Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Gott
Gọtt, der; -es (selten in festen Wendungen -s), Götter [mhd., ahd. got, H. u.; viell. eigtl. = das (durch Zauberwort) angerufene Wesen od. = das (Wesen), dem (mit Trankopfer) geopfert wird]: 1. (im Monotheismus, bes. im Christentum) höchstes übernatürliches Wesen, das als Schöpfer Ursache allen Naturgeschehens ist, das Schicksal der Menschen lenkt, Richter über ihr sittliches Verhalten u. ihr Heilsbringer ist: der allmächtige, dreieinige, gütige, gerechte G.; G. Vater, Sohn und Heiliger Geist; G., der Allmächtige; der liebe G.; G. der Herr; der G. der Juden, der Christen, der Muslime; G. existierte für ihn nicht mehr, kein Glaube gab ihm Kraft (Loest, Pistole 57); Der G., der Eisen wachsen ließ, muss ihn erschaffen haben: 1,84 m groß, 100 kg schwer (Hörzu 6, 1976, 22); G. ist barmherzig; das walte G.! (1. ev. Rel.; das möge Gott uns schenken! 2. ugs.; Bekräftigungsformel); G. segne dich!; G. [sei] mit dir!; G. mit uns! (Wahlspruch der preußischen Könige); so wahr mir G. helfe (Eidesformel); G. anbeten, [zum Zeugen] anrufen, ehren, preisen, lieben, loben, leugnen, lästern; G. für die Errettung danken; G. sei Lob und Dank!; wie es G. gefällt (nach Gottes Willen); das Reich -es; -es Wort (wie es in der Bibel steht), Segen, Wille; Auf See ... sind wir alle in -es Hand (Hörzu 24, 1980, 47); diesen sabbelnden Pfaffen ..., der von -es Ratschluss sprach (Rocco [Übers.], Schweine 51); mit -es Hilfe; vor -es Angesicht, Thron; -es Sohn (Jesus); die Mutter -es (Jesu als des Gottmenschen); an G. glauben; auf G. vertrauen; bei G. schwören; die Toten sind bei G.; »Hier ruht in Gott ...« (Inschrift auf einem Grabstein); vor G. und der Welt; zu G. beten, flehen; Spr was G. tut, das ist wohl getan (Strophenanfang eines barocken Kirchenliedes); was G. zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden (in Bezug auf die Ehe; Matth. 19, 6); hilf dir selbst, so hilft dir G.; wer G. vertraut, hat wohl gebaut/hat nicht auf Sand/der hat auf keinen Sand gebaut; -es Mühlen mahlen langsam [mahlen aber trefflich fein] (für sein unrechtes, böses Tun wird man schließlich doch von Gott gestraft); an -es Segen ist alles gelegen; bei G. ist kein Ding unmöglich (Lukas 1, 37); Ü Ich bin kein Kultusminister, ... und ich bin schon gar nicht der pädagogische liebe G. (Spiegel 3, 1975, 46); Maiwald, spiel hier nicht den lieben G.! (v. d. Grün, Glatteis 144); *[großer/allmächtiger/guter/mein] G. [im Himmel]!, o/ach [du lieber/mein] G.! (Ausrufe der Verwunderung, Bestürzung, des Bedauerns o. Ä.): Ich hatte eine Braut und war Soldat. Mein G., was waren wir noch jung! (Frisch, Nun singen 148); Allmächtiger G. - das Wappen! schrie der Wirt (Langgässer, Siegel 64); [ach] G., ... (am Satzanfang als Ausdruck einer Überlegung; nun, ...): [ach] G., ich kann nicht klagen; grüß [dich, euch, Sie] G.! (landsch. Grußformel); G. zum Gruß! (veraltete Grußformel); behüt' dich G.! (südd., österr. Abschiedsgruß); vergelt's G.! (landsch. Dankesformel); G. behüte/bewahre; da sei G. vor! (Ausrufe des Erschreckens, der Abwehr): du meinst, es wird gleich Scherereien mit der Polente geben ... Da sei G. vor (Bieler, Bonifaz 213); G. steh mir/uns bei! (Ausruf des Erschreckens); wollte/gebe G., dass ... (hoffentlich ist es so, dass ...); G. soll mich strafen, wenn [nicht] ... (es ist bestimmt [nicht] wahr, dass ...); gnade dir usw. G.! (ugs. Drohung): wenn du das tust, dann gnade dir G.!; weiß G. (wahrhaftig, wirklich, gewiss, wie man doch weiß): das wäre weiß G. nicht nötig gewesen; G. weiß (ugs.; keiner weiß, es ist ungewiss): G. weiß, wann sich das ändert; sie hat es G. weiß wem [alles] erzählt; ein Disziplinarverfahren ..., das G. weiß wie endet (Becker, Tage 135); G. verdamm' mich (derber Fluch); so G. will (ugs.; wenn nichts dazwischenkommt): so G. will, sehen wir uns nächstes Jahr wieder; jmdn. hat G. im Zorn erschaffen (jmd. ist hässlich, abstoßend, sodass man am liebsten nichts mit ihm zu tun haben möchte); wie