 14. 11. 97, 52); ein bestochener Heizer wusste ..., dass es mich gab dort unten zwischen den Fässern (Frisch, Stiller 398); Im oberen Stockwerk, wo unser Zimmer lag, war es wohl immer dunkel, wenn es uns nicht gab (K. Mann, Wendepunkt 158); weil es ja in der ausgebombten Nietzschestraße noch kein elektrisches Licht gab (Hilsenrath, Nazi 75); das gibt es (das kommt vor); das gibt es ja gar nicht (existiert, besteht ja gar nicht); das, so etwas gibt es [bei mir] nicht (das kommt bei mir nicht infrage; das ist ausgeschlossen, nicht möglich); „Der Besitzer heißt Rolf Landert ...“ „Das gibts doch nicht, Schrag, haben Sie sich bestimmt nicht geirrt?“ (Ziegler, Liebe 42); (ugs.:) was es nicht alles gibt!; was gibt es [denn da] (ugs.; was ist [denn da] los)?; was gibt es Neues?; was gibt es (ugs.; was ist) da zu lachen?; es gab viel zu tun; davon gibt es die Fülle, die Masse (sehr viel); da gab es kein Entkommen (war kein Entkommen möglich); R da gibts [gar] nichts (ugs.; das steht außer Frage, dagegen ist nichts zu unternehmen, kein Einwand möglich): er ist der Beste, da gibts [gar] nichts; die ersten acht Jahre haben Karin und ich eine prima Ehe geführt, da gibt es nichts (Hörzu 9, 1978, 12). 16. angeboten, ausgegeben werden: was gibt es, gab es [zu essen, zu Mittag]?; Da sie immer zu Onkel Willi und Tante Anna kam, wenn es Streuselkuchen gab (Lentz, Muckefuck 171); Diverse Tortellini-Gerichte gibt es für 14,80 Mark (a & r 2, 1997, 117); an diesem Schalter gibt es Briefmarken (sind Briefmarken zu bekommen, zu kaufen); was gibt es heute im Theater, im Fernsehen (was wird heute im Theater, im Fernsehen geboten)? 17. kommen, eintreten, geschehen [werden]: es gibt [bald] Regen, ein Gewitter; Der Juni kam, und schließlich gab es große Ferien (Lentz, Muckefuck 88); Trotz zehn Wochen langer stationärer Behandlung ... gab es keine Besserung (Hackethal, Schneide 133); es gibt noch ein Unglück; Es hat eine sehr scharfe Auseinandersetzung zwischen den Polen und ihm gegeben (Kant, Aufenthalt 129); Es ist besser, wenn sie nicht sehen, dass ich dich mit reinnehme. Sonst gibt's nur Stunk (Hilsenrath, Nacht 182); heute wirds noch etwas g. (ugs.; wird es noch regnen, wird noch ein Gewitter kommen); Zuerst hatte es nur Ohrfeigen gegeben (Sommer, Und keiner 376); wenn du nicht ruhig bist, gibts was (ugs.; wirst du bestraft, bekommst du Schläge). ∙ 18. a) sich ergeben: Mit einem Satze springt er hinter dem Baum hervor und ... schreit: „Gib dich, Vermaledeiter!“ (Ebner-Eschenbach, Krambambuli 11); b) sich ↑"begeben" (1 a): Er warf sich nieder und betete leise mit Inbrunst ... Dann gab er sich zur Ruhe (Büchner, Lenz 93).