Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Gang
1Gạng, der; -[e]s, Gänge [mhd., ahd. ganc, eigtl. = das Schreiten; das Spreizen der Beine, nicht verw. mit ↑"gehen"]: 1. a) Art u. Weise, Bewegung des Gehens (1); Art der Körperhaltung beim ↑"Gehen" (1): ein schlaksiger, federnder, aufrechter G.; dunkelblondes Haar mit goldenen Strähnen darin, dunkle Augen, eine leicht gebräunte Haut und ein fast schwebender G. mit flinken Bewegungen aus der Hüfte (Gregor-Dellin, Traumbuch 120); sein G. war schwerfällig; die Frau hatte einen schleppenden G.; er beschleunigte seinen G.; ich denke, er will sich zur Ruhe zwingen, indem er diesen betont ruhigen G. anschlägt (H. Gerlach, Demission 79); sie erkannten ihn am G.; b) (Tierzucht) Gangart von Pferden u. anderen Reit- od. Zugtieren: Dem echten Reitpferd wird nichts durch Gewohnheit andressiert, wie zum Beispiel im Zirkus ..., wo es die Gänge ... automatisch nach der Musik herunterspult (Dwinger, Erde 146). 2. das ↑"Gehen" (1) einer Strecke [mit einem bestimmten Ziel]: sie machten einen G. (Spaziergang) durch den Park; ich habe noch einige Gänge (Besorgungen) zu machen; Damit auch Berufstätige die Chance haben, ihre Gänge zu erledigen, ... (Welt 9. 11. 77, 25); Solange das Aufgebot aushängen musste, verschob Gustl noch seinen G. zum Amtsarzt (Kühn, Zeit 209); einen schweren, bitteren G. tun, gehen [müssen] (irgendwohin gehen [müssen], wo einen etw. Unangenehmes erwartet); er begegnete ihm auf seinem G. zum Bahnhof; Ü jmdn. auf seinem letzten G. begleiten (geh. verhüll.; an jmds. Beerdigung teilnehmen); *ein G. nach Canossa (als erniedrigend empfundener Bittgang; "Canossa").3. die ununterbrochene Bewegung, das Laufen einer Apparatur, Maschine o. Ä.: der G. der Uhr ist unregelmäßig; die Anlage ist die ganze Nacht über in G. (in Betrieb); *etw. in G. bringen, setzen (bewirken, dass etw. in Bewegung gerät, zu funktionieren beginnt): einen Motor wieder in G. bringen; Die Spülmaschine gefüllt und in G. gesetzt (M. Walser, Seelenarbeit 182); er hat die Verhandlungen [wieder] in G. gebracht; Der Alte versucht ein Aufklärungsgespräch in G. zu bringen (Sobota, Minus-Mann 21); etw. in G. halten (etw. nicht zum Stillstand kommen lassen): bei Stromausfall hält ein Notaggregat die Motoren in G.; Das Leben konnte nur mit Anstrengungen in G. gehalten werden (Baum, Paris 64); in G. kommen (in Bewegung geraten, zu funktionieren beginnen): Erst ab 1,5 Promille kommt das Gespräch in G. (Chotjewitz, Friede 174). 4. Ablauf; Verlauf, den etw. nimmt: der G. der Ereignisse, der Geschäfte; den G. der Geschichte, Gedanken nachvollziehen; und mit Vergnügen verzeichnete er im -e seiner Versuchsreihen die zahlreichen Fälle bestätigenden Gelingens (Th. Mann, Joseph 356); *seinen [geordneten] G. gehen (sich so entwickeln, so verlaufen, wie es zu erwarten ist): es geht alles wieder seinen alten G.; wenn der Antrag ordnungsgemäß eingereicht ist, wird die Sache ihren G. gehen; im Gang[e]/in G. sein (1. in Bewegung, Aktion sein; im Ablauf begriffen sein: es war erst vier Uhr morgens, aber sie war schon im Gang[e]; die Feier war bereits in vollem Gang; Morgens auf dem Weg zum Arbeitsamt waren die Vögel immer mächtig in Gang [Kempowski, Uns 72]; brausendes Gelächter, ... Johlen, ... „Der Jachmann ist wieder mal hübsch im Gang«, sagt Pinneberg [Fallada, Mann 111]. 