G. jmdn. geschaffen hat (scherzh.; nackt): sie stand da, wie G. sie geschaffen hat; G. hab ihn usw. selig (er ist nun auch schon gestorben; als Einschub nach der Nennung einer verstorbenen Person): unser lieber Freund, G. hab ihn selig, sagte immer ...; leben wie G. in Frankreich (ugs.; im Überfluss leben; ein unbekümmertes Wohlleben führen; viell. vermischt aus den älteren Wendungen »leben wie ein Gott« u. »leben wie ein Herr [= ein Geistlicher] in Frankreich«, wobei letztere auf das Wohlleben der frz. Geistlichkeit im MA. anspielt); jmds. G. sein (von jmdm. als sein höchstes Gut betrachtet u. aus einem übersteigerten Empfinden heraus abgöttisch geliebt werden): er, das Geld ist ihr G.; helf' G.! (Zuruf an einen Niesenden; nach der Vorstellung, dass beim Niesen etw. Böses aus dem Menschen heraus- od. in ihn hineinfahre); G. und die Welt (alles Mögliche, alle möglichen Leute): Wir unterhielten uns ... über G. und die Welt (Christiane, Zoo 266); War abgehauen daheim, und dann hatte ich einen Hass auf G. und die Welt (Fichte, Wolli 360); er kennt G. und die Welt (viele Leute); den lieben G. einen guten Mann sein lassen (ugs.; unbekümmert seine Zeit verbringen; d. h. also, sich Gott nicht als Rachegott vorstellen): Ich hab' keine Lust, den ganzen Tag ... zu werkeln, während er den lieben G. einen guten Mann sein lässt (Fels, Sünden 114); dass G. erbarm' (ugs.; erbärmlich schlecht; gelegentlich als Beurteilung einer Leistung): sie spielte, sang, dass G. erbarm'; ein Novembernachmittag, kalt und regnicht, dass G. erbarm' (Th. Mann, Buddenbrooks 18); G. sei Dank! (ugs.; Ausruf der Erleichterung); G. seis getrommelt und gepfiffen! (ugs. scherzh.; freudiger Ausruf sichtlicher Erleichterung); G. seis geklagt! (ugs.; leider!); G. befohlen! (geh. veraltend; Abschiedsgruß); dem lieben G. den Tag stehlen (ugs.; seine Zeit unnütz verbringen); um -es willen (1. Ausruf des Schreckens, der Abwehr. 2. Ausdruck einer inständigen, dringenden Bitte: machen Sie um -es willen keine ... Methode daraus [Sommerauer, Sonntag 77]); in -es Namen (ugs.; wie sehnlich gewünscht; schließlich einer Bitte entsprechend): wenn ihr alles nicht passt, dann soll sie sich doch in -es Namen eine eigene Wohnung nehmen; die ersten Erfahrungen mit der Liebe ... mit vierzehn Jahren ist man in -es Namen noch nicht reif dafür (Ziegler, Kein Recht 302); leider -es (ugs.; bedauerlicherweise): leider -es ist es nun einmal so; seinen Frieden mit G. machen (sich vor dem Sterben in Gottes Willen ergeben); jmd. ist [wohl] ganz und gar von G. verlassen! (ugs.; Ausruf des Unwillens, der Missbilligung); von -es Gnaden (hist.; durch die besondere Güte Gottes; Übers. von lat. gratia dei): ein Herrscher von -es Gnaden; Von Psychologie versteht er so viel wie du von Astronautik, aber er hält sich für einen Zuchthausdirektor von -es Gnaden! (ugs. scherzh.; rechnet sich eine besondere Qualität zu; Ziegler, Kein Recht 225); jmdn., etw. zu seinem G. machen (jmdn., etw. als sein höchstes Gut betrachten u. aus einem übersteigerten Empfinden heraus abgöttisch lieben). 2. (im Polytheismus) kultisch verehrtes übermenschliches Wesen als personal gedachte Naturkraft, sittliche Macht: heidnische Götter; die griechischen, germanischen Götter; Schönheit ist ein Geschenk der Götter (ein herrliches Geschenk, mit dem man von der Natur bedacht werden, das man aber nicht erwerben kann); Hermes ... ist der geschmeidige G. der Diebe (Th. Mann, Krull 206); *wie ein junger G. (strahlend schön, großartig; in der Regel nur auf Männer bezogen): wie ein junger G. spielen, tanzen; „Du bist ein Kerl“, sagte sie, „wie ein junger G.“ (Fels, Sünden 31); das wissen die Götter (ugs.; das ist ganz unbestimmt, ungewiss): ob sich der frühere Erfolg je wiederholt, das wissen die Götter; Götter in Weiß (ugs. iron.; ↑"Halbgott"): Es ist ... Mode geworden, an dem Thron zu rütteln, auf dem Ärzte, gelegentlich auch „Götter in Weiß“ genannt, sitzen sollen (Hörzu 20, 1976, 85).
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