Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Geist
1Geist, der; -[e]s, -e [mhd., ahd. geist, eigtl. = Erregung, Ergriffenheit]: 1. a) das denkende Bewusstsein des Menschen, Verstandeskraft, Verstand: G. und Körper; sein G. ist verwirrt; seinen G. anstrengen; einen wachen, schöpferischen G. haben; den G. befriedigen; die Errungenschaften des menschlichen -es; R der G. ist willig, aber das Fleisch ist schwach (ein guter Vorsatz ist zwar oft vorhanden, aber seine Ausführung scheitert an der menschlichen Schwäche; nach Matth. 26, 41); *den/seinen G. aufgeben (1. veraltet, noch ironisch; sterben; nach Klagelieder Jeremia 2, 12: Deine Vorgängerin gab vor vierzehn Tagen plötzlich ihren G. auf [Erich Kästner, Schule 39]. 2. ugs. scherzh.; kaputtgehen, nicht mehr funktionieren: später hat die Vorderachse dann endgültig den G. aufgegeben [DM 34, 1965, 51]); den/seinen G. aushauchen (geh. verhüll.; sterben); jmdm. auf den G. gehen (ugs.; jmdm. äußerst lästig werden): Aber der ist mir mit seinen Fragen auf den G. gegangen (Hörzu 17, 1977, 42); Typen, die jeder schon erlebt hat, wie sie mit selbstgerechter Besserwisserei einem so herrlich unverfroren auf den G. gehen (MM 7. 10. 83, 40); im Geist[e] (in Gedanken, in der Vorstellung): im G. sind wir bei euch; ich sehe sie im G. vor mir; b) Scharfsinn, Esprit: seinen G. sprühen lassen; eine Unterhaltung voller G. und Witz; ein Mann von, ohne G. 2. Gesinnung; innere Einstellung, Haltung: der G. der Zeit; in der Klasse herrscht ein kameradschaftlicher G.; Thomas Mann war überzeugt, den deutschen G. im umfassendsten Sinne zu personifizieren (Reich-Ranicki, Th. Mann 12); Wenn wir uns der Verfolgung des freien -es während der Diktatur besinnen ... (R. v. Weizsäcker, Deutschland 31); wir handeln im G. des Verstorbenen (wie es sein Wille gewesen wäre); Die Sowjetunion ist bereit, sich auch künftig an G. und Buchstaben (an die Intention u. den genauen Wortlaut) der in Helsinki unterzeichneten Schlussakte der gesamteuropäischen Konferenz zu halten (horizont 12, 1977, 10); *... wes -es Kind jmd. ist (welcher Art sein Denken, seine Gesinnung in Wirklichkeit ist, wie er tatsächlich eingestellt ist; nach Luk. 9, 55): an ihren Äußerungen erkennt man bald, wes -es Kind sie sind. 3. klares Destillat von unvergorenen, mit Alkohol versetzten Früchten, bes. Beerenfrüchten: In einer Flasche fand sich ein lieblicher Rest gebrannten -es (Fussenegger, Haus 524).————————
2Geist, der; -[e]s, -er: 1. a) Mensch im Hinblick auf seine geistigen Eigenschaften: sie ist ein schöpferischer, genialer, erfinderischer, großer G.; er ist nur ein kleiner G.; Das Prinzip des Wider-Worts, des fleißigen Einwands ist nur für kleine -er belebend (Strauß, Niemand 43); die führenden -er unserer Zeit; Eine Selbstmordwelle, der die hervorragendsten, gefeiertsten -er zum Opfer fielen, würde die Völker aufschrecken (Reich-Ranicki, Th. Mann 200); -er wie ... Feuerbach, Wilhelm v. Humboldt, Bentham haben sich ähnlich abschätzig geäußert (NJW 19, 1984, 1062); Kritik an großen -ern verlangt äußerste Genauigkeit wenigstens im Ausdruck, wenn sie in der Sache strittig ist (Stern, Mann 336); R hier, da scheiden sich die -er (in diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander); große -er stört das nicht (ugs. scherzh.; das bringt mich nicht aus der Ruhe); b) durch bestimmte Eigenschaften des Wirkens od. Sichverhaltens charakterisierter Mensch: sie ist der gute G. unseres Hauses; Magda. Der gute G. der Familie, ihr Schutzengel (Danella, Hotel 37); das Kind ist wirklich ein unruhiger G.; *dienstbarer G. (ugs. scherzh.; Dienstbote, Dienstbotin; nach Hebr. 1, 14): Zimmerkellner rollen das Frühstück an ... Gefolgt von einer weiteren Schar dienstbarer -er (Hörzu 7, 1981, 22). 2. geistige Wesenheit: Gott ist G.; der Heilige G. (christl. Rel.; dritte Person der Dreieinigkeit); der böse G. (Teufel); der G. der Finsternis (geh.; Teufel); *jmdm. als Heiliger G. erscheinen, jmdm. den Heiligen G. schicken (Schülerspr., Soldatenspr. veraltet; in Verkleidung jmdn. nachts, wenn er schläft, aufsuchen, um ihn zu verprügeln). 3. Gespenst, Spukgestalt: gute, böse -er; ihm erschien der G. des Toten; -er beschwören; du siehst ja aus wie ein G. (siehst ganz blass aus); *von allen guten -ern verlassen sein (ugs.; etw. völlig Unvernünftiges, Törichtes, Konfuses tun).
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