Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Fuß
Fuß, der; -es, Füße u. - [mhd. vuoʒ, ahd. fuoʒ; vgl. griech poús, lat. pes]: 1. a) durch das Sprunggelenk mit dem Unterschenkel verbundener unterster Teil des Beines beim Menschen u. bei Wirbeltieren: ein schmaler, zierlicher F.; laufen, so schnell [einen] die Füße tragen; dreihundert Füße tappten über schlammige Feldwege (Böll, Erzählungen 22); den linken, rechten F. vorsetzen; große, geschwollene, kalte Füße haben; Die Möwen hatten ihre roten Füße ... unter ihr ... Gefieder gelegt (Ott, Haie 367); ich habe mir den F. verstaucht, gebrochen; ich habe den F. verstaucht (mein Fuß ist verstaucht); seine Füße versagten ihm (er war zu schwach), er musste sich hinunterheben lassen (B. Frank, Tage 116); er hatte Füße wie Blei (von Müdigkeit ganz schwere Füße u. Beine); den F. in die Tür (in die Türöffnung) setzen (damit sie von innen nicht zugemacht werden kann); bei dem Regen konnte man keinen F. vor die Tür setzen (konnte man nicht nach draußen gehen); keinen F. mehr über jmds. Schwelle setzen (jmds. Wohnung nicht mehr betreten); ich muss mir erst die Füße waschen; den F. vom Gas nehmen (ugs.; beim Autofahren den Druck des Fußes auf das Gaspedal vermindern u. langsamer fahren); leichten, beschwingten -es (geh.; mit leichten, beschwingten Schritten); sie kamen noch trockenen -es (ohne nasse Füße zu bekommen) nach Hause; Erfrierungen an beiden Füßen; er hat/ist mir mit voller Wucht auf den F. getreten; da tritt man sich gegenseitig auf die Füße (so überfüllt ist es); bei F.! (Kommando für den Hund); Worauf Matern ... den Hund Pluto bei F. pfeift (Grass, Hundejahre 49); mit bloßen Füßen; mit dem F. stampfen; das Geröll geriet unter ihren springenden und rutschenden Füßen in Bewegung (Schnabel, Marmor 88); von einem F. auf den anderen treten; Auf den Zehenspitzen setzte er F. vor F. (Jaeger, Freudenhaus 229); zu F. gehen (einen Weg im Gehen zurücklegen u. nicht fahren); jmdm. zu Füßen fallen (sich vor jmdm. auf die Knie werfen); jmdm. zu Füßen (etw. unterhalb von jmdm. [ihm aufmerksam zugewandt]) sitzen; Ich trete ans Fenster ... und schaue auf das bunte ... Treiben zu meinen Füßen (Jens, Mann 95); R warme Füße - kühler Kopf; *wie eingeschlafene Füße schmecken (salopp; fade schmecken); stehenden -es (sofort; LÜ von lat. stante pede; nach einer alten Rechtsformel, die besagte, dass man sich sofort, an Ort und Stelle gegen ein ungerechtes Urteil wehren musste, damit es nicht rechtskräftig wurde): des Äußersten gewärtig, begab ich mich stehenden -es in meines Vaters Zimmer (Th. Mann, Krull 70); [festen] F. fassen ([von Personen, Ideen usw.] sich nach einer geraumen Zeit in einer neuen Umgebung integrieren [u. durchsetzen], sich einen festen Platz schaffen): Penner ... Nirgends fassten sie für länger F. (Fels, Sünden 45); kalte Füße bekommen/kriegen (ugs.; ein [gemeinsames] Vorhaben aufgeben, weil man inzwischen Bedenken hat): Ein ... angeheuerter „Killer“ bekam kalte Füße und verriet diesen 100 000-Mark-Auftrag der Polizei (MM 2. 8. 78, 11); Füße bekommen haben (↑"Bein" 1); sich die Füße nach etw. ablaufen, wund laufen (↑"Bein" 1); sich die Füße vertreten (sich nach längerem [beengtem] Sitzen etw. Bewegung verschaffen): Manche der Burschen ließen das Gefährt ziehen und schlenderten, um sich die Füße zu vertreten, ... die Trampelpfade (Gaiser, Jagd 34); sich kalte Füße holen (ugs.; mit etw. keinen Erfolg haben); jmdm. den F. auf den Nacken setzen (geh.; jmdn. seine Macht fühlen lassen); (bei jmdm.) einen F. in der Tür haben (sich an einem bestimmten Ort Einfluss verschafft haben); etw. an den Füßen haben (vermögend sein); auf eigenen Füßen stehen (selbstständig, unabhängig sein); sich auf eigene Füße stellen (sich selbstständig, unabhängig machen); auf freiem F. sein (noch nicht/nicht mehr in Haft, im Gefängnis sein; eigtl. = ohne Fessel am Fuß[gelenk]); jmdn. auf freien F. setzen (jmdn. freilassen; eigtl. = die Fessel vom Fuß[gelenk] nehmen): Gegen eine Kaution ... wurde Akers wieder auf freien F. gesetzt (DM 5, 1966, 4); auf den/seinen letzten Füßen gehen (veraltend; sehr alt od. sehr krank sein u. darum dem Tode nahe); auf großem F. leben (1. aufwendig leben. 