Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Gefühl
Ge|fühl, das; -s, -e [für spätmhd. gevūlichkeit, gevūlunge, zu ↑"fühlen"]: 1. das Fühlen (1); (durch Nerven vermittelte) Empfindungen: ein prickelndes G.; Furchtbarer Schreck, elektrisierendes G. in Armen und Beinen, Ameisenlaufen im Rücken von Nacken bis Steiß (Hackethal, Schneide 36); das G. für warm und kalt, für glatt und rau; ein G. des Schmerzes in der Magengegend spüren; Wie er seine Arme um sich spürte, an seine Brust gedrückt wurde, bekam er ein flaues G. im Magen (Kühn, Zeit 185); kein G. mehr in den Fingern haben; dem G. nach (danach zu urteilen, wie es sich anfühlt) ist es Holz. 2. das Fühlen (2); seelische Regung, Empfindung des Menschen, die seine Einstellung u. sein Verhältnis zur Umwelt mitbestimmt: ein beglückendes, erhebendes, beängstigendes G.; patriotische -e; widerstrebende -e bewegen jmdn.; ein [heißes] G. der Dankbarkeit, Angst überkommt, ergreift mich; ein G. wie Weihnachten (ugs. scherzh.; ein Glücksgefühl); seine -e unterdrücken, beherrschen, zeigen, verbergen; es ginge der sowjetischen Führung beim 40. Jahrestag des Kriegsendes nicht darum, antideutsche -e zu schüren (R. v. Weizsäcker, Deutschland 31); ein Stimulans ..., das imstande war, seine altersschwachen und erschlafften -e aufzupeitschen (Langgässer, Siegel 365); zärtliche -e für jmdn. empfinden, hegen; ein G. für jmdn. entdecken; ein G. in jmdm. wecken; ein G. der Liebe, der Erleichterung, der Furcht, der Scham, des Hasses empfinden; ein G. der Überlegenheit haben; Die geistreiche Darstellung und Kommentierung der -e Jupiters zur jungen Alkmene ... (Reich-Ranicki, Th. Mann 77); „Ja, manchmal hab ich -e (ugs.; empfinde, fühle ich etwas)“. „Und wovon hängt das ab?“ „Ja, wenn die sympathisch sind.“ (Schmidt, Strichjungengespräche 207); jmds. -e (Zuneigung) erwidern; kein G. haben (keine Fähigkeit zur inneren Anteilnahme haben); seinen -en Ausdruck geben; im Aufruhr, im Widerstreit der -e; so zeugt ihr Verhalten doch von beträchtlicher Würde, von einer seltenen Klarheit und Kraft des -s (Strauß, Niemand 114); ein Film mit viel G. (iron.; ein sentimentaler Film); sich von seinen -en hinreißen lassen; Du läufst davon, weil du vor deinen -en Angst hast (Eppendorfer, Gesichtslandschaften 48); *mit gemischten -en (nicht unbedingt mit Freude, sondern sowohl Freude als auch ein gewisses Unbehagen verspürend, da unklar ist, was geschehen wird): Der in der DDR lebende Fritz Rudolf Fries schreibt über Heinrich Mann mit gemischten -en (Reich-Ranicki, Th. Mann 114); das höchste der -e (ugs.; das Äußerste, was in Bezug auf etw. Bestimmtes möglich ist, sich machen, einrichten lässt; aus Mozarts „Zauberflöte“ [Text von K. L. Giesecke]): ein Gewinn von 80 Mark wäre das höchste der -e; eine Stunde bleibe ich noch, das ist aber das höchste der -e. 3. a) gefühlsmäßiger, nicht näher zu erklärender Eindruck; Ahnung: ein beklemmendes, undeutliches G.; ein G. haben, als ob es gleich losgeht; bei etw. ein ungutes G. haben; er hatte das dunkle G., dass die Sache nicht gut gehen würde; ich habe das G./werde das G. nicht los, dass sie uns etwas verschweigt; er hatte das sichere G., Ulrike sehe ... ihm ... zu (Kirst, Aufruhr 137); Aber bei Lakatos kann ich mich eines gewissen abergläubischen -s nicht enthalten (Roth, Beichte 122); *etw. im G. haben (etw. instinktiv wissen); b) Fähigkeit, etw. gefühlsmäßig zu erfassen; Gespür: ein musikalisches G.; der eklatante Mangel an Sodtbaums Arbeit war das Fehlen sprachlichen -s (Loest, Pistole 255); ein G. für Rhythmus, für Recht und Unrecht, ein feines, sicheres G. für etw. haben; Es ist eigentlich schade, dass ich bald abreisen werde, wo ich allmählich ein G. bekomme für das Spanische (Brot und Salz 118); sich auf sein G. verlassen; das muss man mit G. machen; etw. nach G., (salopp scherzh.:) nach G. und Wellenschlag (nach grober Einschätzung, ohne genaue Berechnung od. Prüfung) tun.