2. als gegen jmdn., etw. gerichtete Aktion [heimlich] vorbereitet werden: gegen den Minister scheint etwas im Gang[e] zu sein). 5. (Sport) Abschnitt im Verlauf eines sportlichen Kampfes: er war nach dem zweiten G. (Durchgang) kampfunfähig; Der KSV wird vor seinem nächsten Spiel ... ein Trainingslager beziehen ... Man will voll „aufgetankt“ diesen schweren G. bestreiten (Bild 31. 3. 64, 6). 6. (Technik) a) Stufe der Übersetzung des Getriebes an Fahrzeugen: der erste G. springt beim Anfahren manchmal heraus (Zenker, Froschfest 174); den ersten G. einlegen, einkuppeln, (ugs.:) reindonnern, reinhauen, reinwürgen; den G. [he]rausnehmen (in den Leerlauf schalten); im dritten G. fahren; in den zweiten G. schalten; Ü den vierten, fünften G. einschalten (ugs.; sein Tempo bei etw. steigern); auf langsamen G. kaufen (ugs.; auf Raten kaufen); er hat heute bei der Arbeit auf kleinen G. geschaltet (ugs.; im gemächlicheren Tempo gearbeitet); *einen G. zulegen (ugs.; sein Tempo bei etw. steigern): Bei Autowrackbeseitigung einen G. zulegen (MM 14. 8. 74, 11); einen G. zurückschalten (ugs.; sein Tempo bei etw. mäßigen); b) kurz für ↑"Gewindegang". 7. a) von Bäumen, Sträuchern, Zäunen o. Ä. umschlossener od. überdachter Weg; Laubengang: der G. einer Allee; die Gänge, die durch den Wald führen; b) unterirdischer Weg, Stollen o. Ä.; c) Hausflur; ↑"Korridor" (1): Küche, Wohnzimmer und G. wurden von den Flammen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen (NZZ 25. 12. 83, 23); am Ende des -es befindet sich das Büro; auf dem G. warten; das Fahrrad steht unten im G. 8. (Geol.) von einem Erz od. Mineral ausgefüllte Ader od. Spalte im Gestein: einen Erz führenden G. abbauen. 9. (Kochk.) einzelnes Gericht in der Speisefolge einer Mahlzeit: das Festessen hatte fünf Gänge; Es war für mich die erste Mahlzeit mit mehreren Gängen seit Kriegsbeginn (Leonhard, Revolution 148).————————
2Gạng, der; -s [zu ↑"gehen"] (Seew.): a) Gruppe zusammenarbeitender Leute an Bord eines Schiffes; b) Arbeitskolonne im Hafen.
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3Gang [gɛŋ], die; -, -s [engl. gang = 1"Bande"; Gruppe, Trupp; zusammengehörende Dinge, ↑"Satz" (6), eigtl. = das (Zusammen)gehen, verw. mit 1"Gang"]: a) [organisierter] Zusammenschluss von Verbrechern: Wenn eine G. krimineller Giftmülltransporteure eine lebensbedrohende Gefahr für die 60 Millionen Bewohner der BRD heraufbeschwören konnte, ... (Prodöhl, Tod 246); Mitglieder einer G. hatten ihn entführt; b) Bande von meist verwahrlosten Jugendlichen, die sich von der Gesellschaft nicht angenommen fühlen u. deshalb zu Gewalthandlungen neigen: Eine ... Rockerstudie ... empfiehlt, Rocker aufzuspüren und die G. gleich zu zerschlagen (Zeit 7. 2. 75, 56).
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