Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Grund
Grụnd, der; -[e]s, Gründe [mhd., ahd. grunt, eigtl. = Zerriebenes, Gemahlenes]: 1. a) Erdboden als Untergrund; Erdoberfläche, Boden: sumpfiger, fester G.; man ... tappte auf dem weglosen G. (Gaiser, Jagd 70); das Haus wurde bis auf den G. (bis aufs Fundament) abgerissen; ein Loch in den felsigen G. bohren; *den G. zu etw. legen (die Grundlage, Voraussetzung für etw. schaffen u. damit beginnen): sie hat den G. zu dieser Wissenschaft, Politik gelegt; in G. und Boden (zutiefst, sehr; völlig): sich in G. und Boden schämen; er hat sie in G. und Boden verdammt; jmdn. in G. und Boden reden (1. so lange u. heftig auf jmdn. einreden, dass es dieser schließlich aufgibt, Gegenargumente vorzubringen. 2. jmdn. nicht zu Wort kommen lassen); etw. in G. und Boden wirtschaften (etw. wirtschaftlich völlig ruinieren); von G. auf/aus (völlig, gänzlich, ganz u. gar): etw. von G. auf erneuern, ändern; ∙ aus dem G. (völlig, gänzlich; von Grund auf): die Musik bezähmt die wilde Leidenschaft, ... heilt die Milzsucht aus dem G. (Wieland, Musarion 949 ff.); b) (veraltend, noch landsch.) Erdreich; [Acker]krume: lehmiger, sandiger G.; der G. ist zu schwer für die Pflanzen; an ihren Stiefeln klebt der nasse G.; c) (bes. österr.) Grundbesitz; Grundstück: Der nachbarliche G. war noch unverbaut (Doderer, Wasserfälle 141); Die Tschechen geben ihren G. jetzt billiger her (Bieler, Mädchenkrieg 359); sie wohnen, wirtschaften auf eigenem G.; Im Landkreis Rottal-Inn steht ... ein Bauernhof mit neun Hektar G. (Wimschneider, Herbstmilch 5); *G. und Boden (Land-, Grundbesitz; seit dem frühen 15. Jh. bezeugter Ausdruck der Rechtsspr.): sie sitzt auf eigenem G. und Boden; der Wert meines G. und Bodens; ∙ liegender G. (↑"Liegenschaft" a, Grundstück, Grundbesitz; im Ggs. zur fahrenden Habe [↑"Habe"]): Geld muss ich haben, also verkauft nur einige liegende Gründe, lieber Rentmeister (Immermann, Münchhausen 88). 2. (geh. veraltend) kleines Tal, [Boden]senke: ein waldiger, kühler, felsiger G.; die Gründe und Schluchten des Gebirges; Die Pflanze wuchs ... namentlich in dem stillen -e, wo er sie ... zuerst gesehen (Th. Mann, Zauberberg 537). 3. a) Boden eines Gewässers: der moorige G. eines Tümpels; die Schwimmerin suchte G., fand keinen G., hatte endlich wieder G. unter den Füßen; Da hatte der Anker G. gefasst und schlierte durch den Schlamm (Schnabel, Marmor 86); der See war so klar, dass man bis auf den G. blicken konnte; auf dem tiefsten G. des Meeres; Schlammwolken, die aus dem G. des Weihers aufwirbeln (Gaiser, Jagd 39); Das Schiff lag mit dem Kiel auf dem G. (Schnabel, Marmor 36); ein feindliches Schiff in den G. bohren (geh.; versenken); auf G. laufen, geraten (sich festfahren); Ü im -e seines Herzens (geh.; im Innersten) verabscheute er diese Tat; *einer Sache auf den G. gehen (einen Sachverhalt zu klären suchen); einer Sache auf den G. kommen (die wahren Ursachen, Motive für etw. herausfinden); im -e [genommen] (bei genauer Betrachtung; genau genommen; eigentlich): im -e [genommen] hat er Recht; In Deutschland hat Vergil ... im -e nie den Ruhm des ersten und größten Dichters erlangt (Fest, Im Gegenlicht 259); b) (geh.) unterste Fläche, Boden eines Gefäßes, Behälters: auf dem G. des Fasses hat sich Zucker abgesetzt; die vermissten Sachen fanden sich schließlich auf dem G. des Koffers (zuunterst im Koffer); ein Glas bis auf den G. (vollständig) leeren. 4. einheitlich gestaltete od. wirkende Fläche, die den Hintergrund, den Untergrund für etw. bildet: der G. der Tapete, des Stoffes ist gelb; weiße Ringe auf blauem G.; von dem dunklen G. hebt sich das Muster nicht ab; ∙ Hier standen rings, im -e (im Hintergrund), Leibtrabanten (Kleist, Krug 7). 5. Umstand, Tatbestand o. Ä., durch den sich jmd. bewogen fühlt, etw. Bestimmtes zu tun, od. der ein aus ihm folgendes Ereignis od. einen aus ihm folgenden anderen Tatbestand erklärt; Motiv, Beweggrund: ein einleuchtender, hinreichender, schwerwiegender, triftiger, vernünftiger G.; der wahre G. für ihr Handeln war ...; taktische, berufliche, politische Gründe sprachen dagegen; was hat er als G. angegeben?; Gründe für etw. vorbringen; die Gründe des andern achten; es gibt keinen, nicht den geringsten G. zur Aufregung; ich habe G., misstrauisch zu sein; Darmstadt hatte ... allen G. zur Freude (Kicker 6, 1982, 40); dafür habe ich meine Gründe; die wackeren Männer ... werden ... schon ihre guten Gründe gehabt haben (Reich-Ranicki, Th. Mann 253); keinen G. zum Klagen haben; es besteht kein G. zur Aufregung; aus praktischen Gründen; sie haben aus unerfindlichen, aus verständlichen Gründen abgesagt; aus Gründen, die wir nicht zu vertreten haben; aus gutem G.; sie tat es aus dem einfachen G. (ugs.; einfach deshalb), weil ...; ohne ersichtlichen G.; Später, ... als er rasch und freilich nicht ohne G. zu einem der meistgeachteten ... Schriftsteller aufsteigen konnte (Reich-Ranicki, Th. Mann 109); *auf G. (↑"aufgrund"); aus diesem kühlen -e (ugs. scherzh.; ganz einfach aus diesem Grund; deshalb); ∙ auf den G. (auf Grund): ... den Kohlhaas ... auf den G. neuer Vergehungen zu stürzen (Kleist, Kohlhaas 73); zum -e liegen (zugrunde liegen): es schien dieser Nachricht ein Irrtum zum -e zu liegen (Kleist, Kohlhaas 61).
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