Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Gesicht
1Ge|sịcht, das; -[e]s, -er [mhd., ahd. gesiht = das Sehen, Anblicken; Erscheinung, Anblick, Aussehen; Gesicht, zu ↑"sehen"]: 1. a) bes. durch Augen, Nase u. Mund geprägte Vorderseite des menschlichen Kopfes vom Kinn bis zum Haaransatz: ein hübsches, zartes, volles, hässliches G.; sein G. strahlte; ihr G. lief vor Wut rot an, verzerrte sich; das G. abwenden, verbergen; sich jmds. G. einprägen; jmdm. ins G. sehen, starren; jmdm./(auch:) jmdn. ins G. schlagen; sich eine [Zigarette] ins G. stecken (ugs.; eine Zigarette rauchen); er strahlte über das ganze G. (ugs.; sein ganzes Gesicht drückte die Freude über etw. aus); sie saß mit einer Zeitung vor dem G. auf der Bank; (auch von bestimmten [dem Menschen ähnlichen od. nahe stehenden] Tieren:) die Katze hat ein niedliches G.; Ü es waren lauter fremde, unbekannte -er (Leute, Menschen); *sein wahres G. zeigen (seine eigentliche Gesinnung, seinen wirklichen Charakter offen durch etw. zutage treten lassen, sich nicht mehr verstellen); jmdm. wie aus dem G. geschnitten sein (jmdm. sehr ähnlich sehen); jmdm. ins G. lachen (jmdn. mit herausforderndem, höhnischem Lachen ansehen); jmdm. ins G. lügen (jmdn. frech anlügen); jmdm. etw. ins G. sagen (jmdm. offen u. rückhaltlos etw. [Unangenehmes] sagen); jmdm. nicht ins G. sehen/blicken können (jmdm. gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, sich jmdm. gegenüber schämen u. deshalb seinen Blick nicht ertragen können); jmdm. ins G. springen (ugs.; mit großer Wut auf jmdn. losgehen, über jmdn. herfallen, jmdn. scharf zurechtweisen); den Tatsachen ins G./Auge sehen (eine Situation realistisch einschätzen u. entsprechend handeln); mit dem G. in die Butter fallen (eine unangenehme Situation glimpflich überstehen; wenn man fällt, ist es besser, in etw. Weiches zu fallen); jmdm. zu Gesicht[e] stehen (zu jmdm. passen): diese Äußerung steht dir schlecht zu G.; ∙ jmdm. etw. unters G. sagen (jmdm. etw. ins Gesicht sagen): Habt ihr gehört, was wir der Gräfin alles unters G. gesagt haben? (Goethe, Die Aufgeregten IV, 1); ∙ Seine G., nicht allein von Blattern entstellt, sondern auch des einen Auges beraubt, sah man die erste Zeit nur mit Apprehension (Goethe, Dichtung u. Wahrheit 4); b) Mensch (im Hinblick darauf, ob man ihn schon kennt od. nicht kennt): ein neues, bekanntes G.; lauter fremde, unbekannte -er; c) (selten) Vorder- od. Oberseite eines Gegenstands: das Butterbrot ist aufs G. (auf die mit Butter bestrichene Seite) gefallen; das Buch aufs G. (geöffnet mit der Schrift nach unten) legen. 2. Miene, Gesichtsausdruck: ein freundliches, trauriges, neugieriges G.; ein böses, beleidigtes G. machen; jmdm. etw. vom G. ablesen; *ein hippokratisches G. (Med.; Gesicht eines Schwerkranken, Sterbenden; nach dem altgriech. Arzt Hippokrates, um 460 bis um 370); ein anderes G. aufsetzen/machen (freundlicher, fröhlicher schauen; meist als Aufforderung); das G. wahren/retten (den Schein wahren, so tun, als ob alles in Ordnung sei; LÜ von engl. to save one's face); das G. verlieren (durch sein [enttäuschendes] Verhalten sein Ansehen verlieren, etw. von seiner Geltung einbüßen; LÜ von engl. to lose face; ostasiatischen Ursprungs, eigtl. = die würdige Haltung, die unbewegliche Miene verlieren): Die Bundesliga könnte allerdings jetzt dem Kompromiss zustimmen, ohne nach ihrer Boykott-Drohung das G. zu verlieren (Stuttgarter Zeitung 22. 10. 98, 10); ein G. machen wie drei/sieben/acht/zehn/vierzehn Tage Regenwetter (besonders mürrisch, verdrießlich dreinblicken); ein langes G./lange -er machen (enttäuscht dreinblicken); ein [schiefes] G. machen (missvergnügt dreinblicken, seinem Missfallen Ausdruck geben); etw. steht jmdm. im/ins G. geschrieben (etw. ist bei jmdm. als Gefühlsregung o. Ä. am Gesichtsausdruck deutlich erkennbar). 3. [charakteristisches] Aussehen, äußeres Erscheinungsbild: das G. der Stadt hat sich verändert; das G. einer Epoche prägen; durch den neuen Umschlag bekam die Zeitschrift ein anderes G.; dieses Land hat viele -er (kann sehr verschiedenartig erscheinen); *ein G. haben (das richtige, erwartete Aussehen haben): jetzt hat die Sache ein G.; ein anderes G. bekommen (in einem anderen Licht erscheinen, anders aussehen): durch diese Äußerung hat die Sache ein ganz anderes G. bekommen. 4. (veraltet) Sehvermögen, Gesichtssinn: sein G. wird schwächer; sie hat das G. verloren (ist erblindet); ∙ unsern -en erscheinen die lichten, die Sternlein im Tal (Goethe, Lila 2); *das zweite G. (Fähigkeit, Zukünftiges vorauszusehen; nach engl. second sight); jmdn./etw. aus dem G. verlieren (jmdn./etw. nicht mehr wahrnehmen, sehen; die Verbindung mit jmdm. verlieren); zu G. bekommen (zu sehen bekommen): ich habe den Brief nie zu G. bekommen; jmdm. zu G. kommen (von jmdm. gesehen, bemerkt werden); ∙ etw. fällt ins G. (etw. fällt auf, fällt ins Auge): Ich neigte mich, und ihr Trauring fiel mir ins G. (Goethe, Werther II, 4. Dezember); jmdn., etw. ins G. fassen (jmdn., etw. [an]sehen): Man ... drängte sich, sie ins G. zu fassen. Jedermann schien glücklich zu sein, sie anzusehn und von ihnen eines Blicks gewürdigt zu werden (Goethe, Lehrjahre II, 4); aus dem G. sein (außer Sichtweite sein): stürze mich in den Fluss, schwimm' unterm Wasser fort, bis ich glaubte, ihnen aus dem -e zu sein (Schiller, Räuber II, 3).————————
2Ge|sịcht, das; -[e]s, -e: Vision: -e haben.
2Ge|sịcht, das; -[e]s, -e: Vision: -e haben.