2. scherzh.; eine große Schuhgröße haben); mit jmdm. auf freundschaftlichem, gespanntem o. ä. F. leben/stehen (mit jmdm. in einem freundschaftlichen, gespannten o. ä. Verhältnis leben; veraltet Fuß = Grundlage, Verhältnis): zeig mir, wo geschrieben steht, dass die Brauteltern mit den Eltern des Bräutigams auf freundschaftlichem F. stehen müssen (Kemelman [Übers.], Mittwoch 169); auf tönernen/schwachen/schwankenden/(ugs.:) wackligen Füßen stehen (keine feste Grundlage haben; nach dem Koloss auf tönernen Füßen im A. T., Dan. 2, 31-35); auf festen Füßen stehen (eine gesicherte materielle Grundlage haben); immer [wieder] auf die Füße fallen (↑"Bein" 1): diese Beziehungen hatten ... manchmal auch ein böses Ende gefunden, doch Rolf war immer wieder auf die Füße gefallen (Borell, Verdammt 214); jmdm. auf den F./auf die Füße treten (ugs.; 1. jmdn. zurechtweisen. 2. jmdn. zur Eile antreiben); auf dem Fuß[e] folgen (1. unmittelbar folgen: jmdm. auf dem -e folgen. 2. sofort nach etw. geschehen); jmdn., etw. mit Füßen treten (jmdn., etw. gröblich missachten): Damit sei der Volkswillen einer ganzen Region „mit Füßen getreten“ worden (Baselland. Zeitung 21. 3. 85, 3); mit den Füßen abstimmen (ugs.; sich durch Hingehen, Weggehen od. Wegbleiben für od. gegen etw. entscheiden); mit dem linken F. zuerst aufgestanden sein (↑"Bein" 1); mit einem F. im Grabe stehen (↑"Bein" 1): Ich stehe mit einem -e im Grabe, mir bleibt nur eine kurze Frist (Th. Mann, Buddenbrooks 514); mit einem F. im Gefängnis stehen (↑"Bein" 1); jmdm. vor/über die Füße laufen (ugs.; jmdm. zufällig begegnen); (eine Wegstrecke o. Ä.) unter die Füße nehmen (gehen; gehend, laufend bewältigen): eine Fünfergruppe, welche gemeinsam den letzten Kilometer unter die Füße nahm (NZZ 2. 9. 86, 33); jmdm. etw. vor die Füße werfen (jmdm. zornentbrannt etw. zurückgeben, niederlegen); zu F. ([durch Fortbewegung] auf den Füßen; durch Gehen): bist du den Weg gefahren oder zu F. gegangen?; wir kommen zu F.; gut, schlecht zu F. sein (aufgrund der Beschaffenheit seiner Füße gut, schlecht eine längere Strecke gehen können): Änne ..., schlecht zu F. in ihren ausgelatschten Schuhen (Degener, Heimsuchung 115); jmdm. zu Füßen liegen (geh.; jmdn. über die Maßen verehren): das alles ... war sein Werk, Berlin, so sah es aus, lag ihm zu Füßen (Loest, Pistole 50); jmdm. etw. zu Füßen legen (geh.; jmdm. etw. aus Verehrung darreichen); b) (südd., österr., schweiz.) Bein: nimm deine Füße weg!; *die Füße unter jmds. Tisch strecken (↑"Bein" 1); mit beiden Füßen [fest] auf der Erde, im Leben stehen (↑"Bein" 1); ∙ *mit jmdm. über den F. gespannt sein (mit jmdm. in einem gespannten Verhältnis leben; zu: Fuß = Grundlage; Verhältnis): Zwar bin ich seit geraumer Zeit ein wenig übern F. mit ihm gespannt (Lessing, Nathan II, 2); c) letzter Teil der Gliedmaßen von Insekten; d) Fortbewegungsorgan bei Weichtieren: der F. der Schnecke. 2. a) tragender Teil von [Einrichtungs]gegenständen: der F. eines Glases; Im Vorzimmer stand ... eine Petroleumlampe mit breitem F. (Doderer, Wasserfälle 102); die Füße eines Tisches absägen; b) unterer Teil, von dem aus etw. in die Höhe ragt; Sockel: am F. der Burg, des Denkmals, des Berges; Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch standen wir am -e einer Anhöhe (Leonhard, Revolution 153); der F. einer Säule. 3. den ↑"Fuß" (1 a) bedeckender Teil des Strumpfes. 4. [veraltetes] Längenmaß unterschiedlicher Größe: ein englischer, hessischer F.; ein Rohr von 50 F. Länge; Der Kampf ... geht wieder los, F. um F., Meter um Meter (Grzimek, Serengeti 163). 5. kurz für ↑"Versfuß". ∙ 6. Maßstab, Wertmesser: Ein Narre erkauf' ein Liebchen sich auf diesen F. (auf diese Art u. Weise; Wieland, Sommermärchen 408).
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